Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
hatte sie so oft gehört. Dennoch waren ihr die Emotionen, die von ihrer Tochter ausgingen, so beunruhigend vertraut, denn sie ähnelten sehr dem, wie Leia ihren Vater wahrgenommen hatte − nicht den gespenstischen Anakin Skywalker, der sie um Vergebung angefleht hatte, sondern seine frühere, lebende Inkarnation als Darth Vader.
Niemals hätte Leia auch nur im Traum daran gedacht, dass Jaina, ihr pragmatischstes und unkompliziertestes Kind, sich der Dunkelheit zuwenden könnte. Sie langte abermals nach Jaina, diesmal eindringlicher. Durch die Macht spürte sie den verdrängten Schmerz, die sorgsam abgeschirmten Gefühle − und ihren uneingestandenen Durst nach Rache. Leia ging der Gedanke durch den Kopf, dass Eis genauso tödlich sein konnte wie Feuer.
Wenn diese Einsicht richtig war, hatte sie ein weiteres ihrer Kinder verloren, und diesmal an etwas Schlimmeres als den Tod.
»Entscheide dich«, meinte Han knapp angebunden.
»Die Yuuzhan Vong könnten die Schuld an dem seltsamen Manöver der Fregatte dem gestörten Yammosk zuschreiben, aber früher oder später muss sich Jaina für eine Seite entscheiden.«
Rasch schüttelte sie ihre Furcht ab und stellte die Grußfrequenz am Kom ein. »Hier spricht Leia Organa Solo an Bord des Millennium Falken . Die Yuuzhan-Vong-Fregatte in unserer unmittelbaren Nähe steht unter dem Kommando meiner Tochter, Leutnant Jaina Solo.
Ihre Yuuzhan-Vong-Eskorte hat dies noch nicht bemerkt.
Stellen Sie das Feuer ein, und wir sorgen dafür, dass die Fregatte eine Chance zur Flucht bekommt, die Korallenskipper jedoch nicht.«
Nachdem sie einen Augenblick gezögert hatten, zogen sich die X-Flügler zurück.
Das Interkom knisterte. »Leia, bist du dir sicher?«, fragte Mara. »Ich gebe es zwar nicht gern zu, aber ich kann Jaina dort draußen nicht fühlen.«
Leia blickte Han an, der ihr zunickte. »Wir sind sicher.«
Die Yuuzhan-Vong-Fregatte, deren Weg nun frei war, beschleunigte schnell und verschwand im Hyperraum.
Der Falke folgte ihr und nahm den kurzen Sprung vor, den Leia programmiert hatte.
Hans Schultern sackten nach unten. Er ergriff Leias Hand. »Wir haben die Sache doch richtig gemacht, ja?
Ich meine, wir haben nicht möglicherweise einen Feind laufen lassen?«
Die unbeabsichtigte Unterstellung, die mit dieser Frage einherging, hätte Leia fast das Herz gebrochen. Sie blickte ihren Mann an und las in seinen Augen Selbstzweifel, was nur selten vorkam.
»Das war Jaina«, erklärte sie, indem sie seine Frage gleichzeitig beantwortete und ihr auswich.
Sein Blick wurde härter. »Warum wirkst du dann so besorgt?«
Kurz geriet Leia in Versuchung, ihm ihre Zweifel mitzuteilen, um zu prüfen, ob sie sich vielleicht verflüchtigten, wenn sie laut ausgesprochen wurden. Aber auch wenn sie falsch läge, wäre es egoistisch, diesen Keim in Hans Gedanken zu pflanzen, eigentlich sogar grausam.
Han hatte sich mit Jaina immer am besten verstanden, da sie ihm in ihren Begabungen und ihrem Geschmack die ähnlichste war und ihm bei jeder Gelegenheit nachgeeifert hatte. Han würde es fürchterliche Qualen bereiten, wenn dieser Krieg ihm Jaina rauben würde, doch hatte er schon andere Freunde und einen Sohn in der Schlacht verloren, und auch mit dem Verlust der Tochter hätte er sich mit der Zeit abfinden können. Diese Veränderung allerdings würde er niemals verstehen.
»Also?«, hakte er nach. »Was stimmt nicht?«
Leia erzählte ihm einen Teil der Wahrheit. »Jacen war nicht bei Jaina. Ich kann ihn noch fühlen«, fügte sie hastig hinzu, »aber er war nicht bei ihr.«
Han nickte und verdaute die Nachricht. »Dann müssen wir uns darauf verlassen, dass sie beide getrennt den Weg zurückfinden.«
Sie blinzelte und erschrak wieder über die unabsichtliche Treffsicherheit seiner Antworten. »Du hast recht.
Sie sind erwachsen. Trotzdem ist es nicht leicht, sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen.«
»Nein.« Er versuchte sein schiefes Grinsen und brachte es ganz ordentlich zustande. »Wann haben wir schon einmal Wert darauf gelegt, dass die Dinge leicht sind?«
Leia griff seine Bemerkung dankbar auf. Humor drängte den betäubenden Schmerz zurück − wenn auch nur für den Zeitraum, den ein Lächeln dauerte.
»Eins zu null für dich, mein Flieger. Wenn ich noch einen Beweis brauchte, müsste ich mich nur daran erinnern, dass ich mit dir verheiratet bin.«
Er beugte sich vor und legte seine Stirn an ihre. »Beim letzten Mal habe ich das gecheckt.«
Seine Kraft ging auf sie
Weitere Kostenlose Bücher