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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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den Herzog in Kenntnis setzen?«
    Ich überlege blitzschnell. Auf keinen Fall will ich die Erste sein, die an der künftigen Königin Kritik übt. »Vielleicht solltet Ihr mit Sir Anthony sprechen?«, schlage ich vor. »Aber privatim.«
    »Kann ich ihm sagen, dass wir einer Meinung sind? Sicher hat doch auch Mylord Southampton festgestellt, dass sie nicht zur Königin taugt. Sie besitzt überhaupt keine Anmut! Und sie ist fast stumm!«
    »Ich habe keine Meinung dazu«, beeile ich mich zu sagen.
    Sie lacht. »Oh Jane Boleyn, Ihr habt doch immer eine Meinung! Es gibt nicht vieles, das Euch entgeht.«
    »Vielleicht. Aber wenn der König sie erwählt hat, weil er mit dieser Verbindung dem protestantischen Bündnis beizutreten gedenkt, wenn Mylord Cromwell sie ausgewählt hat, weil dieses Bündnis Sicherheit gegen Spanien und Frankreich verspricht, dann spielt es für ihn möglicherweise keine Rolle, dass ihre Haube so groß ist wie ein Haus. Immerhin kann sie ja eine andere aufsetzen. Und ich würde mich hüten, dem König anzudeuten, dass die Frau, der er feierlich und unwiderruflich anverlobt ist, nicht zur Königin geeignet sei.«
    Das bringt sie aus dem Konzept. »Ihr meint, ich würde einen schweren Fehler begehen, wenn ich sie offen kritisierte?«
    Wieder sehe ich das weiße Gesicht vor mir, das aus dem Kabinett schaute, zu schüchtern und zu furchtsam, um mit ihren eigenen Hofdamen zusammenzusitzen - und ich merke, dass ich im Grunde bemüht bin, sie gegen solche Lieblosigkeit in Schutz zu nehmen. »Nun, ich wüsste nicht, was ich an ihr zu kritteln hätte«, sage ich unverbindlich. »Ich bin ihre Hofdame. Ich kann ihr Ratschläge bezüglich ihrer Kleider oder ihrer Haartracht geben, wenn sie darum bittet, aber ich kann nicht zulassen, dass man Nachteiliges über sie redet.«
    »Oder zumindest jetzt noch nicht«, fügt Lady Browne kühl hinzu. »Bis Ihr einen Vorteil daraus ziehen könnt.«
    Ich lasse dies hingehen, denn eben als ich antworten will, geht die Tür auf, und die Wache verkündet: »Mistress Catherine Carey, Ehrenjungfrau der Königin.«
    Da ist sie also: meine Nichte. Schließlich muss ich dem Mädchen doch gegenübertreten. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und strecke ihr die Hände entgegen. »Die kleine Catherine!«, rufe ich. »Wie groß du geworden bist!«
    Sie nimmt meine dargebotenen Hände, wendet mir jedoch nicht das Gesicht zu, um mir einen Kuss zu geben. Stattdessen betrachtet sie mich kühl und gemessen. Als ich sie das letzte Mal sah, stand sie hinter ihrer Tante Anne auf dem Schafott und hielt deren Umhang, als die Königin ihr Haupt auf den Richtblock legte. Und mich sah sie das letzte Mal vor dem Gerichtssaal, als ich hereingerufen wurde, um meine Aussage zu machen. Ich kann mich noch gut an ihren Ausdruck erinnern - voller Neugier. Sie sah mich an, als hätte sie noch nie zuvor so eine Frau gesehen.
    »Ist dir kalt? Wie war die Reise? Möchtest du ein Glas Wein?« Ich ziehe sie zum Kamin, und sie folgt mir, gehorsam, aber nicht eifrig. »Lady Browne«, stelle ich vor. Catherine macht einen anmutigen Knicks; sie hat eine ausgezeichnete Erziehung genossen.
    »Wie geht es deiner Mutter? Und deinem Vater?«
    »Danke, gut.« Sie spricht mit klarer Stimme und nur einem leichten ländlichen Akzent. »Meine Mutter schickt Euch einen Brief.«
    Sie zieht ein Schreiben aus der Tasche und reicht es mir. Ich gehe damit zu dem Licht einer viereckigen Kerze, wie sie im königlichen Haushalt gebräuchlich ist, und breche das Siegel.
 
    Jane Boleyn
 
    So beginnt Mary Boleyn ihren Brief, ohne mich mit meinem Titel anzureden: Als wäre ich nicht Lady Rochford, die den Namen ihres Hauses besitzt, während sie selbst darin lebt, auf Rochford Hall. Als hätte sie nicht mein Erbe und mein Haus bekommen, während ich ihr Vermächtnis besitze - nämlich nichts.
 
    Vor langer Zeit zog ich die Liebe meines Mannes der Eitelkeit und Gefahr des höfischen Lebens vor, und vielleicht wären wir alle heute glücklicher, wenn Ihr und meine Schwester - Gott sei ihrer Seele gnädig - das Gleiche getan hättet. Ich hege nicht den Wunsch, an den Hof zurückzukehren, aber ich wünsche Euch und der neuen Königin Anna mehr Glück als ihrer Vorgängerin, und ich hoffe, Euer Ehrgeiz bringt Euch das Glück, das Ihr ersehnt, und nicht das, was einige für Eure verdiente Strafe halten.
    Mein Onkel hat beschlossen, dass meine Tochter Catherine an den Hof gehen soll, und deshalb schicke ich sie vor dem neuen Jahr. Ich habe

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