Das Erbe der Jedi-Ritter 14 - Wege des Schicksals
ohne Lehrer, Wissen, die Macht und alles andere, was ihm helfen konnte. Er musste auf nichts reduziert werden − oder genauer gesagt auf sich selbst. Und dann musste er handeln − rein aus sich selbst heraus, aus seinem inneren Wesen. In diesem Zustand vollkommenen Auf-Sich-Gestellt-Seins, nachdem alles andere ihn enttäuscht hatte, blieb ihm keine andere Wahl, als er selbst zu sein, als sich zu entscheiden und zu handeln.«
Sie klang jetzt nachdenklicher. »Ich bedauere selbstverständlich die Mittel, aber ich habe benutzt, was zur Hand war. Der gleiche innere Zustand hätte, wenn wir Zeit und Gelegenheit gehabt hätten, auch auf sanftere Art erreicht werden können, aber wir hatten weder Zeit noch Gelegenheit. Ich habe die Yuuzhan Vong dazu gebracht, ihn am Leben zu lassen und ihn der Umarmung des Schmerzes auszusetzen. Ich habe die Yuuzhan Vong zu meinem Werkzeug gemacht.« Sie gab ein leises trockenes Hüsteln von sich, oder vielleicht war es ein Lachen. »Das stellt vielleicht meine größte Leistung dar.«
Vergeres Worte hallten in Lukes Geist wider, und als er ihrer Argumentation folgte, stellte er fest, dass sein Zorn nachließ, wenn auch nur, weil die Diskussion abstrakter geworden war. »Und der Grund dafür?«, fragte er.
Die schrägen Augen schlossen sich, und Vergere wurde deutlich entspannter, als hätte sie sich in einen meditativen Zustand begeben. »Ihr wisst die Antwort doch sicher, junger Meister, wenn Ihr Jacen Solo auch nur im Geringsten kennt.«
»Tut mir den Gefallen«, sagte Luke. »Erläutert es mir.«
Die Vogelaugen blieben geschlossen. Ihre Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen »Es gab eine Zeit − das nehme ich zumindest an nach dem, was Jacen mir erzählt hat −, in der auch Euch auf ähnliche Weise alle Stützen genommen wurden. Ihr wart ohne jede Hilfe, ohne Hoffnung, ohne Waffen, getroffen von dem Machtblitz des Imperators − was blieb Euch damals? Ihr hattet nur Euch selbst. Man zwang Euch, zwischen dem Weg des Imperators und Eurem eigenen zu wählen.«
»Ich hatte keine Wahl«, sagte Luke.
»Genau. Ihr hattet keine Wahl, und selbst angesichts Eurer Vernichtung entschiedet Ihr Euch, Euch selbst treu zu bleiben.« Eine Spur von Zufriedenheit schwang in Vergeres Tonfall mit. »Und ebenso war es notwendig, Jacen auf sich selbst zu reduzieren, damit er sich mit jeder Tür, die sich schloss, mehr seinem Schicksal stellte.«
Schicksal. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen tauchte das Wort in Zusammenhang mit Jacen auf. Und tief drinnen wusste Luke mit vollkommener innerer Sicherheit, dass Vergere recht hatte, dass Jacen irgendwo in diesem komplizierten Gewebe des Schicksals ein besonderer Platz zukam.
Am Abend zuvor hatten Luke und Mara Jacen beim Abendessen in der kleinen Wohnung nach seinen Erlebnissen bei den Yuuzhan Vong gefragt. Zunächst hatte Jacen nur widerwillig berichtet und erklärt, es sei ein zu umfangreiches Thema, aber nach den ersten Fragen antwortete er sachlich und sprach über seine Gefangenschaft und darüber, wie Vergere ihn mehrmals dem Feind verraten hatte, nachdem sie ihm irgendwie seine Verbindung zur Macht genommen hatte. Mara und Luke hatten einander in wachsendem Entsetzen angesehen.
Jacen schien Vergere jedoch nicht abzulehnen; tatsächlich hatte er mit tiefem Respekt und großer Bewunderung von ihr gesprochen. Luke hatte das erst später an diesem Abend verstanden, als er und Mara allein waren und Mara ihn daran erinnerte, dass Geiseln manchmal seltsamerweise Zuneigung zu ihren Wärtern entwickelten. Manchmal liebten sie sie sogar, besonders, wenn der Wärter sie geschickt genug manipulierte. Vergere − alt, erfahren und mit ihren eigenen Plänen im Hinterkopf − hatte die Psyche des jungen Jacen leicht manipulieren können.
Und daher war Luke zornig und überzeugt davon, genau zu wissen, was geschehen war, zu Vergeres Zelle gegangen, um ihr ihre Taten vorzuhalten. Aber irgendwie war es nicht ganz so gelaufen, wie er erwartet hatte.
»Und was wisst Ihr von Jacens Schicksal?«, fragte er nun.
Vergere dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete. »Ich glaube, dass Jacens Schicksal eng mit dem Schicksal der Yuuzhan Vong verbunden ist«, antwortete sie.
Das hatte Luke nun überhaupt nicht erwartet. »Er kann sie vernichten?«, fragte er.
»Vernichten. Retten. Verändern.« Die schrägen Augen öffneten sich, und Vergere sah Luke ausdruckslos an. »Vielleicht all das.«
»Kann er sie der Macht öffnen?«, fragte Luke.
»Ich
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