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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zugesehen und stets darum gebeten, dass Ihr einen Kampf wohlbehalten übersteht.«
    »Und ich gebe auf Euch acht«, sagt er so leise, dass ich ihn kaum hören kann. »Ich begehre Euch so sehr, Katherine, meine Liebste.«
    Ich merke, dass alle uns beobachten. Ich erhebe mich, meine Knie zittern ein wenig, und auch Thomas steht auf. »Ihr dürft morgen neben mir reiten«, sage ich, als sei dies keine besondere Gunst. »Wir reiten am Morgen vor der Messe auf die Jagd.«
    Thomas verneigt sich. Als er sich zum Gehen wendet, schaue ich zufällig zur Tür ... und schnappe nach Luft, denn dort steht, so sehr einem Geist ähnelnd, dass ich für einen Augenblick wähne, er wäre tatsächlich einer, Francis Dereham, mein Francis, meine erste Liebe. Plötzlich steht er auf meiner Türschwelle, mit einem feschen Umhang und einer guten Jacke und einem modischen Hut, als ob es ihm an nichts mangelte. Und er ist ebenso hübsch wie damals, als wir in meinem Bett in Lambeth Mann und Frau spielten.
    »Mr Dereham«, sage ich vernehmlich, damit er nicht glaubt, wir redeten uns noch mit Vornamen an.
    Er versteht mich ganz gut, denn er beugt sogleich das Knie. »Euer Gnaden«, sagt er. Er hält einen Brief in der Hand, streckt ihn mir entgegen. »Eure verehrte Großmutter, die Herzogin, bat mich, Euch dieses Schreiben auszuhändigen.«
    Ich nicke meinem Pagen zu. Francis soll merken, dass ich nicht einmal drei Schritte machen muss, um meine Briefe in Empfang zu nehmen. Der Bursche reicht mir den Brief mit ausgestrecktem Arm, denn ich bin viel zu bedeutend, um mich vorzubeugen. Ohne hinzusehen, weiß ich, dass Thomas Culpepper steif wie ein Reiher abseitssteht und Francis wütend anfunkelt.
    Ich öffne den Brief der Herzogin. Es ist ein fürchterliches Gekritzel, denn sie ist des Schreibens kaum kundig. Ich wiederum kann nicht sehr gut lesen, was unsere Korrespondenz entscheidend beeinträchtigt. Ich schaue mich Hilfe suchend nach Lady Rochford um, und sie eilt sogleich herbei. »Was steht in dem Brief?«, frage ich.
    Rasch überfliegt sie das Schreiben, und da ich sie genau beobachte, sehe ich, wie ihre Augen aufleuchten. Es ist wie beim Kartenspiel, wenn man soeben einen sehr guten Stich in der Hand des Partners gesehen hat. »Es ist ein Empfehlungsschreiben für diesen jungen Gentleman, Francis Dereham, der zu einer Zeit in ihrem Haushalt diente, als auch Euer Gnaden dort wohnte.«
    Man muss sie wirklich für ihre Contenance bewundern, denn sie weiß genau, was Francis und ich einst füreinander empfanden. Als ich noch eine unbedeutende Ehrenjungfer war, habe ich es ihr erzählt. Und nun fällt mir ein, dass ja die Hälfte meiner Hofdamen damals meine Freundinnen und Gefährtinnen waren. Auch sie wissen, dass Francis und ich, so zurückhaltend wir uns auch jetzt grüßen, dereinst Bettgefährten waren, und zwar möglichst jede Nacht, sofern es ihm gelang, sich in den Mädchenschlafsaal zu schmuggeln. Mary Tylney gibt ein halb ersticktes Kichern von sich, und ich werfe ihr einen warnenden Blick zu, sie soll bloß ihren dummen Mund halten. Joan Bulmer, die Francis ja vor mir hatte, steht vollkommen starr da.
    »Oh ja«, sage ich, die Stichworte von Lady Rochford aufnehmend, und lächele Francis freundlich zu, wie einem alten Bekannten. Ich spüre Thomas Culpeppers Blick, der zwischen mir und den anderen hin und her geht, und ich nehme an, dass ich ihm später etwas erklären muss - und es wird ihm nicht gefallen.
    »Sie empfiehlt ihn Euch und fragt an, ob Ihr ihn als persönlichen Sekretär anstellen könntet.«
    »Ja«, sage ich ein wenig hilflos. (Ich weiß nicht, wie ich mich herauswinden soll.) »Natürlich.«
    Ich wende mich an Francis. »Mylady Großmutter empfiehlt Euch in meine Dienste als Sekretär.« Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, warum sie daran interessiert sein sollte, Francis in meinen Haushalt zu schicken. Und warum muss es unbedingt eine Stellung in meiner unmittelbaren Nähe sein, wenn sie mir früher doch Ohrfeigen gab und mich eine lüsterne Schlampe schimpfte, weil ich ihn in den Schlafsaal ließ? »Ihr seid ihr verpflichtet.«
    »Das bin ich«, sagt er.
    Ich wende mich an Lady Rochford. »Ernennt ihn«, flüstert sie mir ins Ohr. »Wenn Eure Großmutter es möchte.«
    »Um also meiner Großmutter gefällig zu sein, heiße ich Euch in meinem Hofstaat willkommen«, beende ich die Unterredung.
    Er erhebt sich. Er ist ein so hübscher junger Mann. Ich kann mir wirklich keinen Vorwurf machen, dass ich ihn liebte,

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