Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
stellt?«, vergewisserte sich Rhelmi. »K ann ich das den Königen der anderen Reiche ausrichten?«
»D as kannst du. Es ist der ausdrückliche Wunsch unseres Königs, sich mit so vielen Kriegern wie möglich an diesem Kampf zu beteiligen. Seine Majestät brennt darauf, Ghool persönlich gegenüberzustehen.«
»D er Hochadmiral von Carabor weilt noch hier in Gaa. Ich werde ihn darauf ansprechen, inwieweit es möglich sein wird, Schiffe zu schicken– der Tatsache zum Trotz, dass ein Großteil der caraboreanischen Flotte durch einen heimtückischen Orkangriff vernichtet wurde.«
Umbro nickte. »D ein diplomatisches Talent ist sicher größer als das jedes anderen zurzeit lebenden Zwerges. Ich kann nur hoffen, dass dich dein Verhandlungsgeschick nicht ausgerechnet jetzt verlässt, Rhelmi von Thomra-Dun!«
Lirandils Botschaft
Der flackernde Schein einer Fackel erfüllte das städtische Verlies von Asanilon. Ein Hauptmann der Stadtwache hatte Lirandil hierher begleitet und einen der Wärter angewiesen, auch die schwere gusseiserne Gittertür für den Besucher zu öffnen.
Lirandils bleiches Elbengesicht blieb vollkommen regungslos, als er Seldos erblickte. Man hatte den Magier mit schweren Eisen an Händen und Füßen festgekettet und ihn außerdem geknebelt, damit er nicht in der Lage war, magische Formeln zu sprechen. Es gab zwar Formeln, bei denen es vollkommen ausreichte, wenn man sie sehr konzentriert dachte, aber eine wirklich durchschlagende Wirkung hatten nur jene, die auch wirklich gesprochen wurden. Und genau das hatte man im Fall von Seldos verhindern wollen.
Seldos hing schlaff in seinen Ketten. Er war offenbar noch nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Der stumpfe Pfeil musste ihn schlimmer erwischt haben, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte.
»E r ist noch nicht wieder zu sich gekommen?«, vergewisserte sich Lirandil.
»B evor es dazu kam, wurde ihm ein Tuch unter die Nase gehalten, das mit einer betäubenden Essenz getränkt war«, erklärte der Hauptmann. Und fast entschuldigend fügte er hinzu: »E r ist ein Magier, und wir wissen nicht, welche Fähigkeiten er einsetzen könnte, um sich zu befreien.«
»L asst mich mit ihm allein.«
»S eid Ihr sicher?«
»I m Gegensatz zu Euresgleichen habe ich keinerlei Furcht vor diesem Magier.«
Der Hauptmann zögerte. »I hr habt Euch dem Turm des Asanil mit einer Genehmigung von König Candric genähert– aber dieser Frevler hat das aus eigenem Recht versucht und sich damit über das oberste Gesetz der Stadt hinweggesetzt.«
»D as bedeutet, man will ihm hier den Prozess machen.«
»D as ist unausweichlich.«
»W ie Ihr gesehen habt, besitze ich eine umfassende Vollmacht des Königs. Und damit auch das Recht, mich über die Gerichtsbarkeit Eurer Stadt hinwegzusetzen.«
»D as werdet Ihr mit dem Rat besprechen müssen«, erklärte der Hauptmann. »U nd was Euer Ansinnen angeht, mit diesem Gesetzesbrecher allein zu sein, so kann ich Euch nur ausdrücklich warnen. Vor einigen Jahren tötete ein Thuvasier, der angeklagt werden sollte, weil man ihn des Betrugs durch Beeinflussung der Gedanken verdächtigte, ein halbes Dutzend Wächter. Ihr werdet daher unsere Vorsicht verstehen.«
»I ch will, dass er in einigen Tagen freigelassen wird. Danach wird er kein anderes Ziel verfolgen, als möglichst schnell in seine Heimat zurückzukehren. Dafür verbürge ich mich.«
»N a, dann will ich hoffen, dass Ihr recht behaltet, Elb!«, lautete die Antwort des Hauptmanns. »D och was immer Ihr auch vorhabt, ich will sehen, was Ihr tut.«
Lirandil zuckte mit den Schultern. »G anz wie Ihr meint«, gab er nach, da er einsah, dass er den Hauptmann nur umso misstrauischer machte, je mehr er darauf bestand, mit dem Thuvasier allein zu sein.
Lirandil trat an den bewusstlosen Gefangenen heran und kniete vor ihm nieder. Mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger beider Hände berührte er die Schläfen des Magiers. Der Elb murmelte eine Formel. Normalerweise hätte er es niemals gewagt, einen Magier aus Thuvasien gedanklich zu beeinflussen. Oder ihm gar einen inneren Drang eingeben zu wollen, in seine Heimat im äußersten Norden Athranors zurückzukehren, um davon zu berichten, dass Lirandil der Fährtensucher in Bälde eine magische Waffe zur Verfügung stehen würde, die schon König Elbanador den Sieg über Ghool ermöglicht hatte.
Eine Waffe, die vielleicht das gesamte Gefüge der Kräfte auf Athranor verändern und die Thuvasier dazu bewegen
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