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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die Gesichter der anderen kaum sehen. Vielleicht war das aber auch besser so. Er spürte jedenfalls trotz allem, dass alle Blicke sich ihm zuwandten. »T ja, ich habe eigentlich auch nichts mehr dazu zu sagen, und… Wie soll ich mich ausdrücken? Eigentlich…«
    »B orro!«, fuhr Zalea streng dazwischen und brachte ihn mit seinem verlegenen Gestammel zum Schweigen.
    »D ieser Baum war größer als die Riesenbäume, für die die Wälder am Langen See bis heute bekannt sind! Die Wohnbäume der Halblinge und die Herdenbäume, auf deren Ästen sich ihre Baumschafe tummeln, sind kleine Sträucher dagegen«, fuhr Lirandil ungerührt fort. »U nd obwohl dieser Runenbaum überdeutlich aus dem Wald herausragt, ist er nicht einfach zu finden. Man muss genau wissen, wo man ihn sucht, sonst übersieht man ihn trotz seiner enormen Ausmaße. Es ist die Magie, die diesen Baum verbirgt. Ein Zauber, mit dem der Erste Elbenkönig verhindern wollte, dass die Macht, die mit diesem Gewächs gesammelt werden kann, einst missbraucht würde.«
    »F ahrt fort! Was Ihr sagt, klingt interessant, werter Lirandil.«
    »D er Kampf, den die Elben damals an der Seite der Ersten Götter gegen Ghool führten, zog sich über ein ganzes Zeitalter hin, auch wenn man sich heute wohl nur gerade noch an die Schlacht am Berg Tablanor erinnert«, setzte Lirandil seinen Bericht fort. »A ber die besondere Magie, die diesen Baum vom ersten Augenblick an erfüllte, ließ ihn schneller wachsen als irgendein anderes der riesigen Gewächse, die bis heute den Halblingwald beherrschen. Mithilfe dieses magischen Baums sammelte der Erste Elbenkönig all die dunklen Kräfte, die er in der letzten Schlacht gegen Ghool einzusetzen gedachte. Als der Baum eine gewisse Größe erreicht hatte, schlug Elbanador aus einem einer Äste einen Stab– nicht dicker, als dass eine Hand ihn zu umfassen vermochte. Auf diesem Stab bildeten sich dunkle Runen– und in ihm schlummerte eine mächtigere Magie, als sie je zuvor ein Elb verwendet hatte. Das ist die Waffe, mit der Elbanador an der Seite der Ersten Götter in die Schlacht am Berg Tablanor zog. Er nannte sie ›Elbenstab‹.«
    »E in Euphemismus, wie er typisch für die Elben ist«, unterbrach Brogandas Lirandils Redefluss. »M an hätte ihn ›Stab der Dunkelheit‹ oder ›Stab der Dunklen Kraft‹ oder so nennen können…« Brogandas schüttelte den Kopf. »A ber stattdessen einfach nur ›Elbenstab‹! Ich vermute, dass kein einziger Elbenkrieger und schon gar keiner ihrer Magier und Schamanen ihm in die Schlacht gegen Ghool gefolgt wären, wenn sie geahnt hätten, was die wahre Natur dieses Stabes war.«
    »G eahnt haben es viele«, widersprach Lirandil. »G ewusst wohl nur wenige. Aber vielleicht wollten die meisten derer, die damals mit Elbanador in den Kampf zogen, diese Dinge gar nicht so genau wissen, denn der Einsatz dieser verbotenen Kräfte widersprach allem, was je innerhalb der Elbenheit für gut und richtig gehalten wurde! Brass Elimbor hat mit Sicherheit die Zusammenhänge erkannt– aber er vermag bis heute nicht darüber zu reden.«
    »W as geschah mit dem Elbenstab?«, fragte Arvan.
    »N achdem Ghool gebannt war, vernichtete Elbanador diese Waffe«, erklärte Lirandil. »E s ist nicht überliefert, wie genau dies geschah, aber die Magie der Elben war damals noch sehr mächtig, und es besteht kein Zweifel daran, dass er Mittel und Wege zur Verfügung hatte, um es zu vollbringen.«
    »A ber er hätte jederzeit zum Runenbaum gehen und sich einen neuen Elbenstab anfertigen können«, schloss Arvan.
    »D as trifft zu. Allerdings war er der Überzeugung, dass diese Macht sehr leicht missbraucht werden konnte, und er misstraute nicht zuletzt seinem eigenen Volk in dieser Hinsicht. Darum traf er alle möglichen magischen Vorkehrungen, die das Auffinden des Baums erschweren sollten. Vermutlich glaubte er, dass noch für viele Ewigkeiten nur er selbst von der Existenz dieses Baums wissen und seine Macht im äußersten Notfall anwenden sollte. Wie ich schon erwähnte, misstraute er allen. Seinen Verbündeten, den Ersten Göttern, ebenso wie seinem eigenen Volk. Ja, er schien es nicht einmal für ausgeschlossen zu halten, dass in ihm selbst eine dunkle Gier nach Macht erwachen könnte, die ihn vielleicht einmal dazu antreiben würde, diese Kräfte zu missbrauchen. Auch dafür hat er anscheinend Vorkehrungen getroffen. Die Einzigen, denen er halbwegs getraut hat, wenn ich seine Schriften recht verstanden habe, sind

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