Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
um Anakins Bahre versammelt hatten. »Du bleibst also nicht?«
»Ich habe mich schon verabschiedet.« Jaina löste sich von ihm, wechselte noch einen Blick mit ihrer Mutter und ging davon, ohne sich erneut umzuschauen.
Aus Instinkt wollte Han ihr folgen. Leia legte ihm die Hand auf die Brust.
»Sie ist deine Tochter«, erinnerte sie ihn. »Sie muss mit ihrem Verlust auf ihre Weise fertig werden und sich die Zeit nehmen, die sie braucht.« Han dachte darüber nach. Seine Miene war die eines Mannes, der in einen Spiegel sieht und dem das, was er vor sich hat, nicht gefällt. Er schnitt eine Grimasse und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Sie ist meine Tochter«, räumte er ein, »und ich bin ein Idiot.«
In seinem Blick lag eine Entschuldigung für alles, was er in den Monaten nach Chewbaccas Tod getan und gesagt hatte. Leia brachte ein unsicheres Lächeln zustande. »Sei nicht so hart zu dir selbst.«
»Ja, gut.« Er verstummte und schaute langsam und widerwillig zu dem drapierten Repulsorschlitten hinüber. »Hoffentlich hat Anakin die Dinge so ähnlich gesehen wie Jaina«, meinte er schließlich. »Der Gedanke wäre mir ein Gräuel, dass er mich − oder schlimmer noch, sich selbst − nach den drei oder vier dümmsten Bemerkungen eingeschätzt haben könnte, die ich seit Kriegsbeginn von mir gegeben habe.«
»Er weiß Bescheid«, erwiderte sie, »und er denkt nicht so.«
Han sah sie versonnen an. »Du klingst so sicher. Was Jacen betrifft, bist du dir auch sicher, oder?«
»Ja.« Han dachte darüber nach und nickte. »Das genügt mir.«
Leia konnte ihre Gefühle nicht mehr beherrschen. Sie umarmte Han, ihre letzte Zuflucht in der Galaxis, und drückte ihm das Gesicht an die Brust, um die Tränen zu verstecken, die sie nicht länger zurückhalten konnte.
15
Jaina beschleunigte ihren Schritt und rannte fast, während sie auf den Ausgang des Hafens zueilte. Sie wollte nur eines: dem Gesichtsausdruck ihres Vaters entkommen. Dieser Mimik des Entsetzens, als er begriffen hatte, dass seine beiden Söhne tot waren. Sie schlängelte sich gedankenlos durch das Durcheinander aus Schiffen, überarbeiteten Beamten und orientierungslosen Flüchtlingen. Sie nahm sich die Zeit, um in einem öffentlichen Erfrischungsraum zu verschwinden, wie sie in den meisten Landeanlagen vorhanden waren, und sich dort vom schlimmsten Schmutz unter einer Schalldusche zu befreien.
Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, machte sie sich direkt zum Palast auf. Dessen labyrinthartige Marmorhallen waren der beste Ort, den sie sich vorstellen konnte, um für eine Weile ein wenig auf andere Gedanken zu kommen.
Ta’a Chumes Wirken schlug ihr an jeder Ecke entgegen. Palastwachen führten sie hinein; Diener boten ihr Erfrischungen an und zogen sich still zurück, sobald sie ihnen einen Wink gab.
Als wäre sie auf Autopilot geschaltet, fand sie den Weg zum Garten im Hof und zu den schattigen Pfaden, die anscheinend angelegt worden waren, um Privatsphäre zu gewährleisten. Sie ließ sich auf einen moosbewachsenen Felsen fallen, der neben einer geschnitzten Bank lag, und erlaubte sich endlich, ihre Gefühle wahrzunehmen. Vor allem fühlte sie eine Art Betäubung. Seit sie Myrkr verlassen hatte, schien ihr der Weg klar gewesen zu sein. Am dringendsten war das Überleben, die Beendigung der Aufgabe, die Anakin an Jacen übertragen hatte, und dann natürlich, die jungen Jedi in Sicherheit zu bringen. Danach stand die Rettung von Jacen auf der Liste. Jaina hatte sich nicht erlaubt, an etwas anderes zu denken, irgendetwas zu fühlen, das sie von diesen Zielen ablenkte. Ihr stürmischer Vormarsch war abrupt zum Halt gekommen, und sie war so benommen, als wäre sie mit einem Landspeeder gegen einen Baum gekracht. Sie spürte, wie sich eine mächtige Präsenz näherte, und schaute auf. Eine große, grazile Frau trat aus dem Schatten eines Obstgartens und schwebte zielstrebig auf sie zu. Die Frau trug ein sanft verhüllendes Kleid, und ihr rostbraunes Haar glänzte über dem roten Schleier, der die untere Hälfte ihres Gesichts bedeckte. Resigniert, doch nicht im Mindesten überrascht, erhob sich Jaina und verneigte sich.
Ta’a Chume tat die Förmlichkeiten mit einem Wink ab. Die frühere Königin setzte sich auf die Bank und bedeutete Jaina, sich zu ihr zu gesellen. Sie nahm den Schleier ab und zeigte ihr trotz des Alters elegantes Gesicht. »Es ist schön, Sie lebendig und gesund zu sehen, Jaina. Ich habe gehört, was Ihren Brüdern zugestoßen
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