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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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keinen Sohn geschenkt habt, wird er Euch vermutlich nicht einmal krönen lassen.«
    »Aber ich muss gekrönt werden«, protestiere ich.
    »Dann müsst Ihr ihn in Euer Bett bekommen, damit er mit Euch ein Kind zeugt«, mahnt sie. »An etwas anderes auch nur zu denken, wäre zu gefährlich.«
    »Ich gehe zu ihm«, sage ich und seufze vernehmlich ob meiner Mühe. Ich will ihr zu verstehen geben, dass sie mir mit ihren Drohungen keine Angst macht, sondern dass ich mich lediglich an meine Pflicht begebe. »Ich gehe zu ihm und sage ihm, dass ich unglücklich bin.«
    Als ich zu seinen Gemächern komme, habe ich Glück: Das äußere Audienzzimmer ist ungewöhnlich leer, denn viele Leute haben sich vom Hof zurückgezogen. So ist fast nur Thomas Culpepper übrig geblieben, der auf dem Fenstersitz hockt und seine rechte Hand gegen die linke würfeln lässt.
    »Und - gewinnt Ihr?«, frage ich ihn, versuche einen scherzhaften Ton anzuschlagen.
    Als er mich sieht, springt er auf und verneigt sich.
    »Ich gewinne immer, Euer Gnaden«, lautet seine Antwort. Sein Lächeln lässt mein Herz höherschlagen. Das tut es tatsächlich, wirklich. Wenn er den Kopf zur Seite wendet und lächelt, dann höre ich deutlich den dumpfen Schlag meines Herzens.
    »Das ist keine große Kunst, wenn Ihr allein spielt«, sage ich laut, und zu mir selbst sage ich: Und sehr klug ist es auch nicht.
    »Ich gewinne beim Würfeln, und ich gewinne im Kartenspiel, aber in der Liebe bin ich hoffnungslos«, sagt er sehr leise.
    Ich schaue mich um. Katherine Tylney redet mit den Verwandten des Herzogs von Hertford und hört wenigstens einmal nicht zu. Catherine Carey hält sich in respektvoller Entfernung und schaut aus dem Fenster.
    »Seid Ihr denn verliebt?«, frage ich.
    »Ihr müsst es doch wissen«, flüstert er.
    Ich wage kaum, zu denken. Er muss mich meinen; im nächsten Augenblick wird er mir wohl seine Liebe gestehen. Aber ich schwöre: Wenn er eine andere liebt, dann sterbe ich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er eine andere begehrte. Aber ich bemühe mich weiterhin um einen neckenden Ton.
    »Woher sollte ich das wissen?«
    »Ihr müsst doch wissen, wen ich liebe«, sagt er. »Von allen Menschen auf der Welt solltet Ihr das am besten wissen.«
    Unser Gespräch ist so köstlich; ich fühle, wie meine Zehen in meinen neuen Schühchen kribbeln. Mir ist heiß, ich bin sicher, dass ich rot werde - und er sieht es.
    »Sollte ich das?«
    »Der König lässt bitten«, sagt in diesem Moment dieser dumme Arzt Butt, und ich erschrecke und trete einen Schritt von Thomas Culpepper zurück. Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich eigentlich den König besuchen und ihn dazu bringen wollte, mich wieder zu lieben. »Ich komme in einer Minute«, sage ich über meine Schulter.
    Thomas gibt ein leises, schnaubendes Lachen von sich, und ich muss mir die Hand vor den Mund halten, um ein Kichern zu unterdrücken. »Nein, Ihr müsst nun gehen«, ermahnt er mich leise. »Ihr dürft den König nicht warten lassen. Ich warte hier auf Euch.«
    »Ich komme sofort«, sage ich. Ich rufe mir wieder in Erinnerung, dass ich bestürzt wirken muss, bebend vor Furcht, dass der König mir seine Liebe entziehen könnte. Dann wende ich mich eilig von Thomas Culpepper ab und haste in des Königs Kammer, wo er wie ein großes, gestrandetes Schiff auf dem Bett liegt, das Bein hochgelagert auf bestickten Kissen und das dicke Gesicht bleich und voller Selbstmitleid ..., und ich gehe langsam auf das große Bett zu und versuche so auszusehen, als sehnte ich mich nach seiner Liebe.

 
 
J ANE B OLEYN , H AMPTON C OURT , M ÄRZ 1541
 
    Der König versinkt immer tiefer in Melancholie. Er besteht darauf, allein gelassen zu werden, schließt sich ein wie ein sterbender alter Hund, und Katherines Versuche, ihn wieder für sich zu interessieren, sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, da sie unfähig ist, länger als einen halben Tag Interesse für etwas anderes aufzubringen als für ihre eigene kleine Person. Sie hat ihn noch einmal besucht, aber er wollte sie nicht vorlassen, und statt Mitleid mit ihm zu zeigen, hat sie nur ihren hübschen Kopf zurückgeworfen und gesagt, wenn sie nicht hineindürfe, würde sie ihn auch nicht mehr besuchen.
    Sie hielt sich jedoch lange genug in seinen Gemächern auf, um Thomas Culpepper zu treffen, und der führte sie dann im Garten spazieren. Ich schickte Catherine Carey mit ihrem Schal und einem anderen sittsamen Mädchen hinterher, damit zumindest ein

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