Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
sagte sie schlicht. »Die Yuuzhan Vong haben meinen Körper in einem Käfig gefangen gehalten und versuchten, auch meine Seele zu versklaven. Anakin kam nach Yavin 4, ganz allein, und holte mich dort raus.«
Sie verstummte und starrte in die Fackeln. Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck huschte über das Gesicht mit den Narben, als sei der Impuls, Anakin ein weiteres Mal zu folgen, zu stark, dass sie ihn ignorieren konnte. Leia trat vor und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. Jaina konnte das Gesicht ihrer Mutter nicht deutlich sehen, doch schien es etwas in Leias Miene zu sein, das Tahiri in den Kreis der Trauernden zurückbrachte. Das Mädchen hob und senkte die Schultern zu einem tiefen Seufzer und überließ ihren Platz dem nächsten Redner. »Anakin Solo hat mir das Leben gerettet«, wiederholte eine sanfte, zögerliche Stimme. Ein kleiner Flüchtlingsjunge trat ins Licht, und Jaina wäre beinahe das Herz stehen geblieben.
Er war fast ein Abbild ihres Bruders in diesem Alter: zerzaustes hellbraunes Haar, eisblaue Augen, und sogar die kleine Delle im Kinn stimmte. »Ich habe Anakin niemals kennen gelernt«, sagte der Junge. »Man sagt mir immer, ich würde aussehen wie er. Ich weiß nicht, warum die Frau auf Coruscant wollte, dass ich aussehe wie er. Sie hat mir versprochen, meine Mutter und meine Schwestern würden in Sicherheit sein, wenn ich mein Gesicht ändern ließe. Ich weiß nicht, warum«, wiederholte er. »Ich weiß nur, mir hat es das Leben gerettet und vielleicht auch meiner Familie.«
»Viqi Shesh«, murmelte Kyp und sprach den Namen der verräterischen Senatorin aus, der Jaina schon seit einiger Zeit misstraut hatte. »Han hat mir davon erzählt.« Jaina fügte im Stillen einen weiteren Namen der Liste derjenigen hinzu, mit denen sie noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Sie riss die Augen auf, als ihr Vater in den Kreis trat.
»Anakin hat mir das Leben gerettet«, sagte er leise. »Mir und einem ganzen Schiff voll Passagiere, die ich zu Sternenfutter hätte verbrennen lassen. Er traf auf Sernpidal eine harte Entscheidung, aber eine richtige. Ich hoffe, er weiß das.«
Jaina stand der Mund offen, als Kyp Durron ins Licht trat. »Ich kannte Anakin eigentlich nur vom Hörensagen, aber ich vermute, dass ich eines Tages einmal vor einer feierlichen Versammlung stehen werde und erzähle, wie dieser junge Jedi mein Leben verändert − und sogar gerettet hat. Die Taten von Helden schicken in der Macht Wellen aus. Anakins Leben berührt und führt weiterhin jene, die seinen Namen noch hören werden. Die meisten von uns Anwesenden benutzen die Macht − dieser junge Mann verkörpert sie.«
Weitere Redner folgten Kyp, doch Jaina hörte ihre Worte nicht. Sie hatte immer gewusst, dass Anakin anders und etwas Besonderes war. Und mutete es nicht seltsam an: Ausgerechnet Kyp Durron fand die Worte, die ihr nicht in den Sinn kommen wollten. Zuletzt verstummten die Stimmen, die Fackeln waren heruntergebrannt. Die aufgegangenen Monde näherten sich einander an und sanken dann wieder auf getrennten Wegen dem Horizont über dem Wald entgegen. Luke nahm eine der Fackeln und ging nach vorn.
Vor diesem Moment hatte sich Jaina am meisten gefürchtet. Anakin war dahingegangen, und natürlich stellte das, was von ihm geblieben war, nur eine leere Hülle dar. Sie hatte so verbissen darum gekämpft, diese sterblichen Überreste den Yuuzhan Vong abzujagen, und wofür? Um daneben zu stehen und zuzuschauen, wie dieser Körper vernichtet wurde? Es erschien ihr falsch.
Alles an Anakins Tod war falsch.
Luke Skywalker näherte sich der steinernen Bahre und senkte die Fackel. Die Flamme sprang über und erleuchtete Anakins Leichnam mit goldenem Licht.
Das Feuer löste sich in tausend tanzende Teilchen auf.
Diese erhoben sich langsam gen Himmel und schimmerten in der Dunkelheit wie neugeborene Sterne. Als sie in die Nacht verschwanden, erschien es Jaina, die Sterne würden ein wenig heller leuchten.
Tränen traten ihr in die Augen, als sie die leere Bahre betrachtete. An den Rändern ihrer Wahrnehmung flackerte eine Erkenntnis, eine Einsicht in das, was Anakin vielleicht hätte wissen und werden können. Jaina unterdrückte die Tränen mit einem Blinzeln und schirmte ihre Emotionen nach außen ab.
Zekk kam zu ihnen. Jaina zuckte zusammen. Wenn irgendwer jetzt den Arm um sie legte, würde sie zerspringen wie überhitztes Glas.
Kyp trat vor und stellte sich dem jungen Jedi in den Weg. Zekk blickte von ihr zu dem
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