Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
und drückt meine Hand.
    »Viel besser«, sage ich.
    Wir spazieren am Fluss entlang, ein Boot fährt vorüber, und der Bootsmann ruft uns etwas zu. Da mich nur eine Hand voll Hofdamen und Höflinge begleitet, erkennt er nicht, dass er die Königin vor sich hat.
    »Ich wünschte, wir wären bloß ein junger Mann und ein Mädchen, die zusammen spazieren gehen.«
    »Wünscht Ihr Euch, nicht Königin zu sein?«
    »Nein, ich mag es, Königin zu sein - und natürlich liebe ich Seine Majestät den König von ganzem Herzen -, aber wenn wir bloß ein junger Mann und ein Mädchen wären, dann könnten wir jetzt zum Essen und Tanzen in einen Gasthof gehen, und das wäre schön.«
    »Wenn Ihr nur ein Mädchen wäret und ich ein junger Mann, dann würde ich Euch in ein besonderes Haus bringen, das ich kenne«, sagt er.
    »Ach ja? Warum denn?« Ich höre selbst, wie verzückt meine Stimme klingt, aber ich kann nichts dagegen tun.
    »Dieses Haus hat ein gesondertes Speisezimmer und eine sehr gute Köchin. Dort würde ich Euch das köstlichste Dinner auftragen lassen, und dann würde ich Euch den Hof machen.«
    Ich tue so, als schnappte ich entrüstet nach Luft. »Master Culpepper!«
    »Und ich würde nicht ruhen, bis ich einen Kuss bekommen hätte«, sagt er unverschämt. »Und dann würde ich noch weiter gehen.«
    »Meine Großmutter würde Euch ohrfeigen«, drohe ich.
    »Das wäre es wert.« Er lächelt wieder, und ich spüre, wie mein Herz klopft. Ich könnte laut lachen, aus purer Freude.
    »Vielleicht würde ich Euren Kuss erwidern«, flüstere ich.
    »Ich bin mir ganz sicher, dass Ihr das tun würdet«, sagt er. »Noch nie in meinem Leben habe ich ein Mädchen geküsst, das meinen Kuss nicht erwidert hätte. Ich bin ganz sicher, dass Ihr mich küssen würdet, und dann würdet Ihr ›Oh Thomas!‹ sagen.«
    »Ihr seid Eurer selbst sehr sicher, Master Culpepper.«
    »Nennt mich Thomas.«
    »Das werde ich nicht tun!«
    »Nennt mich Thomas, wenn wir allein sind.«
    »Oh Thomas!«
    »Da! Schon habt Ihr's gesagt, dabei habe ich Euch noch nicht einmal geküsst.«
    »Ihr dürft vor mir nicht von Küssen sprechen, wenn andere in der Nähe sind.«
    »Das weiß ich. Ich würde nie zulassen, dass Ihr in Gefahr geratet. Ich werde Euch hüten wie mein eigenes Leben.«
    »Der König weiß alles«, mahne ich. »Jedes Wort, das wir sagen, vielleicht sogar, was wir denken. Er hat seine Spitzel überall, und er weiß sogar, was die Menschen in ihren Herzen bewegt.«
    »Meine Liebe ist ganz tief verborgen«, versichert er.
    »Eure Liebe?« Kaum wage ich zu atmen.
    »Meine Liebe«, wiederholt er.
    Lady Rochford kommt herbeigeeilt. »Wir müssen hineingehen«, sagt sie. »Es wird Regen geben.«
    Gehorsam macht Thomas Culpepper kehrt und führt mich zum Palast zurück. »Ich will noch nicht hinein«, sage ich störrisch.
    »Geht hinein und gebt an, Euer Kleid wechseln zu müssen. Dann schlüpft von Eurem Privatgemach die Gartentreppe hinunter. Ich erwarte Euch unten an der Tür«, flüstert er mir zu.
    »Als wir uns das letzte Mal verabredeten, seid Ihr nicht gekommen.«
    Er lacht leise. »Das müsst Ihr mir vergeben, es ist Monate her. Dieses Mal werde ich ganz gewiss kommen. Denn ich habe etwas ganz Bestimmtes vor.«
    »Was denn?«
    »Ich möchte herausfinden, ob ich Euch noch einmal dazu bringen kann, ›Oh Thomas‹ zu sagen.«

 
 
A NNA , R ICHMOND -P ALAST , M ÄRZ 1541
 
    Botschafter Harst hat mir Neuigkeiten vom Hofe gebracht. Er berichtet, dass die Ärzte den König täglich behandeln und sich bemühen, die Wunde offen zu halten, damit der Eiter abfließen kann. Sie bringen Goldkügelchen in die Wunde ein, damit sie sich nicht schließen kann, und binden die Wundränder mit Schnüren fest. Sie zerren am lebenden Fleisch des bedauernswerten Mannes, als wollten sie eine Pastete machen.
    »Er muss Höllenqualen ausstehen«, sage ich.
    Dr. Harst nickt. »Und er ist verzweifelt«, berichtet er. »Er glaubt, dass er nicht mehr genesen wird. Er glaubt, dass seine Tage gezählt sind, und er ist krank vor Angst, dass er Prinz Eduard ohne einen zuverlässigen Vormund hinterlässt. Er fürchtet den Tod, und die Mitglieder des Kronrates machen sich darauf gefasst, in Kürze einen Regentschaftsrat bilden zu müssen.«
    »Wem will der König denn die Obhut des minderjährigen Prinzen anvertrauen?«
    »Er traut niemandem, und die Seymours, die Familie von der Mutterseite her, sind erklärte Feinde der Familie der Königin, der Howards. Es besteht

Weitere Kostenlose Bücher