Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
erhalten, was Sie brauchen.«
Sie streckte ihr die schlanke, juwelenbesetzte Hand entgegen.
Jaina ergriff die angebotene Hand ohne Zögern, doch nicht ohne einen gewissen Zweifel. Seit Tagen wohnte sie nun schon im Palast und akzeptierte Rat und Gastfreundschaft der älteren Frau. Heute jedoch war eine neue Grenze überschritten worden. Kyp Durron mochte sie für seine Schülerin halten, aber Jaina fragte sich, ob ihre Ausbildung nicht in Wahrheit bei der früheren Königin von Hapes stattfand.
Sie erhob sich abrupt. »Ich sollte mich besser an die Arbeit machen.«
»Gewiss«, stimmte Ta’a Chume zu. Jaina drehte sich um und verließ die Residenz der Königin, denn unerklärlicherweise verspürte sie den Drang, einigen Abstand zwischen sich und Ta’a Chume zu bringen. Sie trat rasch um eine Ecke und musste sofort bremsen, sonst hätte sie Tenel Ka umgerannt. Die Dathomiri-Kriegerin streckte die eine Hand aus, um Jaina zu stützen. »Ich verlasse meine Großmutter auch oft in solchem Tempo.«
Jaina lächelte, ehe sie sich erinnerte, wie selten Tenel Ka etwas im Scherz meinte.
»Du besuchst Ta’a Chume in letzter Zeit häufig«, stellte die Jedi fest.
»Sie hat mich eingeladen, im Palast zu bleiben«, sagte Jaina und zuckte mit den Schultern. »Ich kann sie nicht einfach ignorieren.«
»Fakt. Aber die Zeit, die du mit ihr verbringst, überschreitet das, was die Schicklichkeit verlangt.«
»Ich habe sie nicht mit der Stoppuhr gemessen. Hast du ein Problem damit?«
Tenel Ka ignorierte die trotzige Herausforderung. »Du bist eine Jedi. Daher solltest du spüren, dass von meiner Großmutter nichts Gutes ausgehen kann.«
»Sie macht sich Sorgen um Hapes«, entgegnete Jaina. »Irgendwer sollte das tun.«
»Ich kenne niemanden, der es nicht tut. Wenn der Krieg nach Hapes kommt, werden wir kämpfen.«
»Und verlieren! Die Yuuzhan Vong können mit den traditionellen Jedi-Methoden nicht besiegt werden. Ihre Krieger und ihre lebenden Waffen existieren außerhalb der Macht. Um uns dagegen wehren zu können, müssen wir sie verstehen. Wir müssen sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.«
Tenel Ka runzelte besorgt die Stirn. »Sei vorsichtig, meine Freundin. Es ist gefährlich, wenn man zu intensiv versucht, den Feind zu verstehen. Es ist nämlich unmöglich, etwas längere Zeit zu studieren, ohne sich dadurch zu verändern.«
Jaina schnaubte. »Wenn ich den Drang verspüre, mein Gesicht tätowieren zu lassen, werde ich es dich wissen lassen.«
»Das meine ich nicht«, sagte Tenel Ka rasch. »Meine Sorge gilt Dingen von weitaus größerer …«
»War nur ein Scherz«, unterbrach Jaina sie ungeduldig. »Und was Veränderungen betrifft, so sagt mir mein Gefühl, dass am Ende dieses Krieges keiner von uns mehr der Gleiche sein wird wie vorher. Auch die Jedi nicht. Womöglich besonders die Jedi.« Tenel Ka schwieg eine Weile. Ihre grauen Augen blickten ins Leere, als wären sie von den Zukunftsaussichten umwölkt. Schließlich sah sie wieder Jaina an und wirkte beunruhigt. »Vielleicht hast du recht«, stimmte sie leise zu.
Das Priesterschiff glitt wie ein bösartiger Edelstein durch den Himmel, in seinen vielen polierten Facetten spiegelte sich das Licht der Sterne. Im Kontrollraum, tief im Herzen des Schiffes, stand der Priester Harrar an einem Yammosk-Becken und blickte von dem Wesen mit den vielen Tentakeln zu dem tätowierten Krieger neben sich. »Sie haben den Kontakt nicht wiederherstellen können?«, fragte er.
Khalee Lah neigte den narbenübersäten Kopf. »Nein, Eminenz«, gestand er ein. »Der Gestalter brütet immer noch über dem Problem.«
Harrar begann, hin und her zu schreiten. »Der Kriegsmeister ist von dem Jedi-Opfer abhängig. Er verlangt es !«
»Mehrere Kollaborateure der Friedensbrigade haben Bericht erstattet. Sie haben zwei der Menschen gefunden, die von den gesuchten Jeedai gefangen genommen wurden.«
Harrar zog die Brauen hoch. »Welches Motiv könnten sie haben, die beiden freizulassen?«, grübelte er.
»Sie behaupten, geflohen zu sein.«
»Und die Priesterin Elan behauptete, eine Überläuferin zu sein. Diese Jeedai war in der Lage, den Yammosk zu blockieren − eine höchst unerwartete Entwicklung. Was führt sie möglicherweise noch im Schilde?« Der Krieger schnaubte verächtlich. »Vergeben Sie meine Vermessenheit, Eminenz, aber mir scheint, Sie trauen diesen Ungläubigen zu viel zu.«
Stiefelschritte kündigten die Ankunft der Menschen an. Khalee entließ die Eskorte mit
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