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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Reihe komme. Es gibt nichts mehr, was ich tun kann, um England vor diesem Ausbruch der Tyrannei zu schützen. Ich kann nur noch mir selbst helfen, indem ich versuche, meine Haut zu retten. Es ist unmöglich vorauszusehen, welche Anklage sie ersinnen werden, um mich darauf vorzubereiten. Es wird keine formale Anklage in einem Gerichtssaal geben, keine Richter und keine Geschworenen. Ich werde keine Möglichkeit haben, mich vor der Beschuldigung zu schützen, die sie erfunden haben. Lord Lisle und Lord Cromwell werden laut Parlamentsbeschluss sterben, und dazu braucht es nur die Unterschrift des Königs. Der König, der sich von Gott gelenkt wähnt, ist nun fürwahr Gott geworden, mit aller Macht über Leben und Tod. Es kann keinen Zweifel geben, dass er nun auch meinen Tod erwägt.
    Noch zögere ich. Wie ein Narr warte ich noch ein paar Tage, weil ich hoffe, dass es nicht so schlimm kommt, wie es aussieht. Ich glaube immer noch, dass der König gute, kluge Ratschläge von den Mitgliedern seines Kronrates bekommen könnte. Ich bete, dass Gott zu ihm spricht, in vernünftigen Worten, nicht als Bestärkung in seinen Begierden. Ich hoffe, von meiner Mutter Ratschläge zu bekommen, was ich tun soll. Ich hoffe sogar wider besseres Wissen auf Nachricht von meinem Bruder, auf seine Versicherung, dass sie mich nicht vor Gericht stellen werden, dass er meine Hinrichtung verhindern wird, dass er eine Eskorte schickt, die mich heimbringt. Und dann endlich, an dem Tag, an dem Dr. Harst mit sechs Pferden kommen sollte, während ich bereits alles gepackt und für die Abreise vorbereitet habe, kommt mein Botschafter ohne Pferde, aber mit sehr ernstem Gesicht und sagt, dass die Häfen geschlossen sind. Der König lässt niemanden aus seinem Land heraus und niemanden herein. Kein Schiff darf segeln. Selbst wenn wir zur Küste gelangten - und Flucht käme einem Eingeständnis meiner Schuld gleich -, könnten wir nicht ablegen. Ich bin in meinem neuen Land eingekerkert. Es gibt keine Möglichkeit, nach Hause zu kommen.
    Wie ein Narr hatte ich geglaubt, ich müsste nur die Wachen vor meiner Tür überlisten und heimlich fortreiten, dann würde ich die Flucht schon schaffen. Aber nein, der König ist allmächtig - wie der Gott, der er zu sein glaubt. Es wäre schon schwer genug gewesen, vom Palast zu fliehen, aber nun bekommen wir nicht einmal ein Schiff. Sie haben mich auf dieser Insel im Stich gelassen. Der König hält mich gefangen.
    Dr. Harst glaubt, die Schließung der Häfen bedeutet, dass sie mich noch in dieser Woche holen werden. Der König hat sein Land zugesperrt, damit er mir den Prozess machen, meine Schuld nachweisen und mir den Kopf abschlagen lassen kann, bevor meine eigene Familie von meiner Verhaftung erfährt. Niemand in Europa kann dagegen protestieren oder sich empören. Niemand in Europa wird davon erfahren - erst wenn es vorbei ist, wenn ich tot bin. Das muss der Grund für die Abschottung sein. In ein paar Tagen, vielleicht schon morgen, kommen sie.
    Ich finde keinen Schlaf. Ich sitze die ganze Nacht am Fenster und warte auf die Morgendämmerung. Ich denke, dass dies meine letzte Nacht auf Erden sein wird, und mehr als alles andere bedauere ich, dass ich mein Leben so verschwendet habe. Ich habe meine Zeit damit verschwendet, zuerst meinem Vater und dann meinem Bruder zu gehorchen. Ich habe die letzten Monate damit vergeudet, dem König zu gefallen, und dabei ganz den kleinen Funken vergessen, der mein Ich ausmacht, mein einzigartiges Ich. Stattdessen setzte ich das, was ich wollte und dachte, an zweite Stelle und nahm nur die Männer wichtig, die über mich herrschten. Wäre ich tatsächlich der Gerfalke gewesen, der ich in den Augen meines liebevollen Vaters war, dann wäre ich hoch über all dem geflogen, ich hätte in eisigen, einsamen Einöden gebrütet, nur dem Winde untertan. Stattdessen habe ich mich in einen Käfig einsperren lassen, festgebunden wie ein Falke und manchmal sogar ebenso blind. Niemals frei.
    Wenn ich diese Nacht, wenn ich diese Woche überlebe, dann werde ich in Zukunft versuchen, mir selbst treu zu sein. Wenn Gott mich verschont, werde ich versuchen, ein eigenständiger Mensch zu werden, nicht eine Schwester oder eine Tochter oder eine Ehefrau. Dieses Versprechen kann ich leicht geben, da ich nicht glaube, dass ich es einlösen muss. Ich glaube nicht, dass Gott mich retten wird, ich glaube nicht, dass Heinrich mich verschont. Ich glaube nicht, dass ich die nächste Woche überlebe.
    Als es

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