Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
hapanischen Maßstäben außergewöhnlich schön war. Aus einigen Schritten Entfernung sah er nicht älter aus als Ganner Rhysode. Nur die feinen Linien um die Augen und die Müdigkeit, die sie erkennen ließen, deuteten auf die Last der Jahre hin. Stolz und melancholisch blickte er Tenel Ka an. »Prinzessin, sie sagen, ich schulde dir mein Leben. Klar denken, rasch handeln − grundlegende Eigenschaften einer Herrscherin.«
Tenel Ka unterdrückte ein Seufzen und hielt ihm die Wange für den väterlichen Kuss hin. »Willkommen daheim. Hat sich deine Reise gelohnt?«
»Geh ein Stück mit mir, dann erzähle ich dir alles.« Er lächelte sie an. »Aber bitte − nicht über die Dächer.«
Sie verließen den Küchenbereich und betraten die geschützten inneren Gärten. Selbst dort blieb Tenel Ka wachsam, suchte Bäume und Nischen nach Bewegungen ab und verglich die Länge und Form von Schatten mit den Objekten, von denen sie geworfen wurden.
»Sicherlich weißt du, dass deine Mutter Hapes den Flüchtlingen geöffnet hat«, begann Prinz Isolder.
Tenel Kas Miene verdüsterte sich vor Bestürzung über den förmlichen, distanzierten Ton, den ihr Vater anschlug. Das Verhältnis ihrer Eltern zueinander war seit einiger Zeit angespannt.
»Die Menschen, die durch den Krieg ihr Zuhause verloren haben, brauchen eine Zuflucht«, erwiderte sie.
»Das bestreite ich nicht. Aber aufgrund der Entscheidung deiner Mutter werden wir es mit den Invasoren zu tun bekommen. Ich habe einen großen Teil des letzten Jahres damit verbracht, unsere gesammelten Informationen zu studieren. Je besser wir diese Yuuzhan Vong verstehen, desto größer sind unsere Überlebenschancen.«
Der Jedi lag es auf der Zunge zu sagen, dass sie mehr über die Invasoren wusste, als ihr lieb war.
»Du warst eine Weile lang bei ihnen«, fuhr er fort. »Erzähl mir, was du erfahren hast.«
Ein grimmiges Bild nach dem anderen trat Tenel Ka vor Augen: Szenen aus den schrecklichen Tagen des Aufenthalts auf dem Yuuzhan-Vong Weltschiff, die anschließenden Kämpfe, der Schmerz, den jungen Mann zurücklassen zu müssen, den sie seit der Jugend liebte.
Was davon konnte sie ihrem Vater berichten?
»Sie widmen sich intensiv ihrer Religion«, sagte sie schließlich.
Er nickte. »Ich habe die Befragung von Elan, der verräterischen Priesterin, gelesen. Die Yuuzhan Vong verehren besonders zwei Götter: Yun-Harla, die Göttin der List und Yun-Yammka, den Mörder. Krieg und Täuschung, das sind die Leidenschaften unseres Feindes.«
»Wir haben mit zwei Yuuzhan Vong über ihre Villips gesprochen«, erzählte Tenel Ka. »Einer von ihnen erwähnte Yun Harla. Jaina hat das gestohlene Schiff Trickster genannt, weil sie versuchen wollte, sie zu provozieren. Damit hatte sie Erfolg.«
»Nach allem, was ich über die Yuuzhan Vong weiß, dürften sie darin eine Blasphemie sehen«, stimmte Isolder zu.
Sie beugte sich vor und sah ihn intensiv aus den grauen Augen an. »Welche Bedeutung haben Zwillinge für sie?«
Isolder dachte darüber nach. »Nach den uns verfügbaren Informationen sind Zwillingsgeburten bei den Yuuzhan Vong höchst ungewöhnlich. Ich kann mich daran erinnern, dass drei erwähnt wurden. Jede wurde als Omen für ein großes Ereignis betrachtet. Und jedes Mal tötete einer der Zwillinge den anderen als Vorspiel zu einem großen Schicksal.«
Tenel Ka nickte nachdenklich. »Und wenn einer der Zwillinge auf andere Weise stirbt?«
»Ich weiß es nicht. Mir scheint, dann wird der Überlebende trotzdem als wichtige Person betrachtet. Warum fragst du?«
»Jacen Solo ist tot«, sagte sie unverblümt, »und die Yuuzhan Vong wissen, dass er eine Zwillingsschwester hat.«
Isolder schenkte ihr einen mitfühlenden Blick. »Ich verstehe.«
»Bei allem Respekt, ich glaube kaum. Ich fürchte um Jainas Sicherheit, ja, aber die Yuuzhan Vong sind zu weitaus schlimmeren Dingen in der Lage, als nur zu töten. Tahiri, Anakin Solos Freundin, wurde auf Yavin 4 gefangen genommen und den Gestaltern übergeben. Sie überzogen ihren Körper mit Narben und implantierten ihr Erinnerungen ins Gedächtnis, um sie in ein Wesen zu verändern, das ihnen mehr glich.«
»Jaina befindet sich nicht in ihrer Hand.«
»Nicht direkt, ja. Aber falls die Yuuzhan Vong in ihr die zentrale Figur eines wichtigen Ereignisses sehen, werden sie vielleicht eine Situation schaffen, die Jaina eine bestimmte Rolle aufzwingt. Das ist eine Form des Gestaltens.«
Isolder klopfte ihr tröstend auf die Schulter.
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