Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
eine kleine Geste mit der Hand. »Ich finde schon allein zurück.«
»Ich denke, das ist nicht notwendig«, sagte der zweite Wachposten und trat neben den ersten.
Sein Partner nickte. »Sie findet schon allein zurück«, sagte er und winkte Tahiri ohne ein weiteres Wort durch.
Tahiri wusste tatsächlich, wie sie zurückfinden würde, aber zunächst schlug sie einen anderen Weg ein. Wieder ließ sie sich von ihrem Instinkt und nicht von ihrem Kopf leiten. Irgendwer hatte in diesen Räumen gewohnt − davon war sie jetzt noch überzeugter als zuvor. Sie schloss die Augen halb, um die Ablenkung durch ihre körperliche Wahrnehmung auszuschließen, ging, wohin ihre Gefühle sie führten, und dehnte ihre Wahrnehmung in der Macht aus, um ihren Verdacht besser verstehen zu können. Wer immer hier als Gast der Fia gewohnt hatte, sie konnte ihre Echos und Schatten überall um sich her spüren: in den Wänden, den Teppichen, den vergoldeten Simsen und Leisten, den Schnitzereien …
Sie ging durch die Flure, und das Gefühl wurde mit jedem Schritt intensiver und erreichte schließlich einen Höhepunkt, als sie in einen langen Flur einbog, der zu einem breiten Fenster führte. Das Fenster selbst erlaubte einen Blick direkt in den klaren Himmel von Galantos, und das Sonnenlicht, das durch das dekorative Buntglas fiel, warf Regenbogenfarben auf die zahllosen Türen am Flur.
Sie ging nervös weiter und berührte im Vorbeigehen jede Tür mit den Händen. Es schienen ganz normale Türen zu sein, und dennoch hallte im Flur eine seltsame Missstimmung wider. Das Gefühl war jetzt so intensiv, dass es beinahe fassbar war. Jemand …
Abrupt blieb sie stehen. Ihr gesamter Körper kribbelte, als ihre Fingerspitzen die letzte Tür des Flurs berührten. Tahiri war normalerweise nicht imstande, die Spuren von Individuen so intensiv zu spüren, besonders nicht in einer unvertrauten Umgebung wie dieser. Wieso war das diesmal anders? Warum drehte sich ihr Magen schon bei dem Gedanken daran um, diese Tür zu öffnen? Was hatte es mit diesem Echo auf sich, das sie so extrem verstörte?
Stell dich nicht so an, sagte sie sich. Du bist ein Jedi-Ritter, und das da ist ein leeres Zimmer. Es gibt darin nichts, wovor du dich fürchten müsstest, außer der Furcht selbst.
Die Tür glitt auf, als sie die entsprechende Taste berührte: Es gab hier offenbar nichts zu verbergen, denn sonst wäre das Zimmer sicher abgeschlossen gewesen. Aber die geheimnisvolle Präsenz traf sie wie eine Welle abgestandener Luft und ließ sie zurückweichen.
Irgendwo in der Ferne glaubte sie Stimmen zu hören, die nach ihr riefen, also ging sie trotz ihrer schlechten Vorahnung in das Zimmer hinein. Sie bewegte sich langsam und ungeschickt, als versuchte sie, durch einen mimbanischen Sumpf zu waten.
Wie erwartet war das Zimmer nicht bewohnt. Es war jedoch alles andere als leer. Tahiri nahm die seltsame Präsenz nun so intensiv wahr, dass sich ihr ganzer Körper anfühlte, als würde er gleich explodieren − und so groß war ihr Unbehagen, dass es ihr in diesem Augenblick nichts ausgemacht hätte, wenn so etwas wirklich geschehen wäre.
Immer noch geführt von ihrem Instinkt, ging Tahiri hinüber zum Bett, hob die Steppdecke hoch und schaute darunter. Als sie nichts fand, hob sie die gesamte Matratze.
Da.
Wenn sie sich so weit wie möglich streckte, gelang es ihr so gerade eben, ihre Finger um das winzige silberne Ding zu schließen, das auf dem staubigen Boden lag. Und sobald sie es berührte, durchzuckte sie ein Schock, und ihr wurde schwindlig. Sie fiel zu Boden, umklammerte den Gegenstand, versuchte keuchend zu Atem zu kommen und kämpfte dagegen an, dass die Dunkelheit in ihrem Hinterkopf sie überwältigte.
Das war es, was sie gerufen hatte. Genau wie die Stimmen, die sie jetzt riefen …
»Mistress Veila! Ist alles in Ordnung?« War das ein Fia, der ihren Namen gerufen hatte? Sie wusste es nicht genau; es war zu anstrengend, einfach nur bei Bewusstsein zu bleiben.
»Bitte, Sie müssen mit uns kommen«, fuhr die Stimme fort. »Sie sollten nicht hier sein!«
Tahiri ignorierte die Wachen und hob den Anhänger hoch, um ihn genauer zu betrachten. Er sah silbrig aus, bestand aber aus einer Substanz, die sie nicht kannte, und hatte die Form einer knollenköpfigen Qualle mit vielen Tentakeln − eine bizarre Kreuzung zwischen einem umgullianischen Blob und einem Sarlacc.
Tahiri wusste, was es war. Obwohl sie nie zuvor wirklich etwas Ähnliches gesehen hatte,
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