Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
offenen Tür fort und hob beschwichtigend beide Hände. »Nicht ins Gesicht«, verlangte er. »Es muss natürlich echt aussehen, aber lasst das Gesicht in Ruhe.« Zuvorkommend trat ihm Crimpler seitlich unter die Rippen, und der Neuankömmling klappte zusammen, ging auf die Knie und hob eine Hand, um anzuzeigen, dass es genug war. Der Pirat sah die Sache anders. Er packte das blonde Haar des Mannes und riss den Kopf hoch. »Was soll das eigentlich? Was habt Ihr vor?«
Die Lippen seines Opfers bewegten sich lautlos einen Moment, während der Mann nach Atem schnappte. »Ihr sollt fliehen«, brachte er schließlich hervor. »Nehmt den Transporter, der vor dem Wachposten draußen steht. Hier sind die Zugangs- und Startkodes.« Er klopfte auf eine kleine Tasche seines Hemdes. Crimpler riss erneut an dem Haar. »Warum?«
»Ihr seid Ni’Korish«, sagte der Typ, als würde das alles erklären.
Und in gewisser Weise stimmte das. Während der Krieg immer näher kam und auf dem Thron eine kränkelnde Königin saß, erlebte Hapes eine Blüte der politischen Intrige. Die Anti-Jedi-Bewegung konnte einer ehrgeizigen Frau durchaus als Steigbügelhalter auf ihrem Weg zur Macht dienen, und Hapes mangelte es an solchen Frauen nicht. Crimpler fragte sich kurz, für welche davon sein Gegenüber arbeitete.
Seine Neugier erstarb schnell, und ebenso erging es auch der falschen Wache. Crimpler ließ die Leiche des Mannes fallen und klopfte den Körper ab. Die versprochenen Kodes waren tatsächlich vorhanden, dazu mehrere Messer und ein kleiner Betäubungsstock, die in den Stiefeln und Ärmeln steckten.
Crimpler verteilte die Waffen rasch und spähte durch das vergitterte Transparistahlfenster oben in der Zellenwand.
»Das war ein Idiot, aber jemand plant da ziemlich genau«, grübelte er. »Es ist fast Zeit zum Abendessen. Die meisten Wachen dürften beschäftigt sein. Los.« Er stieg über die Leiche und warf einen Blick in den Gang. Daraufhin liefen die drei Männer den ruhigen Korridor entlang. Als sie sich einer Biegung näherten, warnte sie Gelächter vor zwei näher kommenden Wachen.
Die Piraten drückten sich an die Wand und warteten.
Crimpler sprang den Wachen entgegen und zielte mit den hochgerissenen Füßen auf die Kehlen der Männer.
Er stieß sich von ihnen ab, bog den Rücken durch und landete im Handstand. Mit einem Überschlag kam er wieder auf die Beine und ging erneut zum Angriff über.
Aber die Wachen lagen bereits am Boden, der erste Angriff und die anderen Piraten hatten sie erledigt, indem sie die Messer, die der verräterische Ni’Korish ihnen überlassen hatte, zum Einsatz brachten.
Rasch zogen sie den Wachen die Uniformen aus und legten sie an. Crimpler ging zwischen ihnen und spielte die Rolle des Gefangenen, während sie auf das Wachhaus zueilten.
Sechs Wachen saßen um einen Sabacc-Tisch. Mit einem einzigen Tritt stieß Crimpler den Tisch um und warf drei der Männer zu Boden. Der Rest des Kampfes war fast genauso schnell vorüber. Die Piraten liefen weiter zum Landeplatz.
»Drei Schiffe«, murmelte der eine. »Erscheint mir ein bisschen zu gut arrangiert.«
Das Gleiche hatte Crimpler auch schon gedacht, aber jetzt war es zu spät zum Umkehren. »Heb dir die Sprüche für deine Memoiren auf. Los!«
Die Männer kletterten in die Maschinen. Crimpler stieg in einen verbeulten X-Flügler und startete die Systeme. Seine Bewegungen fühlten sich eigenartig langsam an, als würde er sich in Wasser bewegen oder sich in einem Albtraum befinden.
Mit wachsendem Entsetzen beobachtete er, wie die anderen Piraten ohne Probleme abhoben. Seine eigenen Finger rührten sich nicht mehr, als wären sie mit diesem Blorash-Gallert der Yuuzhan Vong an die Instrumente geklebt.
Die Klappe des E-Flüglers öffnete sich, und Crimpler starrte in das Gesicht eines hageren Mannes mit grünen Augen.
»Ist das derjenige, den du wolltest?«, fragte der Mann jemanden, der sich außerhalb seines eingeschränkten Sichtfeldes befand.
Kleine Finger tasteten seinen Hals ab und fanden die winzige Beule, wo die Yuuzhan Vong ein Stückchen Koralle implantiert hatten − dieses Ding identifizierte ihn als Kollaborateur. »Er muss genügen.«
Es handelte sich um die Stimme einer jungen Frau, und Crimpler erhaschte einen Blick auf ein hübsches Gesicht mit braunen Augen, die unter einem braunen Pony hervorschauten. Nichts an diesem Gesicht konnte das Entsetzen erklären, das Crimplers unbeweglichen Körper schaudern ließ.
Dann trat
Weitere Kostenlose Bücher