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Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant

Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant

Titel: Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Williams & Shane Dix
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niedergesenkt hatte. Und darunter …
    Sie verbarg die Arme in den Falten ihres Gewands und starrte erneut in den dichten Rauch. Sie konnte Bewegung und Stimmen hören, aber ganz gleich, wie angestrengt sie blinzelte, durch den Dunst war nichts zu erkennen. Und immer wieder hörte sie im Hintergrund das Zischen von Feuern, die Fleisch verschlangen, zusammen mit einem gelegentlichen Knacken, das sie für das Geräusch von Knochen hielt, die in der extremen Hitze zerbrachen. Aber sie konnte immer noch nichts erkennen, ganz gleich, wie sehr sie blinzelte.
    Sie machte ein paar vorsichtige Schritte vorwärts, bis sie die Kante des Felsvorsprungs erreichte, auf dem sie stand, und schließlich sehen konnte, was geschah. Unter ihr befand sich eine Art Lager, und dort schien eine Zeremonie stattzufinden. Die dort versammelten Personen hatten ihre Gesichter unter Kapuzen verborgen, und ihre Gewänder ähnelten dem, das sie selbst trug. Sie schienen auf ihre Ankunft gewartet zu haben, denn als sie sahen, wie sie aus dem Rauch erschien, begannen sie automatisch mit der eigentlichen Zeremonie und marschierten rezitierend im Lager umher. Die Sprache, die sie verwendeten, kam ihr gleichzeitig fremd und vertraut vor − eine Sprache, die sie ebenso entsetzte wie beruhigte. Diese Gefühle entstanden nicht durch die Worte selbst, sondern eher durch die Kultur, in der diese Sprache verwurzelt war.
    Sie ignorierte, was geschah, und sah sich stattdessen in dem fünfeckigen Lager um. In jeder Ecke erhob sich das riesige Abbild eines Gottes, und all diese Götterstatuen starrten jeweils in eine Grube zu ihren Füßen. Priester waren damit beschäftigt, die Gruben zu füllen, und warfen lässig Gegenstände in die qualmende Tiefe, die sie instinktiv als Körperteile erkannte. Passend zu ihren zwiespältigen Empfindungen fühlte sie sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen von dem Anblick, und ein Teil ihrer selbst hätte den Göttern gerne dafür gedankt, dass sie diese Opfer akzeptierten, während ein anderer, tiefer liegender Teil sich wegen des Geruchs, der aus den Gruben aufstieg, übergeben wollte.
    Sie kannte die Götterbilder gut, die sich aus dem Schatten erhoben − alle bis auf eines. Eine Götterstatue wie die, die am weitesten von ihr entfernt stand, hatte sie noch nie zuvor gesehen; sie hatte das Gefühl, dass sie nicht einmal mit den anderen hierher gehörte und sich wie eine riesige Schlange über die anderen Abbilder im Lager erhob. Die Anwesenheit dieses Abbilds war eine Blasphemie, gegen die sie protestieren wollte, aber das konnte sie nicht, weil sie fühlte, dass es wegen ihr hier war. Die Augen dieses Götterbilds − sie blickten nicht in die Grube wie die andern Statuen, sondern starrten sie an. Mehr als das, diese riesigen roten Augen klagten sie an.
    Warum hast du mich verlassen?, hörte sie es in ihren Gedanken flüstern.
    Sie wollte fliehen. Der Teil von ihr, der die Zeremonie tröstlich gefunden hatte, geriet plötzlich in Panik. Aber sie konnte nirgendwohin. Alle Gänge, die zu diesem Ort der Leichen führten, waren von Yorikkorallen verstopft.
    Sie hatte jedoch keine Zeit, um darüber nachzudenken. Einer der Priester versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und bedeutete ihr, dass sie das Verbrennen der Leichenteile in der Grube mit ansehen sollte. Aber wessen Leiche war es? Und was war es für ein Wesen? Ein Mensch? Ein Yuuzhan Vong? Aus der Ferne war das unmöglich festzustellen.
    Auch andere Priester forderten winkend, dass sie hinsehen solle. Sie verzog verwirrt das Gesicht und beugte sich gefährlich weit nach vorn. Was wollten sie ihr zeigen?
    Dann sah sie es.
    Die Leichenteile wurden nicht zerstört − sie wurden erneuert. Sie krochen aus den rauchenden Gruben zu dem unnatürlich großen Scheiterhaufen, der in der Mitte des Lagers brannte, und stürzten sich in dessen blaues und orangefarbenes Feuer. Die Flammen leckten an ihnen, griffen nach der bebenden Haut und wickelten sie um pulsierende Organe, sammelten die Glieder und steckten sie wieder ins passende Gelenk.
    Sie wandte sich der Schlangenstatue zu, wollte sie anflehen aufzuhören. Durch den ätzenden Rauch betrachtet, sah die Statue inzwischen jedoch nicht mehr aus wie ein Reptil. Sie sah aus wie … Aber nein. Der Rauch war viel zu dick, als dass sie wirklich etwas hätte klar erkennen können. Sie sah nur die Augen, rot und durchdringend in der bedrückenden Finsternis des Raums, und die Statue starrte nicht mehr sie an, sondern

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