Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
erinnerte, bei dem Palastbankett vor zwei Tagen gesehen hatte und der sich nie weit entfernt von der früheren Königin aufhielt. Er schenkte ihr ein langes Lächeln und ging zu einem Beistelltisch, um eine Flasche Wein und drei Kelche zu holen.
Ta’a Chume nahm ihren roten Schleier ab und lächelte Jaina an. »Sie sehen sehr hübsch aus, meine Liebe, ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht viele junge Leute sind bereit, einen Ratschlag anzunehmen. Und Sie kommen zu einem exzellenten Zeitpunkt, denn ich wollte gerade eine Pause machen, um mich zu erfrischen. Sicherlich leisten Sie mir Gesellschaft?« Jaina setzte sich auf den angebotenen Platz und nahm das Glas, in dem sich eine goldene Flüssigkeit befand. Kleine funkelnde Flecken wirbelten durch den moussierenden Wein. Sie nippte zaghaft daran.
»So nicht«, widersprach der junge Mann lächelnd.
»Ich zeige es Ihnen.« Er setzte sich neben Jaina und umfasste mit beiden Händen die ihre, in der sie den Kelch hielt. »Man muss ihn schwenken, so«, sagte er und bewegte ihre Hand langsam im Kreis. »Die Kunst besteht darin, ihn sanft zu wecken und ihm Wärme einzuhauchen. Nur dann enthüllt sich die Süße.«
Jaina starrte ihm einen Moment lang benommen in das Gesicht, das ihr zu nah und zu hübsch war. Ihr erster Impuls war, in schallendes Gelächter auszubrechen − sie hatte in Mos Eisley schon bessere und überzeugendere Vorstellungen von Straßenschauspielern gesehen. Ein Blick zu Ta’a Chume brachte sie zu der Einsicht, dass Lachen nicht sehr weise wäre. Die ältere Frau beobachtete sie mit einem dünnen Lächeln.
Also stellte Jaina den Becher auf den Tisch und befreite ihre Hand. »Danke, aber für diese Art Getränk habe ich nie eine Leidenschaft entwickelt.«
Ein kurzes Zucken von Ta’a Chumes Lippen verriet ihr, dass sie mit dieser vagen Zurückweisung den richtigen Ton getroffen hatte. »Hat man Ihnen Trisdin schon vorgestellt?«
»Direkt noch nicht«, sagte Jaina. Sie schenkte dem jungen Mann ein süßes und ganz offensichtlich falsches Lächeln. »Aber ich habe das starke Gefühl, wir wären uns schon einmal begegnet.«
Ta’a Chume kicherte. »Ich nehme an, das gleiche Gefühl wird er auch haben. Danke, Trisdin. Das wäre dann alles im Moment.«
Der Höfling erhob sich, und auf seinem hübschen Gesicht ließ sich keine Spur finden, ob er sich beleidigt fühlte. Doch während er hinausging, spürte Jaina ein dunkles Gefühl von ihm − nicht gerade Zorn, sondern eher tiefe Niedergeschlagenheit.
Sie drang ein wenig weiter vor und fühlte eine Hinterhältigkeit, die weit über das hinausging, was man bei dieser oberflächlichen Person erwartet hätte. Zum ersten Mal empfand sie ein gewisses Interesse für den jungen Mann, und forschend schaute sie ihm hinterher, als er aus dem Zimmer schwebte.
»Trisdin ist eine wahre Zierde, aber er verdient Ihre Aufmerksamkeit nicht«, sagte Ta’a Chume mit mildem Vorwurf. »Und gerade haben Sie ihm das bewundernswert deutlich gemacht.«
Jaina sah die Königin an. »Lassen Sie ihn überwachen?«
»Natürlich. Warum fragen Sie?«
»In ihm geht mehr vor, als man von außen sieht und als man sehen möchte.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann allerdings nichts Genaueres spüren.«
»Interessant«, meinte Ta’a Chume. Sie stellte ihren Kelch neben Jainas. »Nun, was möchten Sie mit mir besprechen?«
»Es geht um die Piraten, die für das Gerichtsverfahren nach Hapes gebracht wurden«, begann sie. »Ich frage mich, ob ich wohl einen oder zwei von ihnen verhören dürfte. Privat.«
Die Königin zog die braunen Augenbrauen hoch. »Zu welchem Zweck?«
»Dazu müsste ich ein wenig ausholen«, wich Jaina aus.
»Zufällig habe ich den ganzen Nachmittag Zeit.« Jaina nickte. »Vor einigen Monaten sind Jacen und mein Onkel Luke auf einer gemeinsamen Reise über ein Lager der Yuuzhan Vong gestolpert, in dem sich Sklaven vieler Spezies aufhielten. Die Vong hatten diesen Sklaven eine kleine korallenähnliche Kreatur eingepflanzt, eine Art Gerät zur Gedankenkontrolle, das die individuelle Persönlichkeit auffraß. Glücklicherweise konnte Luke diese Wesen entfernen, ehe sie Schaden anrichteten, und so blieb bei den Sklaven nur eine kleine Narbe hier.« Jaina hielt inne und berührte ihr Gesicht unter dem Wangenknochen.
»Von diesen Implantaten habe ich gehört. Fahren Sie fort.«
»Auf Yavin 4 hatten die Sklaven Implantate, die nicht so sehr mit dem Körpergewebe verwuchsen. Vielleicht fanden die
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