Das Erbe der Jedi-Ritter 18 - Die letzte Prophezeiung
giftige Dämpfe abgesondert, um den Mutterleib der Nacht zu verbrennen.
Nun hatten die Yuuzhan Vong diesen unnatürlichen Dingen ein Ende gemacht, und die Helligkeit kam nur noch von den Sternen. In dieser speziellen Nacht störten nicht einmal sie die geschlossenen Lider der Götter, denn eine Plane von Wolken war über die Stadt gezogen worden und machte selbst die wilde Schönheit des Kerns unsichtbar. Solange von Maschinen beherrscht, fand nun auch das Klima von Yuuzhan’tar seinen natürlichen Status wieder.
Nen Yim kam es paradoxerweise unnatürlich vor. Sie war auf einem Weltschiff geboren und aufgewachsen, genährt von einem so gewaltigen Organismus, dass sie wie eine Mikrobe in seinem Bauch gelebt hatte, wo sie sich warm und sicher fühlte. Die Unwägbarkeiten des Wetters hatte sie erst vor Kurzem kennen gelernt, und obwohl ihre Vernunft durchaus erkannte, dass die Yuuzhan Vong vor langer Zeit einmal auf einem Planeten gelebt hatten, auf dem es Jahreszeiten gab und der Regen fiel, wann er wollte oder überhaupt nicht − dass dies tatsächlich dem natürlichen Lauf der Dinge entsprach −, rebellierten ihre Instinkte gegen so viel Wechselhaftigkeit. Sie war eine Gestalterin. Sie zog es vor, zu gestalten und nicht gestaltet zu werden.
Und sie hasste es zu frieren. Sie war in ein Geschöpf gehüllt, das sie selbst verändert hatte, eine Variante der Art von Ooglith-Masken, wie sie die Jäger trugen. Die unzähligen winzigen Wahrnehmungsknoten streiften die Nacht, hörten sie, ertasteten sie − und machten Nen Yim zu einem Teil von ihr. Zum ersten Mal in vielen, vielen Monaten war sie frei von ihren Wachen, von ihrem Damutek. Sie bildete sich allerdings nicht ein, dass es sich um wahre Freiheit handelte. Wenn sie in ein paar Stunden nicht aus ihrer Zuflucht kam, würden Fragen gestellt werden, und dann würde die Suche beginnen. Unsichtbar zu sein würde dann nicht mehr genügen. Aber die Illusion war berauschend.
Obwohl sie diese Maske schon vor langer Zeit für sich hergestellt hatte, hatte bisher kein Grund bestanden, sie zu benutzen.
Nun war das anders. Eine geheimnisvolle Botschaft, ein Treffpunkt, eine Möglichkeit …
Sie verließ Shimrras Palastgelände problemlos. Selbst einem Jäger wäre das nicht gelungen, aber die Maske der Nuun, die sie trug, war besser als die üblichen ihrer Art. Sie verbarg sogar ihre Gedanken, sie gab ihre Masse als reine Bewegung der Luft aus.
Sie befand sich nun auf rauerem Gelände, ging erst einen Hang hinab, dann wieder aufwärts zu der Plattform, wo ein Schrein von Yun-Harla, der Göttin der List, über einer großen Grube aufragte, wo einmal bis in den Himmel reichende Gebäude gestanden hatten. Dunkles Wasser füllte diese Grube nun, und die surrenden Rufe der P’hiili erhoben sich in einem schrillen Kontrapunkt zum Bassgurren des Großbart-Ngom. Wie der Lim-Baum in ihrem Gartenraum waren auch dies nach alten Plänen neu geschaffene Geschöpfe aus der Heimatwelt.
Eine einzelne Gestalt erwartete sie am Schrein, unter einer Statue von Yun-Yuuzhan, die aus den Schädeln und langen Knochen der Eroberten hergestellt worden war. Auch diese Statue übermittelte eine Botschaft aus der Geschichte der Yuuzhan Vong − wie die Geschöpfe im Teich erklärte sie: Dieser Planet gehört jetzt uns.
Der Wartende war schlank und hatte das Haar in einen gemusterten Schal gewickelt. Bis auf drei Finger an jeder Hand waren alle amputiert. Nen Yim blieb stehen und beobachtete ihn längere Zeit. In seinen Augen stand eine beherrschte, leidenschaftliche Intelligenz.
Ein Priester, dachte sie. Was könntest du von mir wollen?
Sie stand auf dem Rückgrat eines Vua’sa. Der Tod schien sehr nahe zu sein. Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber ganz bestimmt keinen Priester, der allein im Dunkeln stand.
Sie bewegte sich aus seinem Blickfeld und legte die Maske ab, dann kehrte sie zum Schrein zurück.
Diesmal fand sein Blick sie sofort. Sein Körper blieb reglos.
»Sie kommen zu einer seltsamen Zeit, um zu beten«, sagte der Priester.
»Ich komme, wenn man mich ruft«, antwortete Nen Yim.
»Wie wir alle«, erwiderte der Priester. »Ich bin Harrar.«
Nen Yims Rücken kribbelte. Sie kannte diesen Namen. Es ist also nicht nur irgendein Priester, sondern ein sehr wichtiger.
»Mich nennt man Nen Yim, Geehrter«, erwiderte sie.
»Sie sind eine Meisterin. Unsere Ränge sind einander gleich, also können wir uns die Ehrenbezeugungen sparen.
Ich habe nur wenig Zeit, und ich
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