Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
ihm? Und was ist überhaupt geschehen?«
»U m deine letzte Frage zuerst zu beantworten: Feuerdämonen sind in großer Zahl überall in den Schächten und Stollen unseres Reiches aufgetaucht. Sie haben wahllos gemordet, und so tapfer sich auch einige von uns gegen sie zu wehren versuchten, so vergeblich war dieser Widerstand andererseits auch.«
»F euerdämonen? Aber…«
»E s gibt nur einen, der mächtig genug ist, so viele von ihnen herbeizurufen, Rhelmi.«
Der Gesandte schluckte und strich sich den Bart glatt. Eine Geste, mit der er zumeist sein Entsetzen zu überspielen versuchte. Natürlich wusste er, worauf Umbro hinauswollte.
»G hool«, flüsterte Rhelmi, und in seinen Tonfall mischte sich eine deutliche Portion Grimm. Er ballte unwillkürlich die kräftigen Zwergenhände zu Fäusten. Es hat sich nicht gelohnt abzuwarten, dachte er.
»E s war vielleicht naiv von uns zu glauben, wir könnten uns aus dem Krieg heraushalten, den der Schicksalsverderber begonnen hatte«, fuhr Waffenmeister Umbro unterdessen fort. »U nd so, wie es scheint, hätten wir nicht einmal die Möglichkeit gehabt, uns durch eine schnelle Unterwerfung zu retten.«
»A ber wir sind mit Ghool nicht im Krieg! Nie haben wir deutlich gemacht, dass wir das Bündnis unterstützen, das Lirandil der Fährtensucher schon seit Jahrhunderten zu schmieden versucht.« Völlig fassungslos schüttelte Rhelmi den Kopf. »W ie kann es sein, dass ausgerechnet die Zwergenheit das Opfer Ghools wird?«
»I ch kann mir das nur so erklären, dass es ihm um die absolute Macht geht. Eine Macht, die auch das Innere der Erde betrifft und die alles durchdringen soll. Für Geschöpfe wie uns scheint in diesen Plänen kein Platz zu sein– nicht einmal als willige Untertanen. Leider, leider haben wir das zu spät erkannt…«
Er benutzt das Wort » wir«, bemerkte Rhelmi. Aber eigentlich meint er unseren König, auch wenn er das aus Respekt vor ihm nicht so offen ausspricht.
»W ie viele…«, fragte Rhelmi und wagte es nicht, weiterzusprechen.
»D ie Überlebenden haben sich an der Oberfläche von Kergur-Dun gesammelt. Was aus denen wurde, die es nicht hierhergeschafft haben, können wir nur vermuten. Aber wir haben nicht viel Hoffnung für diejenigen, die bisher nicht an die Oberfläche gelangt sind.«
Rhelmi schluckte. Er hatte nie selbst eine Familie gegründet, was nicht verwunderlich war. Schließlich hatte er viele Jahre als Gesandter in der Fremde verbracht. Seine Eltern waren längst gestorben, und Geschwister hatte er nicht. Rhelmi stammte aus einer Wohnhöhle in den Tiefen unterhalb der Insel Thomra-Dun. Neben Kergur-Dun und Ulras-Dun war das eine der drei höchsten Gipfel des versunkenen Zwergenreichs, die heute noch als Inseln aus dem Meer ragten.
Es gab einige Freunde und Bekannte in den Wohnstollen seiner Heimat, deren mögliche Schicksale ihm jetzt keine Ruhe mehr ließen. »G ibt es Kunde von den anderen Inseln?«, fragte Rhelmi. Seine Stimme klang belegt, während diese Worte eher schleppend über seine Lippen kamen.
»N ein«, gab Umbro zu. »B is jetzt noch nicht.«
»U nd– der König?«
So verhängnisvoll die zögerliche Haltung von König Grabaldin vielleicht auch gewesen sein mochte– er war und blieb letztlich das Symbol der Zwergenheit. Und falls auch er den Feuerdämonen zum Opfer gefallen war, so hätte dies einen schier unersetzlichen Verlust bedeutet.
»D em König geht es den Umständen entsprechend«, gab Umbro zögernd Auskunft.
»W as soll das bedeuten?– Den Umständen entsprechend…?«
»E r hat einen Stein auf den Kopf bekommen, der aus der Granitdecke des Audienzsaals brach… Er hätte eben doch einen Helm anstatt einer Krone tragen sollen, auch wenn es nicht so gut aussieht. Um unseren König brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Er leidet noch unter starken Kopfschmerzen, und daher spreche ich mit dir…«
»I ch bin erleichtert«, antwortete Rhelmi.
»H ör zu, du musst etwas tun, Rhelmi! Wir können auf dieser Insel nicht bleiben! Und davon abgesehen ist es der sehnlichste Wunsch vieler von uns, an demjenigen Rache zu üben, der die Feuerdämonen gerufen hat und damit unser Reich zerstörte.«
»W as soll ich tun?«, fragte Rhelmi.
»W ir brauchen Schiffe! Schiffe, die uns von hier fortbringen… Schiffe, die uns dorthin bringen, wo der Herr dieser Dämonenbrut zu finden ist und wo wir ihn töten können.«
»D as bedeutet, dass das Volk der Zwerge sich auf die Seite von Lirandils Bündnis
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