Das Erbe der Jedi-Ritter 06 - Planet der Verlorenen
ihre Mahlzeit schweigend, dann stellte sie das Geschirr zusammen, damit C-3PO sich darum kümmern konnte.
»Was immer auch geschehen mag, ich werde auf dich aufpassen«, versprach sie. »Ich brauche dich.«
Sie warf einen kritischen Blick auf den Datenblock auf ihrem Schreibtisch. Bevor sie sich hinlegen konnte, würde sie sich noch um die Mannschaft des zweiten Steinkauers kümmern müssen. Sie musste auch dafür sorgen, dass Abbela ihren wöchentlichen Bericht nach Bburru schickte, der Hauptstadt von Duro, und noch einmal um bessere Satellitenantennen bat. Und dann war da noch die Bäckerei von Gateway, die immer noch nicht richtig funktionierte. Die Bäcker hatten eine Ladung Salz und Rohrzucker verlangt, weil sie annahmen, dass sie bald Getreide ernten könnten. Ruan hatte seine überzählige Burrhirse-Saat als Geste guten Willens geschickt – und dann allen weiteren Flüchtlingen die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Und außerdem hatte SELCORE den angeforderten Bergbaulaser noch nicht geliefert.
Kein Wunder, dass sie keine Zeit hatte, nach Han zu suchen. Sie hätte alles gegeben, ihn sehen zu können, so wie er war, bevor die Tragödie sie auseinander gerissen hatte. Er war so viel reifer geworden als der Halunke, in den sie sich vor so vielen Jahren verliebt hatte, obwohl er nie das Glitzern in den Augen oder das Zucken um die Mundwinkel verloren hatte – bis Chewie gestorben war. Plötzlich war er wieder Han mit dem nervösen Abzugfinger, Han mit den Freunden in den übelsten Spelunken. Dass er ein Halunke war, konnte sie ertragen, sogar genießen. Also gut, sie musste es zugeben – sie hatte den Halunken abgöttisch geliebt. Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, das abzulegen, was ihn damals zu einem Halunken gemacht hatte. Er hatte gelernt, Leia seinen echten Idealismus zu zeigen. Er hatte viel Wärme gebraucht, um das zu tun.
Im Lauf der Jahre hatte sie nach und nach gelernt, ihm diese Wärme zu geben. Sie liebte beide Seiten von ihm, den edlen Ritter und den Halunken – aber diesmal musste sie warten, bis er freiwillig zu ihr zurückkehrte. Sie konnte einen erwachsenen Mann nicht bemuttern.
Zumindest hatte er sich an der Rettung der Ryn beteiligt. Anders als Han versuchte sie, die HoloNetz-Nachrichten zu verfolgen. Seine Arbeit für die Ryn schien darauf hinzuweisen, dass er auf dem Weg der Besserung war.
Vier Stunden später löste sie den Haarknoten und ließ sich auf das Feldbett sacken. Was mache ich hier eigentlich?, zuckte es ihr durch den Kopf. Sie hatte nur einen Protokolldroiden als Gesellschaft – Basbakhan und Olmahk schliefen im Treppenhaus – , und das gab ihr jeden Abend das Gefühl, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben. Es war gut, dass sie zu müde war, sich Sorgen zu machen… viel zu müde… jedenfalls zu müde für die meisten Sorgen… um ihn… oder um die Kinder…
Ihr letzter Gedanke war: Ich sollte mich wirklich durch die Macht mit ihnen in Verbindung setzen. Wie lange ist es schon her …
3
Das Kriegsschiff Sunulok war schon seit Jahrzehnten unterwegs, und sein Alter wurde in tausend Einzelheiten deutlich.
Leuchtende Kolonien von Flechten und Bakterien wuchsen auf Kopfhöhe der Passagiere, aber nun flackerten viele dieser Kolonien, und andere waren matter geworden. Kommunikationsknoten, in denen winzige Villips auf Vorsprüngen aus ehemals glühender orangeroter Phong-Koralle standen, waren inzwischen so grau wie Asche.
Aber Tsavong Lah, der nun einen dieser korallengesäumten Gänge entlangschritt, achtete nicht auf die Zeichen von Alter und Tod. Ein lebendiger Umhang klammerte sich mit Nadelklauenfingern an seine Schultern. Rostfarbene Schuppen schützten seinen Brust- und Schulterbereich wie eine Rüstung. Jede einzelne Schuppe war im Larvenzustand an den Knochen befestigt worden, während ein priesterlicher Chor atonale Gesänge von sich gab und damit Lahs Schwüre der Hingabe an Yun-Yammka, den Gott des Krieges, wiederholte. Im Lauf eines halben Jahres waren sie langsam gewachsen, hatten die Sehnen des Kriegers gedehnt und mit ihrem Gewicht seine Gelenke verzogen. Dann hatten die Priester Tsavong Lahs schmerzhafte Verwandlung in einen Kriegsmeister für vollständig erklärt.
Tsavong Lah liebte den Schmerz. Leiden ehrte seine Götter, die das Universum geschaffen hatten, indem sie Teile ihrer selbst opferten.
Zwei Wachen standen vor ihm. Ihre Krallengelenke waren unreif und tödlich scharf, ihre tätowierten Abzeichen weit von der Vollendung entfernt.
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