Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
Sorge.« Tenel Ka nickte grimmig. Zum ersten Mal waren sich Vater und Tochter in einer Sache vollkommen einig.
Der Bankettsaal im königlichen Palast glänzte im Kerzenschein, und die hapanischen Diplomaten kamen mit diesem Anachronismus gut zurecht. Auf dieser Welt gab es vieles, das Jaina an die Geschichten ihrer Mutter über Alderaan erinnerte − an die Traditionen, die Förmlichkeit, den Wert von Schönheit, Kunst und Kultur. Die Musiker in den Nischen spielten leise auf Instrumenten, die Jaina bisher nur in Büchern gesehen hatte. Frische Blumen erfüllten den Raum mit ihrem schweren Duft, und Diener bewegten sich unauffällig zwischen den Gästen und füllten Gläser oder entfernten benutzte Teller.
Der Einsatz menschlicher Diener verwirrte Jaina, aber im ganzen Palast fand sich kein einziger Droide. Auch hatte das Essen nicht den faden, einfaltslosen Geschmack, den sie von den Mahlzeiten aus den Synth-Einheiten kannte. Da es sich um ein diplomatisches Bankett handelte und Jag Fei der Sohn eines Imperialen Barons war, hatte man ihn eingeladen. Er saß Jaina in seiner prächtigen Uniform gegenüber. Eigentlich hätte sie den Abend genießen können − hätte sie sich nicht in dieser entsetzlichen Stimmung befunden und hätte sie ein bequemeres Kleid getragen.
Sie zupfte an den Schnüren um ihre Taille und blickte auf, um nachzusehen, ob Jag Fei sie beobachtete. »Mir wäre ein Fliegeroverall lieber«, sagte sie bedauernd.
»Was ich nicht bezweifele, trotzdem steht es Ihnen hervorragend.«
Jaina hatte schon ähnliche Komplimente bei Hunderten von diplomatischen Anlässen bekommen. Doch nie zuvor hatte eines ihre Wangen aufflammen lassen − eine Reaktion, die sie selbst mithilfe ihrer Jedi-Ausbildung nicht mildern konnte.
Verlegen wandte sie sich dem ersten Tanz zu. Prinz Isolder führte seine Tochter durch die komplizierte Schrittfolge. Tenel Ka tanzte, wie sie kämpfte − mit einzigartiger Anmut und absoluter Konzentration.
»Ich frage mich, was einem Mann passiert, der ihr auf die Zehen tritt«, grübelte Jag.
Jaina warf ihm einen bestürzten Blick zu und bemerkte, dass er einen Mundwinkel leicht hochgezogen hatte.
»Die Köpfe derjenigen hängen an den Wänden des Trophäenzimmers«, sagte sie mit spöttischem Ernst.
Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, und Jainas Herz wäre beinahe aus dem weiten Dekolleté gesprungen. Andere Tänzer gesellten sich zu dem ersten Paar. Auf einen Impuls hin deutete sie mit dem Kopf auf die wachsende Gruppe und sagte: »Das ist ein geeignetes Ablenkungsmanöver. Wir könnten uns rausschleichen und nach diesen Trophäen suchen.«
Jag erhob sich und verneigte sich förmlich: »Ich bitte um die Ehre eines gemeinsamen Ausweichmanövers.«
Kichernd nahm sie die angebotene Hand. Sie verschmolzen mit der wirbelnden Tänzerschar und arbeiteten sich auf die Türen zu.
Hand in Hand traten sie in die Vorhalle und grinsten wie ungehörige Kinder. Diese neue Seite des melancholischen jungen Piloten faszinierte Jaina. Seiner Miene zufolge und dem Gefühl von Verwunderung nach, welches durch die Macht zu ihr vordrang, war ein solcher ausgelassener Augenblick auch für ihn neu. Eine der Türen öffnete sich, und eine schlanke, rot verschleierte Gestalt trat aus dem Bankettsaal in den Vorraum. »Jaina. Ich hatte gehofft, die Gelegenheit zu finden, ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln.« Der unbeschwerte Moment war vorüber. Jag grüßte die frühere Königin mit einer schneidigen, ordnungsgemäßen Verbeugung und entschuldigte sich. Er nickte Jaina zu und verschwand in der Gästeschar. Ta’a Chume ging zu einem Empfangszimmer auf der anderen Seite der Halle voraus. Keine der Frauen sagte ein Wort, ehe sie sich gesetzt hatten.
»Amüsieren Sie sich?«, fragte Ta’a Chume.
»Ich wollte gerade.« Die Augen der Königin glänzten forschend, aber sie ersparte sich eine Bemerkung über diesen Satz. »Teneniel Djo hätte den Tanz eröffnen sollen, doch wohnt sie dem Bankett nicht bei. Wissen Sie, warum?« Jaina schüttelte den Kopf.
»Ihre Gesundheit erlaubt es nicht. Sie hat ein zweites Kind erwartet, eine Erbin des Throns von Hapes, oder zumindest einen Sohn, der eine passende Gattin finden könnte. Dann folgte der Angriff auf Fondor und die Zerstörung der hapanischen Flotte. Teneniel Djo ist zwar nicht direkt eine Jedi, doch immerhin ist sie, so nennen Sie das doch, machtsensitiv.«
Die Geringschätzung in Ta’a Chumes Stimme drängte Jaina in die
Weitere Kostenlose Bücher