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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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berichtet sie sehr ernst. »Sein Gesicht wurde so schwarz wie das einer vergifteten Leiche, er lag wie ein Toter, bis sie die Wunde erneut öffneten und das Gift ableiteten.«
    »Wie öffnen sie sie?«, frage ich. »Wisst Ihr, das ist wirklich widerlich.«
    »Sie schneiden in die Wunde und halten sie offen«, sagt sie. »Sie zwängen die Ränder mit kleinen Goldspänen auseinander. Sie müssen Goldspäne in die Wunde hineintreiben, um sie offenzuhalten, andernfalls würde sie sich schließen. Er muss ständig mit dem Schmerz einer offenen Wunde leben, diese Qual hat kein Ende. Sie müssen immer wieder in sein Bein schneiden, um die Wunde zu öffnen.«
    »Dann wird er wieder gesund?«, frage ich strahlend. Ich möchte wirklich, dass sie aufhört, von solchen Sachen zu reden.
    »Nein«, erwidert sie. »Dann wird er wieder, wie er vorher war, lahm und schmerzgebeugt und langsam vergiftet durch seine Wunde. Der Schmerz macht ihn wütend und, schlimmer noch, durch ihn fühlt er sich alt und müde. Seine Lahmheit bedeutet, dass er nicht mehr der Mann ist, der er einmal war. Ihr habt ihm geholfen, sich wieder jung zu fühlen, aber nun hat ihn seine Wunde daran erinnert, dass er ein alter Mann ist.«
    »Er kann doch nicht wirklich geglaubt haben, dass er jung ist? Er kann nicht geglaubt haben, dass er jung und schön ist. Nicht einmal er kann so etwas glauben!«
    Sie sieht mich sehr ernst an. »Oh doch, Katherine, er hat geglaubt, dass er jung wäre und verliebt. Und Ihr müsst ihn dazu bringen, es wieder zu glauben.«
    »Aber wie?!« Ich merke, dass ich einen Schmollmund ziehe. »Ich kann ihm keine falschen Vorstellungen in den Kopf setzen. Außerdem kommt er ja gar nicht in mein Bett, solange er krank ist.«
    »Ihr müsst zu ihm gehen«, entgegnet sie. »Geht zu ihm und tut etwas, das ihm das Gefühl gibt, wieder jung und verliebt zu sein. Gebt ihm das Gefühl, ein junger Mann zu sein, verliebt und wollüstig.«
    Ich runzele die Stirn. »Ich weiß nicht, wie.«
    »Was würdet Ihr tun, wenn er ein junger Mann wäre?«
    »Ich könnte ihm erzählen, dass einer der jungen Männer bei Hofe in mich verliebt ist«, sage ich. »Ich könnte ihn eifersüchtig machen. Es gibt junge Männer hier«, und dabei denke ich an Thomas Culpepper, »die ich wirklich begehren könnte.«
    »Niemals«, erklärt sie eindringlich. »Tut das niemals. Ihr wisst, wie gefährlich das wäre.«
    »Ja, aber Ihr habt doch gesagt ...«
    »Könnt Ihr Euch keine Möglichkeit vorstellen, wie Ihr ihn wieder verliebt machen könntet, ohne Euren Kopf in Gefahr zu bringen?«, fragt sie gereizt.
    »Also wirklich!«, sage ich. »Ich hatte doch nur gedacht ...«
    »Dann denkt noch einmal«, sagt sie, ziemlich grob, wie ich finde.
    Ich schweige. Nicht, weil ich nachdenke, ich sage mit Absicht nichts, um ihr zu zeigen, dass sie sehr unhöflich war und ich das nicht dulden werde.
    »Sagt ihm, Ihr hättet Angst davor, dass er die Herzogin von Kleve zurückhaben will«, rät sie.
    Ich bin so überrascht, dass ich aufhöre zu schmollen und sie erstaunt anstarre. »Aber das ist doch genau das, was Agnes gerade gesagt hat, und Ihr habt gesagt, sie solle mich nicht ärgern.«
    »Genau«, sagt Lady Rochford. »Deshalb ist es ja so eine schlaue Lüge. Weil sie fast wahr ist. Der halbe Hof flüstert es hinter vorgehaltener Hand, Agnes Restwold sagt es Euch ins Gesicht. Wenn Ihr für einen Moment mal an etwas anderes denken würdet als an Euch selbst und an Euer Spiegelbild und Euren Schmuck, könntet auch Ihr vielleicht einmal ängstlich und unruhig sein. Und das Beste von allem ist: Wenn Ihr zu ihm geht und dieser Angst und Unruhe Ausdruck gebt, dann wird er glauben, dass zwei Frauen sich seinetwegen in den Haaren liegen, und er wird neues Vertrauen zu seinen Fähigkeiten fassen. Wenn Ihr es gut macht, so wird er vielleicht noch vor der Fastenzeit in Euer Bett zurückkehren.«
    Ich zögere. »Natürlich will ich, dass er glücklich ist«, sage ich. »Aber wenn er nicht vor der Fastenzeit in mein Bett kommt, spielt es auch keine große Rolle ...«
    »Es spielt eine Rolle. Es geht hier nicht um Euer Vergnügen oder um das seine«, sagt sie sehr ernst. »Ihr müsst ihm einen Sohn schenken. Ihr scheint ständig zu vergessen, dass es nicht um Tanz geht oder um Musik, geschweige denn um Schmuck oder Ländereien. Ihr erwerbt Eure Stellung als Königin nicht, indem Ihr die Frau seid, die er liebt, Ihr verdient Eure Stellung, indem Ihr die Mutter seines Sohnes werdet. Solange Ihr ihm

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