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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Ich machte mir auch keine Gedanken um Thomas Cromwell, sondern heiratete am Tag seiner Hinrichtung, ohne einen Funken Mitleid zu verspüren. Ich trat auch nicht für des Königs Tochter, Prinzessin Maria, ein, nein, schlimmer noch: Ich beschwerte mich sogar über sie. Nicht einmal für meine eigene Herrin und Königin Anna habe ich mich verwendet, obwohl ich sie doch gernhatte. Ich schwor ihr Treue und Freundschaft, doch als ich darum gebeten wurde, unterzeichnete ich eine Aussage zu ihren Ungunsten, ohne sie überhaupt zu lesen. Und nun habe ich niemanden, der für mich beim König um Gnade bitten wird.
    Natürlich weiß ich nicht genau, wie weit sie schon sind. Wenn sie auch Henry Manox verhaftet haben, dann wird er ihnen erzählen, was sie hören wollen. Wir sind im Unfrieden voneinander geschieden, Henry und ich, und er kann Francis nicht leiden. Er wird ihnen erzählen, dass er zuerst eine Affäre mit mir hatte, und dann hätte ich ihn fallen gelassen und mich Francis Dereham zugewandt. Mein Name wird ganz hübsch beschmutzt werden, und Großmutter wird toben.
    Ich nehme an, dass sie auch die Mädchen aus Lambeth über mich ausfragen werden. Agnes Restwold und Joan Bulmer sind eigentlich keine richtigen Freundinnen. Sie mochten mich zwar ganz gern, als ich Königin war und ihnen den einen oder anderen Gefallen erweisen konnte, aber sie werden mich nicht verteidigen oder gar für mich lügen. Und wenn sie noch ein halbes Dutzend der Übrigen auftun, die in alle Welt verstreut sind, dann werden die für eine Reise nach London alles tun und alles sagen. Wenn sie Katherine Tylney über Francis aushorchen, dann wird sie ihr Bestes tun, daran zweifele ich nicht. Jedes Mädchen in Norfolk House wusste, dass Francis mich seine Frau nannte, alle wussten, dass er mit mir zu Bett ging, als wären wir Mann und Frau, und ich weiß bis heute nicht, ob wir nun rechtmäßig verheiratet waren oder nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht. Katherine Tylney wird ihnen alles über Lambeth erzählen, das ist gewiss - ich hoffe nur, sie wird nicht gefragt, was in Lincoln geschehen ist oder in Pontefract oder in Hull. Wenn sie ihnen erzählt, wie oft ich nachts nicht in meinen Gemächern war, dann wird die Spur sogleich zu Thomas führen. Mein Gott, hätte ich ihn doch nie angesehen! Dann wäre er jetzt in Sicherheit und ich auch.
    Wenn sie Margaret Morton befragen, dann wird sie aussagen, dass wir uns gestritten haben, als sie die Klinke meiner Schlafkammertür hinunterdrückte und die Tür verschlossen fand. Aber ich hatte doch Thomas, meinen liebsten Thomas, bei mir im Bett! Ich musste durchs Zimmer laufen und sie ausschimpfen, dass sie ein wenig mehr Respekt zeigen sollte. Dabei öffnete ich die Tür nur einen Spalt breit, damit sie ihn nicht sähe. Sie lachte mir ins Gesicht, sie wusste, dass jemand bei mir war. O Gott, hätte ich doch nur nicht mit ihr geschimpft! Wenn ich sie mit Schmuck und Kleidern bestochen hätte, dann würde sie jetzt vielleicht für mich lügen.
    Und nun, da ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass sich Margaret eines Tages auf Hampton Court im Audienzzimmer aufhielt, während Thomas bei mir im Privatgemach war. Wir saßen den ganzen Nachmittag am Kamin, küssten und liebkosten uns und lachten über die Höflinge vor der Tür. Damals verlachte ich die Gefahr, jetzt bohre ich mir bei dem Gedanken an meine Dummheit die Nägel in die Handflächen, bis die Haut rot und geschwollen ist. Doch selbst jetzt bedauere ich nicht, dass wir uns geliebt haben. Und sollte ich noch an diesem Tag sterben - ich werde immer mit Freuden an seine Hände und seinen Mund denken. Zum Glück hatten wir wenigstens diese schöne Zeit. Ich möchte sie nicht missen, um nichts auf der Welt.
    Gleich werden sie mir wieder ein Tablett mit Speisen bringen, und ich werde nichts anrühren. Ich kann nicht essen, ich kann nicht schlafen. Ich kann nichts tun, als in diesen beiden Zimmern auf und ab zu wandern und daran zu denken, dass auch Lady Margaret Douglas hier herumging und ihren Liebsten vermisste. Doch ihr geschah es nicht, dass die Hälfte ihrer Freundinnen gegen sie Partei ergriff, und kein Feind der Howards nahm den König gegen sie ein. Sie ist die unglücklichste Frau, die ich kenne, und dennoch hat sie im Vergleich zu mir noch Glück.
    Ich weiß, dass Lady Rochford meine Freundin bleiben wird, dessen bin ich mir sicher. Sie weiß, was Thomas mir bedeutet. Sie wird einen kühlen Kopf behalten, sie war schon früher einmal in

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