Das Erbe der Jedi-Ritter 02 - Die schwarze Flut
beiden Jungs gewesen war, und zu einem kleineren Schlafzimmer, das zunächst Jaina überlassen und später, während ihrer Zeit auf der Akademie, in ein Gästezimmer verwandelt worden war. Das Elternschlafzimmer lag auf der zweiten Etage und konnte über eine Wendeltreppe an der gegenüberliegenden Wand erreicht werden. Die Küche war am Nordende des Wohnzimmers eingerichtet worden, und zwischen beiden Räumen befand sich ein kleiner Essbereich.
Leia stopfte einen kleinen Holowürfel in eine Tasche und machte sich an den Verschlüssen zu schaffen. »Der Senat wollte Sie also nicht auf der Stelle aufbrechen lassen?«
»Ich bezweifle, dass die Senatoren mich überhaupt gehen lassen wollen, aber sie hatten keine andere Wahl. Stattdessen haben sie mir Ausschussaufträge erteilt und mir dringende Arbeiten aufgehalst. Jetzt kümmert sich meine Tochter um die meisten Dinge. Und während meiner Abwesenheit wird mir Releqy als Verbindung zum Senat zur Verfügung stehen. Das ist der Grund, warum ich mich nicht eingehender mit Ihnen besprochen habe.«
»Auch das hat Ihre Tochter übernommen. Ich wusste also, dass Sie aufgehalten wurden.« Leia richtete sich auf und musterte die drei roten Stofftaschen, die sie bis zum Bersten mit Kleidungsstücken und anderen Dingen voll gestopft hatte, die sie unmöglich zurücklassen konnte. Ich habe Alderaan sogar mit noch weniger als dem hier verlassen. Und jetzt stehe ich ein Vierteljahrhundert später hier und bin abermals auf der Flucht – dieses Mal allerdings wegen meines eigenen Gewissens und nicht aufgrund äußerer Einwirkung. »Ich hätte schon früher bereit sein sollen, aber die Ereignisse überschlagen sich.«
Noch ehe sie einen Versuch unternehmen konnte, ihre Worte zu erläutern, sah sie Elegos’ Nüstern beben und seinen Blick plötzlich an ihr vorbei zu dem oberen Treppenabsatz zucken. Sie drehte sich um und entdeckte Han, ihren Mann, der schlaff im Türrahmen hing und sich mit den Händen an den Türpfosten festhielt. Sie fröstelte, da der verhärmte Ausdruck seines Gesichts und die Haltung seiner Hände sie allzu sehr an die Zeit erinnerten, als er in Karbonid eingefroren gewesen war. Sie hätte gerne geglaubt, dass die dunklen Ränder unter seinen Augen bloß Schatten waren, aber so sehr vermochte sie sich nicht selbst zu täuschen.
Sie hörte, wie Elegos von seinem Platz aufstand. »Captain Solo.«
Han hob langsam den Kopf, und seine Augen wurden schmal, während er sich der Stimme zuwandte. »Ein Caamasi? Elegos, nicht wahr? Ein Senator?«
»Ja.«
Han tat einen strauchelnden Schritt nach vorne und wäre um ein Haar die Treppe hinabgestürzt. Er fing sich am Geländer, schaffte noch ein paar Stufen und schlitterte um die Biegung. Er fand abermals festen Halt, nahm die letzten Stufen springend und marschierte schnurstracks an Leia vorbei. Schließlich glitt er weich wie Gallert und grunzend in einen der Sessel, die gegenüber von Elegos’ Sitzplatz standen. Im Licht, das durch das Panoramafenster fiel, war der Regenbogen aus Flecken auf Hans ehemals weißer Hemdbluse ebenso wenig zu übersehen wie der Schmutz an den Ärmeln, dem Kragen und den Ellbogen. Seine Stiefel waren furchtbar abgewetzt, die Hose verknittert und sein Haar seit langem ungekämmt. Er fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln und ließ dabei seine dreckigen Fingernägel erkennen.
»Ich will Sie mal was fragen, Elegos.«
»Wenn ich Ihnen dienen kann.«
Han nickte, als würde sein Kopf nur auf dem Hals aufliegen und wäre nicht durch Muskeln mit ihm verbunden. »Wie ich höre, besitzen die Caamasi Erinnerungen, mächtige Erinnerungen.«
Leia streckte eine Hand aus. »Verzeihen Sie, Elegos, ich habe durch Luke davon erfahren und dachte, mein Mann…«
Der Caamasi schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Zweifel, dass das Wissen über unsere Memnii bei Ihnen allen gut aufgehoben ist. Bestimmte Augenblicke unseres Lebens hinterlassen Erinnerungen, und wir sind in der Lage, diese Erinnerungen auf andere Angehörige unseres Volkes oder auf Jedi-Ritter zu übertragen. Aber es muss sich um starke, machtvolle Erinnerungen handeln, damit sie zu Memnii werden können.«
»Ja, die starken Erinnerungen lassen einen nicht los.« Han richtete den Blick auf eine Stelle irgendwo zwischen der Wand und dem Rand des Panoramafensters. Er verstummte einen Moment lang und starrte Elegos dann unumwunden an. »Was ich wissen will, ist Folgendes: Wie werden Sie diese Erinnerungen wieder los? Wie kriegen Sie
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