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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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konnte, ihre unentschlossene Haltung aufzugeben und endlich dem Bündnis beizutreten, das der Elb seit so langer Zeit geschmiedet hatte.
    Nur die Tatsache, dass Seldos von Thuburg bewusstlos und außerdem durch den Einfluss der Turmkräfte in seiner Magie zurzeit auf das Äußerste geschwächt war, ließ Lirandil diesen Versuch überhaupt Erfolg versprechend erscheinen. Er war nun fest entschlossen, es zu wagen. Der Einfluss muss ganz behutsam sein, dachte er. Eher schwach und unterschwellig als machtvoll und aufdringlich! Er wird es kaum bemerken. Ein leichter Zweifel an seinen bisherigen Ansichten und eine gewisse Ehrfurcht der Erkenntnis gegenüber, dass es nur mir allein möglich gewesen ist, in den Turm zu gelangen und Asanils Wissen in Empfang zu nehmen.
    Wenn Seldos die Manipulation bemerkte, war alles umsonst. Lirandil wusste nur zu gut, dass Magier– die Meister der Manipulation anderer– nichts so sehr hassten, wie selbst Opfer einer Beeinflussung zu werden. Weniger ist in diesem Fall also durchaus mehr, dachte der Elb.
    Er erhob sich wieder und wandte sich an den Hauptmann.
    »U nd nun soll man mich vor den Rat der Stadt führen! Ich habe dort einiges zu besprechen!«
    Zwei Tage blieben sie noch in Asanilon– länger, als Lirandil ursprünglich angekündigt hatte. Aber offenbar war es nicht ganz so einfach gewesen, wie Lirandil gedacht hatte, den Rat davon zu überzeugen, Seldos bald freizulassen. Brief und Siegel des Königs Candric halfen dabei zwar einerseits, säten aber unter manchen Ratsherren auch Misstrauen. Schließlich wollte man sich ja über kurz oder lang von der Herrschaft des beiderländischen Königs befreien. Aber angesichts der Bedrohung durch die Horden Ghools war man sich auch sehr bewusst, wie sehr man letztlich auf den Schutz durch die Ritter des Königs angewiesen war. In kurzer Zeit konnten die Heere der Orks und Dämonengeschöpfe die Stadt erreichen. Seitdem ein Großteil des Sumpflandes von Transsydien in den vergangenen drei Jahrhunderten nach und nach trockengelegt worden war, gab es in diesem flachen Land kaum ein natürliches Hindernis, das einen Vormarsch hätte aufhalten können. Und die Befestigungen waren eher auf Angriffe von See ausgerichtet.
    »W as wird aus Seldos?«, fragte Brogandas Lirandil schließlich, nachdem sie sich schon eine halbe Tagesreise von Asanilon in nordöstliche Richtung entfernt hatten.
    Lirandil hatte bis dahin geschwiegen und nicht ein einziges Wort über seine Beratungen mit dem Rat oder über die Geschehnisse im städtischen Kerker verloren. Er schien es einfach nicht für notwendig zu halten, die anderen zu informieren. Aber Brogandas hatte offenbar weder in die Gedanken des Elben dringen noch seine eigene Neugier weiter unterdrücken können.
    »M an wird Seldos vor Gericht stellen. Das ist nicht zu ändern, und auch mein Einfluss und das Dokument von König Candric konnten daran nichts ändern. Aber man wird ihn nur zu einer Verbannung aus Asanilon verurteilen.«
    »W ird er nicht die Absicht haben, sich für die erlittene Schmach zu rächen?«, mischte sich Arvan daraufhin ein.
    »N ein, er wird das unbändige Verlangen haben, nach Thuvasien zurückzukehren und dort darüber zu berichten, was er erlebt hat.«
    »W ie könnt Ihr da sicher sein, Lirandil?«, wunderte sich Arvan.
    Aber in Brogandas’ Gesicht spielte jetzt ein hintergründiges, beinahe zynisches Lächeln.
    »S ei versichert, Arvan: Wenn Lirandil das sagt, dann kann man sich in dieser Hinsicht vollkommen sicher sein!« Er ließ sein Pferd einen schnelleren Schritt einlegen, sodass er aufholte und nun neben dem die Gruppe anführenden Elben ritt. »M einen Respekt, Lirandil!«
    »N ach den Maßstäben des reinen Elbentums sollte ich das wohl eher nicht als ein Kompliment auffassen.«
    »L asst Euch ein paar magische Runen in die Haut brennen und die Haare entfernen, und Ihr seid von einem Dunkelalben nicht mehr zu unterscheiden, werter Lirandil!«, lachte Brogandas.
    »I hr täuscht Euch, Brogandas«, gab Lirandil zurück. »G laubt mir, Ihr täuscht Euch gewaltig in mir.«
    Mehrere Tage waren sie auf dem Weg nach Nordwesten. Sie kamen durch kaum bewohntes Land. Die wenigen Gehöfte waren verlassen, die Bauern vor der Kriegsgefahr geflohen. Andere Höfe waren offensichtlich geplündert worden, und die Art und Weise, wie das geschehen war, ließ darauf schließen, dass es Orks gewesen waren. Aufgespaltene und entleerte Schädel von Mensch und Tier waren von den Orks

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