Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
hinterherstarrte. Er beabsichtigte, alles zu tun, was Ta’a Chume verlangte − in dieser Angelegenheit hatte er keine Wahl −, doch stellte er sich plötzlich die Frage, worin sein eigenes »unausweichliches Ende« wohl bestehen würde.
Und da er nun einmal Ta’a Chume sehr gut kannte, vermutete er, dass Prinz Isolder der Nächste sein musste, der seinen Trost anbieten würde.
17
Jaina schob eine der Ballsaaltüren auf und spähte hinein. Ihr Blick schweifte über die Pracht der Versammlung und suchte nach einer großen Gestalt in ernstem Schwarz. Den Raum erfüllte ein Meer greller Farben und funkelnder Juwelen.
Jag war auch nirgendwo zu fühlen. Wie einige andere Leute, die sie kannte − Wedge Antilles, Talon Karrde und ihr Vater−, bildete Jag eine starke Präsenz in der Macht, eine Energie, die sich sehr von der eines Jedi unterschied und trotzdem auf eigene Weise wirkungsvoll war.
Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, gab es eine weitere Lücke in der konventionellen Betrachtungsweise der Macht durch die Jedi. Sie konnten auch die Yuuzhan Vong weder wahrnehmen noch beeinflussen. Vielleicht waren »Licht« und »Dunkel« nicht Gegensätze, sondern nur zwei Aspekte einer Macht, die sich wesentlich vielfältiger und komplexer darstellte, als irgendwer für möglich hielt.
Plötzlich drang eine starke Präsenz in ihr Bewusstsein ein, und diese Gedanken verschwanden wie die Klinge eines abgeschalteten Lichtschwerts. Jaina fuhr herum und entdeckte Kyp Durron hinter sich.
Einen Moment lang starrte sie den Jedi-Meister einfach nur an, beunruhigt und ein wenig desorientiert angesichts der Wucht, mit der er sie geistig überrumpelt hatte. Im ersten Augenblick hatte sie über keine Schilde verfügt. Jaina fühlte sich, als sei sie aus tiefer Trance erwacht und blicke nun direkt in die Sonne.
Er griff hinter sie und schloss die Tür fest, sodass sie allein im Korridor standen.
Jainas Schilde waren rasch wieder aufgebaut, und die Umstände dieser unerwarteten Begegnung nahmen Form an.
Kyp trug eine sandfarbene Jedi-Robe, und seine silbrig durchsetzte Mähne war zu würdevollen Locken gezähmt. Sorgsam kontrollierte Wut ging in Wellen von ihm aus, und seine funkelnden grünen Augen ließen wenig Zweifel daran, wem sein Zorn galt.
Jaina hob das Kinn und imitierte unbewusst die gebieterische Pose ihrer Mutter. »Kyp. Ich nehme an, du hast Dutzende Diener und Wachen beeinflusst, die nun verwirrt durch den Palast stolpern. Das ist doch dein Stil, oder? Und die einzige Möglichkeit, deine Anwesenheit hier zu erklären.«
»Rauskommen wird leichter. Dann begleitest du mich.«
»Ich glaube nicht«, erwiderte sie kühl.
»Überleg dir das genau. Ich bin hier, um dich zur Bestattung deines Bruders mitzunehmen.«
Das war das Letzte, was Jaina erwartet hatte. Kyps barsche Art riss einen Schleier von ihrem Herzen, und einen Moment lang erfüllten sie der Schrecken, die Wut und der Schmerz, die mit Anakins Tod einhergingen.
Jaina blockte diese Emotionen ab und ersetzte sie durch einen Zorn, der an Kyps heranreichte. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und starrte ihn an. »Du willst mich ›mitnehmen‹? Du und welcher Sith-Lord?«
Er richtete den Zeigefinger auf sie, eine Geste, die ein wenig zu sehr an ihren Vater erinnerte. »Reiz mich nicht, Jaina.«
»Gib mir einen guten Grund.«
Er betrachtete sie von oben bis unten, und der Ausdruck in seinen Augen machte alle Vergleiche mit väterlichem Gehabe zunichte. »Du könntest in diesem Aufzug die Macht nicht benutzen. Da drin gibt es nicht genug Platz für sie, um sich durchzuquetschen.« Jainas Wangen flammten rot auf, doch fiel ihr keine passende Erwiderung ein. Schlimmer noch, sie musste zugeben, wie sehr diese Worte der Wahrheit nahe kamen. Ihr Lichtschwert hatte sie auf ihrem Zimmer gelassen − dieses scharlachrote Kleid war für solch praktische Dinge nicht entworfen worden.
Eine beunruhigende Wahrheit wurde Jaina klar: Wenn sie in diesem Moment ihr Lichtschwert zur Hand gehabt hätte, wäre es zum Einsatz gekommen. Kyp zog eine Augenbraue hoch, als würde er die unausgesprochene Herausforderung spüren.
Das war unbekanntes Territorium für Jaina, und sie wusste nicht, welchen Kurs sie einschlagen sollte. Eines jedoch stand außer Frage − sie konnte der Bestattung jetzt nicht aus dem Weg gehen, nachdem Kyp sie so unerbittlich daran erinnert hatte.
»Ich ziehe mich um«, sagte sie steif. Kyp ließ den Lederriemen von seiner Schulter rutschen und
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