Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
zugunsten eines Rebellen aufgegeben, einem in Ungnade gefallenen imperialen Offizier, der sich seinen Lebensunterhalt als Schmuggler verdiente. Falls in ihrer Entscheidung eine Logik lag, dann beabsichtigte Jag, sie herauszufinden. Und wenn es keine gab, würde die Verbindung, die Jaina Solo hervorgebracht hatte, vielleicht zur Erleuchtung führen − oder als Abschreckung fungieren.
Ohne es recht zu bemerken, ließ Jag die Stadt hinter sich. Auf den riesigen Landeanlagen drängten sich Schiffe und Flüchtlinge, und von Letzteren schienen die meisten entschlossen zu sein, umgehend wieder vom Planeten abzureisen. Die Gemüter waren erhitzt, und überall sah Jag die weiße Uniform der hapanischen Miliz im Einsatz.
Hinter den Landeanlagen befand sich ein riesiger offener Bereich, eine Parklandschaft mit Seen und tiefen Wäldern, die der Jagd und der Erholung für die Bewohner der königlichen Stadt dienten. Dieses Gebiet hatte man den Flüchtlingen überlassen. Während sich Jag näherte, musste er schon genau hinsehen, um die angebliche Schönheit dieses Landstrichs zu entdecken. Das Ausmaß des Flüchtlingslagers verblüffte ihn. Die Zelte erstreckten sich über das gesamte Areal des Parks bis zu einem fernen Wald. Jag zeigte seinen Ausweis einer Wache und machte sich auf den Weg zwischen den schier endlosen Reihen der Zelte hindurch.
Das Lager war ein lauter, stinkender Ort. Die Vertriebenen von Coruscant lebten dicht gedrängt, und Tausende Stimmen mischten sich in einer lauten, disharmonischen Symphonie. In den schmalen Gängen wimmelte es von Wesen vieler Spezies. Die meisten schoben sich an Jag mit abgewandtem Blick vorbei und umgaben sich so mit einer künstlichen Privatsphäre, wie sie solches Gedränge oft hervorruft.
Über dem ganzen Komplex lag eine böse Vorahnung, die so greifbar wie der Morgennebel war. Ohne Zweifel kannten alle Insassen die Vorgehensweise der Yuuzhan Vong. Die Anwesenheit von Flüchtlingen lockte die Invasoren mächtig an. Jag hatte das Gefühl, ein roter Knopf sei gedrückt worden, und alle warteten auf die bevorstehende Explosion.
Er zählte die Zelte, bis er dasjenige erreichte, welches der Familie Solo zugewiesen worden war. Als er noch einige Schritte entfernt war, hörte er gedämpfte Schläge und Schnaufen von dort.
Jag zog seinen einhändigen Charrik aus dem Waffengürtel und rannte los. Er riss die Zeltklappe auf und stürmte ins Innere, wobei er den kleinen Chiss-Blaster vor sich hielt.
Eine Faust traf ihn ins Gesicht. Jags Kopf ruckte nach hinten, und er taumelte zwei Schritte, bis er den Hieb verdaut hatte.
Jag brauchte nur ein oder zwei Sekunden, aber sein Angreifer hatte sich bereits einem anderen Gegner zugewandt, einem großen Mann in hapanischer Uniform. Der Kerl verpasste ihm einen Schlag, von dem der andere herumgewirbelt wurde und auf einen Klapptisch krachte. Ein bekanntes schiefes Grinsen zog den Mundwinkel der gespaltenen Lippen hoch, und er warf sich auf einen stämmigen Krieger, der sich duckte. Die beiden gingen zu Boden, rissen ein behelfsmäßiges Regal und Geschirr mit sich nach unten.
Dies musste also Han Solo sein, Jainas Vater. Jag schaute sich das Schlachtfeld an. Han Solo und der Mann, den er gerade zu Boden geworfen hatte, kamen wieder auf die Beine. Sie taumelten durch das Zelt und versuchten abwechselnd, den Gegner in einen Haltegriff zu bekommen oder ihm einen Stoß mit dem Arm zu versetzen.
Der uniformierte Hapaner schob sich von dem zerschmetterten Tisch fort und kam auf Hände und Knie hoch. Er legte eine Hand an den Gürtel und fummelte nach seinem Blaster.
Jag feuerte einen Betäubungsblitz auf den Mann ab, der diesen vornüber warf, dann richtete er seine Waffe auf den nächsten Angreifer − eine stämmige Hapanerin, die sich einen Stuhl geschnappt hatte und damit gerade zum Schlag ausholte. Diesen warf sie in Richtung der beiden ringenden Männer.
Jag feuerte schnell eine Betäubungsladung ab, doch damit verstärkte er nur den beachtlichen Schwung, mit dem sich die Frau bereits vorwärts bewegte. Die drei Kämpfer gingen in einem Knäuel zu Boden. Nun eilte Jag hinzu und zog den uniformierten Mann, die einzige Person, die sich noch rührte − hoch und zerrte ihn von dem alternden Rebellenhelden weg. Der Hapaner warf sich in Richtung der Zeltwand und krabbelte unter der Duraseide hindurch. Jag überlegte kurz, ob er ihn verfolgen sollte, dann kniete er sich neben dem reglosen Mann hin.
Han Solo war mit dem Gesicht voran in das
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