Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
bezaubert, hinkend vor Schmerz, und hat beim Dinner von allem gegessen, obwohl er unter Verstopfung leidet.
    Heute Abend kommt er jedoch nicht zum Dinner, es heißt, er habe leichtes Fieber. Ich würde eher meinen, dass er kurz vor einem Zusammenbruch steht. In diesen letzten Monaten hat er wie ein junger Bräutigam gelebt, dabei ist er im Alter eines Großvaters.
    Katherine kümmert sich nicht weiter darum und geht eben allein zum Dinner, Arm in Arm mit Agnes. Lady Margaret erscheint gerade noch rechtzeitig, um den beiden zu folgen. Wie ich sehe, fehlt mein Gebieter, der Herzog. Er bedient den König, er zumindest wird sich Sorgen um dessen Gesundheit machen. Es ist nicht von Vorteil für uns, wenn der König krank wird und Katherine kein Kind erwartet.

 
 
K ATHERINE , H AMPTON C OURT , O KTOBER 1540
 
    Der König will mich nicht sehen, als hätte ich ihm etwas getan, und das ist furchtbar unfair, weil ich ihm monatelang eine gute, treue Ehefrau war, also genauer gesagt: zwei Monate lang. Und ich habe ihm nie ein böses Wort gegeben, obwohl Gott weiß, dass ich Gründe genug zur Klage hätte. Ich weiß ja nur zu gut, dass er nachts in meine Gemächer kommen muss, und ich ertrage es, ohne ein Wort zu sagen, ich lächele sogar, als begehrte ich ihn - aber muss er dann auch noch bleiben? Die ganze Nacht lang? Und muss er wirklich so furchtbar schlecht riechen? Es ist nicht bloß sein stinkendes Bein, sondern er furzt auch noch so laut, dass es klingt wie ein Fanfarenstoß beim Turnier, und obwohl ich heimlich kichern muss, ist es eigentlich doch widerlich. Am Morgen reiße ich die Fenster auf, um seinen Gestank loszuwerden, aber der haftet in den Laken und in den Vorhängen meines Bettes. Ich kann es kaum ertragen. An manchen Tagen denke ich, dass ich es keinen Tag länger aushalten kann.
    Aber ich habe mich nie beschwert, und er hat auch keinen Anlass, sich über mich zu beschweren. Warum will er mich nur nicht sehen? Sie sagen, er habe ein Fieber und wolle nicht, dass ich ihn sehe, solange er so kraftlos sei. Aber ich habe Angst, dass er mich bereits satthat. Und wenn er mich satthat, wird er anfangen zu behaupten, dass ich bereits mit einem anderen Mann verheiratet war und unsere Ehe nicht gültig ist. Das entmutigt mich sehr, und obwohl Agnes und Margaret sagen, dass er mich niemals satthaben könnte, dass er mich anbetet, was doch jeder sehen könne, waren sie ja nicht dabei, als er Königin Anna verstieß, und das ging so leicht und glatt, dass wir kaum merkten, wie es geschah. Auf jeden Fall hat sie es nicht gemerkt. Agnes und Margaret wissen nicht, wie leicht es für den König ist, eine ungeliebte Königin loszuwerden.
    Jeden Morgen schicke ich eine Nachricht in seine Gemächer, und stets kommt sie zurück, und es heißt, dass er auf dem Wege der Besserung sei. Dann fange ich an zu fürchten, dass er sterben wird, was ja in seinem Alter nicht so überraschend wäre. Aber wenn er stirbt, was wird dann aus mir? Darf ich dann den Schmuck und die Kleider behalten? Bin ich nach seinem Tod immer noch Königin?
    Ich warte das Ende des Dinners ab und winke dann des Königs größten Günstling, Thomas Culpepper, zu meinem Tisch heran. Er kommt sofort, sehr ehrerbietig und zuvorkommend, und ich sage voller Würde: »Ihr mögt Platz nehmen, Master Culpepper«, und er setzt sich auf den Schemel neben mich, und ich frage: »Bitte, sagt mir ehrlich, wie geht es dem König?«
    Er sieht mich mit seinen aufrichtigen blauen Augen an, er sieht wirklich wahnsinnig gut aus, und er sagt: »Der König leidet an einem Fieber, Euer Gnaden, aber es rührt von Erschöpfung her, nicht von der Wunde an seinem Bein. Ihr braucht nicht um ihn zu fürchten. Er wäre bestürzt, wenn er Euch Anlass zur Sorge gäbe. Er ist bloß überhitzt und erschöpft, mehr nicht.«
    Das sagt er so nett, dass ich ganz gefühlvoll werde. »Ich habe mir Sorgen gemacht«, sage ich mit zitternder Stimme. »Ich habe mir solche Sorgen um ihn gemacht.«
    »Das braucht Ihr nicht«, erwidert er sanft. »Ich würde Euch sogleich Bescheid geben, wenn es etwas Schlimmes wäre. Er wird in ein paar Tagen wieder auf den Beinen sein, das verspreche ich Euch.«
    »Ich als Königin bin aber besorgt!«
    »Ihr seid viel zu jung ...«, sagt er unvermittelt. »Ihr solltet in Euren ersten Schatz verliebt sein und nicht versuchen, einen Hof zu regieren. Ihr solltet nicht danach trachten müssen, einem Mann zu gefallen, der Euer Großvater sein könnte.«
    Das kommt so

Weitere Kostenlose Bücher