Das Erbe der Jedi-Ritter 04 - Der Untergang
»Wenn man eine braucht, ist nie eine in der Nähe.«
Reck kam ein paar Schritte heran und betrachtet alle eingehend. Zu Hans Überraschung schien er ihn nicht zu erkennen, doch vielleicht nur deshalb, weil er sich vor allem auf Droma konzentrierte.
»Bist du ein… Ryn?«, riet Reck.
Droma verneigte sich leicht. »Ich fühle mich geehrt, erkannt worden zu sein.«
Reck ignorierte die Bemerkung, blinzelte Vergere an und schüttelte den Kopf. Dann ging er weiter und betrachtete neugierig Elan. Kurz verzog er den Mund zu einem wissenden Lächeln. Er drehte sich um und gab seinem dürren Verbündeten ein Zeichen.
Aus einem stabilen Kasten, den der dünne Mann neben seinen Füßen abgestellt hatte, holte er – am gesträubten Nackenfell – ein übel gelauntes Tier mit scharfen Zähnen hervor, dass aussah wie die Mischung aus einem Ng’ok und einem Quillarat. Han hörte, wie Elan zischend Luft holte, und sah, wie sie die Augen aufriss, als der Kerl das Tier an ihr Schnüffeln ließ. Mit einem Mal schien sich die äußerste Schicht von Elans Haut zu schälen und von Nase, Wangen und Hals in den Kragen der Bluse zurückzuziehen, die Droma für sie besorgt hatte. Dann häutete sich der ganze Körper bis zu den Füßen, und die Haut rollte sich zu einer Kugel zusammen, die davonschlich und Elan in ihrer tätowierten Pracht zurückließ.
Aus den Augenwinkeln sah Han, wie Droma vor Verwunderung die Kinnlade herunterfiel.
»Erwischt«, sagte Reck strahlend.
Zwei Männer traten vor und wollten Elan festnehmen. Plötzlich sprang das Tier, das die Ooglith-Maske erschnüffelt hatte, dem Kerl aus den Armen, rannte der lebenden Hülle hinterher, packte sie mit den scharfen Zähnen und schüttelte sie wütend wie ein Stück Fleisch hin und her. Der Yuuzhan Vong lief ihm nach, packte das Wesen und schob es mitsamt der zerfleischten Maske in den Kasten.
Reck hätte nicht zufriedener sein können.
»Das ist das Problem bei Ooglith-Masken«, sagte er zu Elan, die nun enthüllt war, »man kann sie so leicht in Angst und Schrecken versetzen wie…«
Reck sprach seinen Satz nicht zu Ende, stattdessen blieb sein Blick an Han hängen. Dann riss auch er ein wenig die Augen auf, wobei sich in dieser Miene angenehme Überraschung und plötzliche Sorge mischten.
»Han?«, fragte er. »Han, bist du das wirklich? Ein bisschen grauer, schwerer, der gleiche alte schiefe Mund und die gleichen alten Ladykiller-Blicke.«
»Tag, Reck.«
Der grinste breit und deutete auf Hans Kinn. »Ich kann mich gar nicht an diese Narbe erinnern.«
»Ich hätte sie wegmachen lassen können, Reck, aber sie erinnert mich daran, dass meine Vergangenheit sich wirklich ereignet hat.«
Einen Moment lang wirkte Reck verwirrt, dann lachte er. »Han Solo.« Er schüttelte den Kopf hin und her und drehte sich zu seinem Kameraden um. »Ist das zu glauben? Han Solo.« Nachdem er sich allerdings einmal um die eigene Achse gedreht hatte, war an Stelle des Lächelns Verärgerung getreten. »Ich schätze, man hat dir diese beiden anvertraut.«
»Ganz so war es nicht, Reck.«
»Kann ich mir vorstellen.« Er deutete auf den Kasten des Yuuzhan Vong. »Was hältst du von diesem Demaskierer?«
»Ich würde sagen, du machst nicht viele Fehler.«
Reck schnaubte. »Hey, die erlauben sie mir auch nicht.«
»Hast du schon einmal einen Blick nach draußen geworfen, Reck? Wie weit, denkst du, wirst du mit ihnen kommen?«
»Ich brauche lediglich das Yuuzhan-Vong-Schiff zu erreichen.«
»An deiner Stelle würde ich mir noch einmal gut überlegen, wem ich die Treue halte.«
»Treue?«, sagte Reck voller Abscheu. »Welchen Wert hat Treue schon auf dem freien Markt?« Erneut lachte er, diesmal jedoch verbittert. »Bei Jungs wie dir wird mir übel, Han. Profitmacher, denen der Schneid fehlt, die Seiten zu wechseln, und die sich plötzlich Patrioten nennen. Ich weiß, wer diesmal gewinnen wird, und ich tue alles, um am Ende zu überleben.«
»Du sprichst von Verrat, Reck.«
»Und das geht mir ganz locker über die Lippen, mein Freund.«
Han unterdrückte mühsam den Drang, Reck an die Gurgel zu springen. »Erinnerst du dich noch an Chewbacca?«
»An den Wookiee? Klar. Der Allerbeste.«
Han schluckte. »Deine neuen Arbeitgeber haben ihn umgebracht. Haben ihm einen ganzen Mond auf den Kopf geworfen.«
Recks Augenbrauen zogen sich zusammen. »Der Wook war auf Sernpidal?« Er stieß die Luft aus und schüttelte den Kopf hin und her. »Tut mir Leid, das zu hören, Han –
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