Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
Ich hatte schon angenommen, die Bemerkung, du wolltest seine Schülerin werden, sei als Stichelei in seine Richtung gemeint, wegen seiner Plumpheit.«
»So ungefähr«, sagte Jaina abwesend. »Hat sich Dad aufgeregt, weil ich beinahe nicht zu Anakins Bestattung gekommen wäre?«
»Da ich fast einen Betäubungsstock benutzen musste, um ihn zu Chewbaccas Gedenkfeier zu treiben, glaube ich, hat er dich recht gut verstanden. Wenn du es nur selbst verstehst.« Sie wollte noch etwas hinzufügen, änderte jedoch ihre Meinung. »Ich hatte gehofft, dich mit ins Lager zurückzunehmen, aber daraus wird wohl nichts. Du hast hier zu tun. Pass gut auf dich auf.« Jaina versprach das und hielt ihren ungeduldigen Seufzer zurück, bis das harte Klacken von Leias Schritten nicht mehr zu hören war. Sie nahm den Villip und setzte ihre Versuche fort, ihn einzustellen. Ein Klopfen am offenen Portal lenkte sie ab. Sie murmelte eine Verwünschung und stampfte zur Tür. Im ersten Moment war sie verwirrt, weil es sich bei dem Besucher um Jag handelte.
»Ich wollte mich entschuldigen«, sagte er ohne Einleitung.
Jaina verschränkte die Arme. »Schön, aber beeilen Sie sich. Ich habe zu tun.«
»Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt zuzuhören.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Dann hoffe ich, dass Ihr Zeitplan nach hinten viel Platz hat, denn Sie werden hier bestimmt eine ganze Weile stehen. Ich habe nichts Falsches getan.«
»Sie haben ganz absichtlich versucht, einen Streit zu provozieren.«
»Ach ja?«
Er starrte sie einen Augenblick an und strich sich mit der Hand durch das kurze schwarze Haar. »Wie kommt eine alderaanische Prinzessin an eine solche Tochter?« Jaina geriet in Wut. »Wollen Sie die kurze Antwort, oder muss ich es Ihnen detailliert mit Grafiken und Diagrammen erklären?«
Auf Jags Wangen zeigten sich rote Flecken. »Das habe ich nicht gemeint, wie Sie sich ja denken können.« Seine Verunsicherung war eigenartig befriedigend. Wenn es ein Fechtkampf gewesen wäre, hätte Jaina diesen Punkt für sich verbuchen können. Da sie den Sieg in der Luft liegen sah, langte sie in die Macht und betrachtete die Emotionen, die sie von der starken Präsenz des jungen Mannes auffing. Er war verärgert, mehr als nur ein wenig verlegen, und nicht ganz sicher darüber, welche Absicht ihn hergeführt hatte.
Unsicherheit, entschied sie. Von allen Emotionen, die sie bei Jag Fei spürte, machte ihm diese die größten Schwierigkeiten. Also stellte sie sich einen dicken Nebel vor und schickte ihn mit einem mentalen Schubs zu ihm hin. Er runzelte die Stirn und blickte sich konfus um. »Warum sind Sie hier, Jag?«, fragte sie, um das Messer noch einmal in der Wunde umzudrehen. Er erlangte rasch die Fassung zurück. »Tenel Ka hat mir gesagt, Sie würden mit Kyp Durron trainieren. Da Kyp unter meinem Kommando fliegt, kann ich dann annehmen, dass Sie in die Vanguard-Staffel eintreten?«
»Tenel Ka war nicht richtig informiert. Und Sie auch nicht, wenn Sie denken, Kyp würde für irgendwen irgendetwas tun, das ihm nicht passt.« Er betrachtete sie lange. »Angenommen, Sie haben recht, dann bekomme ich den Eindruck, Kyp sei nicht der Einzige, der eine Art Spiel treibt.«
»Und gewinnt«, fügte sie selbstgefällig hinzu. »Da Ihnen diese Vorstellung solche Befriedigung zu verschaffen scheint, hoffe ich, die Regeln können für Solitär angepasst werden.« Er verneigte sich tief und äußerst förmlich und ging mit großen Schritten davon. Zu ihrer eigenen Überraschung grinste Jaina wie ein wohl genährter Hutt. Dem Chiss-Kommandanten einen Köder hinzuwerfen war das Erste, was ihr seit einiger Zeit richtige Freude bereitete. Und seinen Rückzug zu beobachten war aus mehr als einem Grund befriedigend. Jag Fei gehörte zu diesen Leuten, die aus jeder Perspektive gut aussehen.
Sie spürte, wie sich Lowbacca näherte. Er stellte sich neben sie und knurrte eine Frage. »Ich habe nichts gegen Jag Fei«, meinte sie. »Ich habe viel Spaß mit ihm, ob er nun möchte oder nicht.« Lowbacca machte eine abschätzige Bemerkung über ihre Art von Spaß.
Ihre gute Laune trübte sich, als sie die Quelle von Lowbaccas Sorge empfing. »Hör auf damit«, fauchte sie. »Ich bin nicht in der Stimmung für weiteres Gerede über die dunkle Seite.«
Sie drehte sich um und ging ins Schiff. Der Wookiee runzelte die pelzige Stirn verwundert, während er über den Ausbruch seiner Freundin nachdachte. Sein Onkel Chewbacca hatte ihn oft davor gewarnt, dass
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