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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Gefahr, sie weiß, wie man Fragen beantwortet. Sie ist schon älter und besitzt eine gewisse Erfahrung. Bevor wir getrennt wurden, riet sie mir noch, alles abzuleugnen, und das werde ich auch tun. Sie weiß, wie die Dinge gehandhabt werden müssen. Ich weiß, sie wird für ihre Sicherheit sorgen und auch mich nicht in Gefahr bringen.
    Allerdings weiß sie über alles Bescheid, und das ist schlimm. Sie weiß, wann ich mich in Thomas verliebte, und sie leitete sämtliche geheimen Stelldicheins in die Wege, beförderte Billetts und schindete Zeit für uns heraus. Sie versteckte Thomas hinter Wandbehängen und einmal in York sogar auf einem dunklen Treppenabsatz. In unbekannten Häusern fand sie stets Wege, um uns zueinanderzuführen. Auf Burg Pontefract hatte Thomas ein eigenes Zimmer, wo wir uns eines Nachmittags nach der Jagd trafen. Sie sagte mir stets, wo ein geeigneter Treffpunkt sei, und eines Nachts, als der König an der äußeren Tür meines Gemachs rüttelte, weil er in mein Bett wollte, bewahrte sie kaltes Blut und rief durch die Tür, dass ich krank sei und schliefe, und schickte ihn fort. Das hat sie tatsächlich getan! Sie schickte den König von England fort, und ihre Stimme zitterte nicht eine Sekunde. Sie besitzt so viel Mut, sie wird nicht weinen und gestehen, was sie wollen. Ich könnte mir denken, dass sie selbst dann, wenn sie aufs Streckbrett gebunden wird, ihre Peiniger lediglich mit einem kalten Blick bedenken und gar nichts sagen würde. Ich fürchte nicht, dass sie etwas verrät. Ich kann darauf bauen, dass sie alles ableugnet. Ich weiß, dass sie mich verteidigen wird.
    Allerdings ... jetzt eben fällt mir ein, dass sie ihren eigenen Mann nicht vor dem Tode retten konnte. Außerdem spricht sie nie darüber, und auch das macht mich stutzig. Ich hatte immer geglaubt, sie schwiege aus übergroßer Trauer, aber nun frage ich mich doch, ob nicht etwas Schlimmeres dahintersteckt. Catherine Carey war sicher, dass sie nicht zugunsten der beiden ausgesagt hatte, sondern sie mit ihrer Aussage noch belastete. Wieso hat sie das getan? Außerdem hat sie mir erzählt, dass sie das Erbe der Boleyns gerettet habe, nicht jedoch die Boleyns selbst. Aber wie konnten die beiden hingerichtet werden, Lady Rochford jedoch ungeschoren davonkommen, wenn sie nicht vorher eine Abmachung mit dem König geschlossen hatte? Und wenn sie schon einmal eine Königin verraten hat - die zudem ihre Schwägerin war - und ihren eigenen Mann der Verdammung überantwortete ... warum sollte sie dann mich retten?
    Oh, diese schrecklichen Gedanken martern mich, vor allem, weil ich eingesperrt bin und mich nicht ablenken kann. Die arme Margaret Douglas muss ja verrückt geworden sein, als sie ständig von einem Zimmer ins andere wanderte und nicht wusste, was mit ihr geschehen würde. Ich kann das Warten auch nicht ertragen, aber wenigstens werde ich, anders als sie, bald entlassen. Ich bin sicher, alles wird sich noch zum Guten wenden, aber dennoch mache ich mir große Sorgen, zum Beispiel darüber, wie es dazu kam, dass Anne Boleyn und George Boleyn hingerichtet wurden und seine Frau Jane einfach verschont blieb. Und wieso hat nie jemand etwas darüber gesagt? Und wie kam es, dass sie sein Erbe retten konnte - aber nicht ihn?
    Ich muss aufhören zu grübeln, denn so langsam glaube ich, dass Lady Rochfords Aussage mich an den gleichen Ort bringen könnte wie Anne Boleyn, und das ist lächerlich, denn Lady Anne war eine Ehebrecherin und eine Hexe, die sich des Hochverrats schuldig gemacht hatte. Und ich bin doch nur, als ich jung und dumm war, mit Henry Manox und Francis Dereham ein wenig zu weit gegangen. Und was ich seitdem getan habe, darüber weiß niemand Bescheid, und ich werde alles ableugnen.
    Lieber Gott, wenn sie Thomas verhören, dann wird er lügen, um mich zu schützen, aber wenn sie ihn aufs Streckbrett binden ...
    Daran zu denken, war ein Fehler. Die Vorstellung von Thomas auf dem Streckbrett bringt mich zum Heulen wie einen gehetzten Bären, den die Hunde niederreißen. Thomas, sich in Schmerzen windend! Thomas, schreiend, so wie ich schreien würde! Nein, ich darf nicht daran denken. Es kann nicht geschehen. Er ist des Königs lieber Junge, der König selbst nennt ihn so: lieber Junge. Der König würde Thomas nie etwas antun, ebenso wenig wie mir. Er hat keinen Grund, Thomas zu verdächtigen. Und wenn er wüsste, dass Thomas und ich uns lieben, dann würde er es vielleicht sogar verstehen. Wer selbst liebt, weiß, wie

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