Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
Ihnen gelungen ist, das Imperium zu besiegen.«
»Wir haben eben auch gute Zeiten gehabt«, erwiderte Kyp trocken. »Der vollständige Mangel an Orientierung ist außerdem ein klug eingefädeltes Komplott der Republik, unsere Feinde zu verwirren.«
»Und das funktioniert?«
»Nicht, dass es mir aufgefallen wäre, nein.« Jag verfiel in nachdenkliches Schweigen. »Mir gefallen Ihre Offenheit und Ihre Bereitschaft, mich anzuhören. Würde es Sie beleidigen, wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stelle?«
»Wahrscheinlich nicht. Raus damit.«
»Warum ist Jaina Solo so wütend auf Sie?« Irrationale Verärgerung breitete sich in dem Jedi-Meister aus. »Ach, das. Das ist eine lange Geschichte mit einer Reihe schäbiger Kapitel. Warum fragen Sie Jaina nicht selbst?«
»Aus zwei Gründen. Erstens will ich sie im Augenblick nicht mit solchen persönlichen Dingen belästigen. Zweitens glaube ich, dass Sie mir diese Frage doch übel genommen haben«, meinte Jag, »und Sie schicken mich deshalb zu Jaina, weil Sie sich auf diese Weise vergewissern wollen, dass ich ausreichend für meine Vermessenheit bestraft werde.«
Die schlaue Beobachtung erzürnte Kyp zunächst, dann amüsierte er sich darüber. »Hängt davon ab, was Sie als persönlich betrachten. Sie hat mir geholfen, die Republik zu einem Schlag gegen eine Werft der Yuuzhan Vong zu bewegen. Die Vong bauten dort neue Weltschiffe. Ich habe sie glauben lassen, es handele sich um Superwaffen. Nachdem ich sie überzeugt hatte, war sie wiederum sehr überzeugend.«
»Aha.«
»Aha?«, wiederholte Kyp. »Mehr nicht? Sie wollen mir keine Predigt über das Übel der Aggression halten?« Jag dachte darüber einen Moment lang nach. »Ich wurde von Chiss erzogen und ausgebildet. Bei ihnen gelten Erstschlagtaktiken als unehrenhaft und sind undenkbar. Wir sind Verteidiger, keine Aggressoren. Aber man könnte in diesem Konflikt durchaus argumentieren, dass eine sorgfältig überlegte Aggression etwas anderes ist, als abzuwarten, bis der Feind zuerst zuschlägt. Wir wissen von Anfang an, dass es zum Kampf kommen wird.«
Noch eine überzeugende Stimme, dachte Kyp. Das Interesse, das Jag Fei und Jaina füreinander hegten, war unübersehbar. Die beiden würden mit ein wenig Führung und einem kleinen Stupser in die richtige Richtung zu einer sehr starken Kraft werden. Kurz überlegte er sich die Möglichkeiten, die daraus erwuchsen, und die notwendige Logistik.
»Ihr Vaterist Baron, oder?«
»Weshalb fragen Sie?«
»Aus dem ganzen Cluster sind diplomatische Schiffe eingetroffen. Es heißt, heute Abend würde ein Staatsbankett im Palast stattfinden. Wenn Sie mit Jaina reden wollen, könnte der Titel Ihnen zu einer Einladung verhelfen.«
»In den Palast?«, fragte Jag ungläubig zurück. »Kommt sie nicht mit ihren Eltern?«
»Das habe ich jedenfalls nicht gehört.« Ein langer, erstaunter Seufzer kam über Kom. »Das verstehe ich nicht. Ich habe ebenfalls zwei Geschwister im Kampf verloren. In solchen Zeiten bietet die Familie eine unersetzliche Stütze.«
»Sie hat Freunde im Palast. Jedi«, führte Kyp weiter aus. Er ließ die Bemerkung liegen, wo sie gelandet war.
»Ich verstehe.«
Jags kühler Ton deutete an, dass sie genug über dieses Thema gesprochen hatten. Kyp dachte nach und unterließ etliche Bemerkungen, die ihm als Nächstes einfielen, und suchte nach den Worten, die den jungen Piloten in die gewünschte Richtung führen würden. »Glauben Sie an das Schicksal?«
»Wenn Sie meinen, an die schicksalhafte Entwicklung angeborener Fähigkeiten und an Pflichttreue, dann ja.«
»Dicht dran. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass die Bewohner der Galaxis einfach nicht wissen, was sie gegen die Yuuzhan Vong unternehmen sollen, und es niemals wissen werden? Dass die Antwort vielleicht aus der Perspektive eines Außenseiters kommt?«
»Nein, so habe ich die Sache noch nie betrachtet.« Kyp dachte über das Wrack des Hornissen-Abfangjägers und die Geschicklichkeit und die Überzeugungen des jungen Kommandanten aus den Unbekannten Regionen nach. »Nun, vielleicht sollten Sie das einmal tun.«
16
Tenel Ka rannte leichten Schrittes und in perfekter Balance über den Dachfirst der Palastwaffenkammer. Der weite innere Hof lag unter ihr, und von diesem Aussichtspunkt hatte sie einen klaren Blick hinüber zum Westtor. Mehrere Wachen waren zu beiden Seiten des Portals postiert, das ausschließlich von Angehörigen der königlichen Familie benutzt wurde. Ihr
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