Das Erbe der Jedi-Ritter 14 - Wege des Schicksals
schlimmer als leer, sie waren ein Abgrund, in den die Macht ewig sinken konnte, ewig, bis sie vollkommen verschwunden war, bis alle Existenz, alles Leben, versickert war …
Zuerst hielt ich sie alle für Meister der Macht, glaubte, sie hätten eine Möglichkeit, sich vor mir abzuschirmen. Aber als ich wieder und wieder versuchte, diese Schilde zu durchdringen, erkannte ich, was die Yuuzhan Vong wirklich waren.
Ein Sakrileg. Alles, was ein Jedi weiß, basiert auf dem Glauben − oder besser, auf dem absoluten, nicht hinterfragten Wissen − , dass alles Leben Teil der Macht ist, dass die Macht Leben ist. Ich hasste die Yuuzhan Vong aus tiefstem Herzen, ich wünschte mir, sie würden ausgelöscht werden. Zorn stieg in mir auf, ein so vollständiger Zorn, dass ich sie beinahe an Ort und Stelle angegriffen hätte, in der Hoffnung, sie vom Angesicht des Universums zu tilgen. Nie war ich so nahe daran gewesen, mich der Dunkelheit zu überlassen.
Auch andere in diesem Raum waren zornig. Der Oberste Kommandant war wütend, weil sein Angriff versagt hatte und er vor seinen Verwaltern das Gesicht verloren hatte. Die Priester waren zornig, weil ich in einer Maschine zu ihnen geflogen war, die sie für eine Blasphemie hielten. Die Verwalter waren empört, weil so viel kostbare Ausrüstung verloren gegangen war, was sie gegenüber ihren eigenen Vorgesetzten würden rechtfertigen müssen. Die Aliens waren ganze Zeitalter von ihrem Heim entfernt, und Zonama Sekot hatte ihre Fähigkeit, hier zu überleben, beeinträchtigt.
Ein Geschöpf allerdings strahlte keinen Zorn aus: das Maskottchen der Priesterin Falung, ein gefiedertes vogelartiges Geschöpf, nur halbintelligent, langbeinig und orangegelb.
Dieses Wesen war der Schlüssel. Denn ich konnte es in der Macht berühren! Ich konnte seinen Geist spüren, wohlwollend, kindlich, zu unbekümmert, um den Zorn wahrzunehmen, von dem es umgeben war.
Und die Entdeckung dieses Geschöpfs bewirkte, dass mein eigener Zorn nachließ. Vielleicht machte die Tatsache, dass die Aliens so etwas wie Schoßtiere hatten, mir klar, dass sie doch nicht so weit von uns entfernt waren. Ich war innerhalb von Stunden zwei Extremen der Macht ausgesetzt gewesen. Zonama Sekot war eine lebende Verkörperung der Macht, ihrer Harmonie, ihres Potenzials. Die Aliens auf der anderen Seite waren Geschöpfe, die vollkommen außerhalb der Macht existierten. Das eine stand in völligem Widerspruch zum anderen!
Ich fragte mich, ob es möglich wäre, diese beiden Kräfte ins Gleichgewicht zu bringen.
Aber zuerst musste ich mit dem Zorn der Yuuzhan Vong fertig werden. Sie waren so zornig, dass es durchaus möglich gewesen wäre, dass sie mich auf der Stelle vernichtet hätten, Verhandlungen hin oder her.
Wieder bildete das Maskottchen der Priesterin den Schlüssel. Ich nutzte die Macht, um seinen schlichten Geist zu beeinflussen. Ich lockte es. Auf mein Drängen hin begann es zu trillern, zu singen. Es stürzte sich auf mich, als wäre ich eine lange verschollene Verwandte, und umschlang mich mit seinen biegsamen Flügeln.
Die Yuuzhan Vong starrten die Szene ungläubig an.
Wir tanzten miteinander, das Maskottchen und ich. Gemeinsam stampften und klatschten und sangen wir. Bald schon bemerkte ich, dass die Yuuzhan Vong vergaßen, zornig zu sein. Sie begannen, sich zu amüsieren. Einige wiegten sich sogar ein bisschen im Rhythmus unseres Tanzes.
Und dann gab ich ihnen noch mehr Grund zu staunen. Mit einem kleinen geistigen Schubs schickte ich das Maskottchen in die Luft. Singend flog es auf die Yuuzhan Vong zu und kreiste um den Kommandanten. Singend schloss ich mich ihm an. Wir tanzten weiter, segelten in einer würdevollen Spirale um den Obersten Kommandanten Zho Krazhmir. Die Yuuzhan Vong starrten uns in äußerstem Staunen an.
Die Aliens kannten Zorn, Gewalt, Heiterkeit, Ehrfurcht. Unterschieden sie sich wirklich so sehr von uns? War tatsächlich schon ihre Existenz eine Blasphemie? Ich musste es wissen.
Bevor ihr Staunen nachlassen konnte, brachte ich den Tanz zu Ende. Zho Krazhmir wurde misstrauisch. Er verlangte zu wissen, welchen Trick ich gerade angewandt hatte.
Keinen Trick, erwiderte ich. Was er gesehen hatte, war die Macht von Zonama Sekot.
Ich sagte ihnen, dass ich selbst nicht von Zonama Sekot stammte; ich gab mich als Lehrerin aus, die zu dem Planeten gekommen war, um seine Wunder kennen zu lernen. Ich beschrieb, was ich von dem Planeten wusste, dass er etwas Wunderbares war, bedeckt von einem
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