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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Königs bauen, der das kleine Mädchen heiraten wird, das meine Ehrenjungfer war - oder ich kann mittellos heimkehren, um bei meinem Bruder zu leben, dessen Hass und Vernachlässigung mich überhaupt erst in diese Lage versetzten. Heute Nacht bin ich wahrlich einsam.
    Dieses Schloss ist das schönste im ganzen Königreich, der Blick reicht über den eigenen Park bis zur Themse. Es wurde vom Vater des Königs als Vorzeigepalast für ein friedliches und schönes Land erbaut. Dieser schöne Ort soll Teil der Abfindung sein, die mir der König offeriert, um mich loszuwerden. Außerdem soll ich das Erbe der Boleyns bekommen, den Familiensitz Hever Castle. Niemand außer mir scheint das komisch zu finden: dass Heinrich mir als Bestechung das Haus der anderen Königin Anne anbietet, das ihm nur deswegen gehört, weil er sie köpfen ließ. Darüber hinaus kann ich mit einer großzügigen Unterstützung rechnen. Ich werde die erste Dame im Königreich sein, an zweiter Stelle nach der Königin. Ich werde als des Königs Schwester angesehen werden. Wir werden alle gute Freunde sein. Wie glücklich wir doch sind!
    Ich weiß nicht, wie ich hier leben soll. Um die Wahrheit zu sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Leben nach dieser Nacht, dieser dunklen Nacht, verlaufen soll. Ich kann nicht heimkehren zu meinem Bruder. Ich müsste mich ja schämen wie ein geprügelter Hund, wenn ich ihm gestehen müsste, dass der König von England mich abgelegt hat wie einen alten Mantel, dass er Erzbischöfe bemüht hat, um sich von mir zu befreien, weil er ein hübsches Mädchen, meine eigene Ehrenjungfer, mir vorgezogen hat. Ich kann nicht heimkehren und so eine Schande eingestehen. Wie eine verdorbene Ware am Hofe meines Bruder zu leben, vermag ich mir nicht vorzustellen. Es ist schlicht nicht möglich.
    Also muss ich bleiben. Es gibt keinen anderen Zufluchtsort. Ich kann nicht nach Frankreich oder Spanien gehen, ich habe nicht einmal ein eigenes Haus irgendwo in den deutschen Landen. Ich habe kein Geld für den Kauf eines solchen Hauses, und sollte ich England verlassen, bekomme ich keine großzügige Unterstützung mehr, sie werden mir keine Rente zahlen. Meine Ländereien wird ein anderer erhalten. Der König besteht darauf, dass ich in seinem Reich bleibe und von seiner Großzügigkeit lebe. Ich kann auch nicht darauf hoffen, dass ich einen neuen Antrag und ein neues Heim erhalte. Kein Mann wird mich mehr wollen, weil jeder weiß, dass der König sich Nacht für Nacht abmühte und es dennoch nicht vermochte. Kein Mann wird mich begehrenswert finden, weil jeder weiß, dass die Männlichkeit des Königs bei meinem Anblick ausdörrte. Der König hat seinen Freunden gesagt, es seien mein dicker Bauch und meine schlaffen Brüste und mein Geruch gewesen, die ihn abgestoßen hätten. Seit ich dies weiß, schäme ich mich in Grund und Boden. Außerdem hat jeder Geistliche Englands erklärt, dass ich schon vorher dem Sohn des Herzogs von Lothringen versprochen war: Allein das sollte jede Hoffnung auf Wiederverheiratung zunichtemachen. Ich muss mich auf ein einsames Leben einrichten, ohne einen Liebsten, Ehemann oder Gefährten. Ich werde mich auf ein einsames Leben ohne Familie einrichten müssen. Ich werde niemals ein Kind haben, keinen Sohn, dem ich etwas vererben könnte, keine Tochter, der ich all meine Liebe schenken könnte. Ich werde eine Nonne ohne Kloster sein müssen, eine Witwe ohne Erinnerungen, eine Ehefrau von sechs Monaten und eine Jungfrau. Ich werde mein Leben im Exil verbringen. Nie werde ich Kleve wiedersehen. Und auch meine Mutter nicht.
    Das ist ein hartes Urteil. Ich bin eine junge Frau von fünfundzwanzig Jahren. Ich habe nichts Falsches getan. Und doch soll ich nun für immer allein sein: nicht begehrenswert, einsam, verstoßen. Wahrlich, wenn ein König sich selbst als Gott sieht und nur nach seinen Begierden lebt, dann müssen andere Menschen für ihn leiden.

 
 
K ATHERINE , N ORFOLK H OUSE , L AMBETH , 12. J ULI 1540
 
    Nun ist es vorüber. Es hat ganze sechs Tage gedauert. Sechs Tage. Der König hat sich seiner Königin entledigt, seiner rechtmäßig angetrauten Königin, sodass er jetzt frei ist, mich zu heiraten. Großmutter sagt, ich solle mich auf die höchste Stellung im Lande vorbereiten und schon mal überlegen, welche Hofdamen ich haben möchte und wen ich mit Posten und Gütern bedenken will, über die ich bald verfügen werde. Es ist natürlich klar, dass ich zuerst an meine Howard-Verwandten

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