Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
gehalten«, sagte sie. Der Eingang wurde zu einem schmalen, trüben gelblichen Streifen, dann verschwand er. »Das hier war der Jedi-Tempel.«
»Das hier …« Ehrfurcht drückte seine Brust zusammen, und er tastete im Dunkeln umher; er musste angestrengt nach Luft ringen, um sprechen zu können. »Du … du bist tatsächlich eine Jedi!«
»Nein, das bin ich nicht. Und auch keine Sith.«
»Was bist du dann?«
»Ich bin Vergere. Was bist du?«
In der Dunkelheit schien ihre Stimme gleichzeitig von überallher zu kommen. Er drehte sich um und suchte sie blind. »Keine Spielchen mehr, Vergere.«
»Es war nie ein Spiel, Jacen Solo.«
»Sag mir die Wahrheit …«
»Ich sage nichts als die Wahrheit.«
Sie klang so nah, dass Jacen im Dunkeln nach ihr tastete. »Ich dachte, alles, was du mir sagst, ist eine Lüge …«
»Ja. Und die Wahrheit.«
»Was für eine Art Wahrheit soll das sein?«
»Gibt es mehr als eine Art? Warum fragst du auch nur? Du wirst keine Wahrheit in mir finden.«
Diesmal kam ihre Stimme von hinter ihm; er fuhr herum, fand aber nichts, was er packen konnte.
»Keine Spielchen «, beharrte er.
»Es gibt nichts, was nicht ein Spiel wäre. Ein ernstes Spiel, das ist wahr: ein permanentes Spiel. Ein tödliches Spiel. Ein Spiel, so ernst, dass man es nur gut spielen kann, wenn man es mit freudiger Hingabe tut.«
»Aber du sagtest …«
»Ja. Es war niemals ein Spiel. Und es war immer eins. Ganz gleich: Du solltest spielen, wenn du gewinnen willst.«
»Wie kann ich spielen, wenn du mir nicht einmal die Regeln mitteilen willst?«
»Es gibt keine Regeln.«
Leise Schritte rechts von ihm; Jacen bewegte sich lautlos auf sie zu.
»Aber das Spiel hat einen Namen«, sagte sie von der anderen Seite des Raums. »Es ist das gleiche Spiel wie seit Myrkr: Wir spielen ›Wer ist Jacen Solo?‹.«
Er dachte voller Sehnsucht an den Glühstab, den er zusammen mit seinem aufgeschnittenen Rucksack in dem Krater über ihnen verloren hatte. Und an den Glühstab zu denken, an hellgoldenes Licht, das von seiner Faust ausging, bewirkte, dass er sich plötzlich nach seinem Lichtschwert sehnte: Er dachte daran, wie dieses saubere Grün den Raum erfüllen, durch alle Schatten schneiden, alles wieder klar und deutlich machen würde. Seine Hände brannten danach, es wieder zu halten. Als er dieses Lichtschwert herstellte, hatte er sich eine Identität geschaffen. Er hatte sich ein Schicksal geschaffen.
Er hatte sich selbst geschaffen.
»Wenn das das Spiel ist«, sagte er, »kann ich ihm jetzt ein Ende machen. Ich weiß, wer ich bin, Vergere. Ganz gleich, was du mir antust. Ganz gleich, welcher neuen Folter du mich unterziehst. Ich werde die Macht nie wieder berühren. Aber das ist egal. Ich weiß es dennoch.«
»Tatsächlich?«
»Ja«, sagte er entschlossen in die Dunkelheit. »Ich bin ein Jedi.«
Langes, langes Schweigen folgte, in dem es sich anhörte, als hole der gesamte Raum langsam, ganz langsam Luft.
»Tatsächlich?« Sie klang traurig. Enttäuscht. Resigniert angesichts eines melancholischen Schicksals. »Dann ist das Spiel tatsächlich vorüber.«
»Wirklich?«, sagte er wachsam. »Es ist vorüber?«
»Ja«, seufzte sie. »Und du verlierst.«
Es wurde plötzlich hell; nach so langer Zeit im Dunkeln hatte Jacen das Gefühl, als würde ihm in die Augen gestochen. Er zuckte zusammen und schirmte die Augen mit dem erhobenen Arm ab. Langsam konnte er wieder sehen; der Raum war größer, als er gedacht hatte − eine zehn Meter hohe Decke, die Wände mit den gleichen floralen Mosaiken geschmückt, erhellt von Leuchtkugeln so groß wie das Cockpit des Falken, die an dreifachen Ketten aus mit dicker Patina überzogener Bronze sanft über dem gefliesten Boden schwangen …
Und er war voller Yuuzhan Vong.
Jacen wandte sich Vergere zu. Sie stand außerhalb des Kreises von Kriegern neben einem Yuuzhan Vong mittlerer Größe, der eine lange, weite Gewandhaut in Schwarz trug.
Sie sprachen miteinander, aber Jacen konnte sie nicht hören. In seinen Ohren toste es wie bei einem Waldbrand. Der Yuuzhan Vong sagte etwas, diesmal in schärferem Tonfall, aber Jacen verstand ihn nicht. Konnte ihn nicht verstehen. Brauchte ihn nicht zu verstehen.
Jacen hatte diesen Yuuzhan Vong schon öfter gesehen.
Er hatte ihn auf Duro gesehen, mit Leias Lichtschwert an seinem Gürtel. Er hatte ihn auf dem Weltschiff bei Myrkr gesehen. Er kannte seinen Namen, und er versuchte ihn auszusprechen.
Versuchte zu sagen …
Aber bevor er
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