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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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einen weiten Umhang trägt, und mir wird klar, dass er wähnt, gut verkleidet zu sein. Ich sage nicht: Aber Ihr seid doch der dickste Mann bei Hofe, natürlich erkenne ich Euch. Ihr müsst der einzige Mann sein, der über sechs Fuß groß ist und mehr als vier Fuß im Umfang misst. Ihr seid der einzige Mann bei Hofe, der wie verschimmeltes Fleisch riecht. Stattdessen sage ich: »Euer Gnaden, oh, Euer Gnaden, ich glaube, ich würde Euch jederzeit erkennen, und überall.«
    Er tritt einen Schritt vor, und zu meiner Überraschung ist er allein, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise begleitet ihn, wo er geht und steht, ein halbes Dutzend Männer. »Woran erkennt Ihr mich?«, fragt er.
    Mir ist inzwischen ein kleiner Trick eingefallen. Immer, wenn er so mit mir spricht, stelle ich mir vor, er sei Thomas Culpepper, der anbetungswürdige Thomas Culpepper, und ich stelle mir vor, was ich ihm antworten würde, und ich lächele, wie ich es für ihn tun würde, und ich sage dem König Worte, die ich auf ihn münze. »Euer Gnaden, ich wage nicht, es Euch zu verraten«, sage ich - und denke dabei: »Thomas, ich wage nicht, es Euch zu verraten.«
    Und er sagt: »Verratet es mir.«
    Und ich: »Ich kann nicht.«
    Er wieder: »So sagt es mir doch, hübsche Katherine.«
    Das könnte den ganzen Tag so weitergehen, also ziehe ich andere Saiten auf. »Ich schäme mich so.«
    Und er: »Kein Grund, sich zu schämen, Liebchen. Sagt mir, woran Ihr mich erkennt.«
    Und ich erwidere, in Gedanken ganz bei Thomas: »Es ist ein Geruch, Euer Gnaden. Es ist ein Geruch wie ein Parfüm, ein schöner Duft, den ich liebe, wie eine Blume, wie Jasmin oder eine Rose. Und dann liegt ein anderer Geruch darunter verborgen, wie der Schweiß eines edlen Pferdes, das hitzig geritten wurde, und ein Duft nach Leder, und dann noch ein Geruch wie Seetang, der Duft des Meeres.«
    »Nach all dem rieche ich?«, fragt er mit Verwunderung in der Stimme, und mit gelindem Entsetzen wird mir klar, wie klug meine Worte waren, denn in Wahrheit riecht er nach dem Eiter aus seiner Wunde, der Arme, und nach seinen Winden, weil er so unter Verstopfung leidet, und dieser Gestank begleitet ihn überallhin, sodass er ständig eine Parfümkugel bei sich trägt, um den Gestank aus seiner Nase zu bannen - aber er muss doch wissen, dass er den Geruch der Verwesung an sich trägt!
    »Für mich ja«, sage ich treuherzig und denke dabei angestrengt an Thomas Culpepper und den Duft seiner schwarzen Locken. »Es ist ein Duft nach Jasmin und Schweiß und Leder und Salz.« Ich schlage die Augen nieder und lecke mir die Lippen, ganz leicht nur, damit es nicht unzüchtig wirkt. »Daran erkenne ich Euch stets.«
    Er nimmt meine Hand und zieht mich zu sich. »Süße Maid«, haucht er. »Oh, meine süße Maid.«
    Ich schnappe ein wenig nach Luft, als hätte ich Angst, schaue aber dennoch zu ihm auf, als erwartete ich seinen Kuss. Das ist eigentlich ziemlich ekelhaft. Er erinnert mich ganz schrecklich an den Haushofmeister meiner Großmutter in Horsham - auch der ist so widerlich alt, fast alt genug, um mein Großvater zu sein, und seine Lippen zittern, und seine Augen sind feucht. Ich bewundere ihn natürlich, weil er unser König ist. Er ist der mächtigste Mann der Welt, und ich liebe und ehre ihn als meinen König. Und mein Onkel hat mir ja klar gesagt, dass ein paar neue Kleider für mich herausspringen, wenn ich ihn weiter reizen kann. Aber es ist nicht besonders angenehm, als er mich um die Taille fasst und seinen feuchten Mund auf meinen Hals senkt, sodass ich seinen kalten Speichel auf meiner Haut spüre.
    »Süße Maid«, sagt er wieder und drückt mir einen nassen Kuss auf, der sich anfühlt, als sauge ein Fischmaul an mir.
    »Euer Gnaden!«, sage ich atemlos. »Bitte, lasst mich!«
    »Ich lasse dich nicht, niemals!«
    »Euer Gnaden, ich bin noch Jungfrau!«
    Das wirkt ganz prächtig, denn er lässt ein wenig locker, und ich kann einen Schritt zurücktreten, und obwohl er meine Hände nimmt, kann ich jetzt seinem Atem ausweichen.
    »Ihr seid eine süße Jungfrau, Katherine.«
    »Ich bin eine ehrliche Jungfrau, Sir«, erwidere ich atemlos.
    Er hält meine Hände fest und zieht mich wieder zu sich heran. »Wenn ich frei wäre, würdet Ihr dann meine Frau werden?«, fragt er schlicht.
    Ich bin so erstaunt, wie schnell sich die Dinge entwickeln, dass mir keine Erwiderung einfallen will. Ich schaue mit Kuhaugen zu ihm auf, als wäre ich ein törichtes Milchmädchen. »Eure Frau? Eure

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