Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
königlicher Leibgardist befiehlt Lady Browne den Mädchen, zu Bett zu gehen. Die jungen Dinger sind völlig überdreht, und Katherine Howard in ihrer Mitte ist die Wildeste von allen, die reinste Maikönigin. Wie sie zum König gesprochen hat, wie sie ihm unter den Wimpern her einen Blick zuwarf, wie sie ihn als schönen Fremdling, neu am Hofe, bat, er solle Lady Anna um einen Tanz bitten - all das wird nachgeäfft und nachgespielt, bis sie vor Lachen trunken sind.
    Lady Browne aber lacht nicht, ihr Gesicht ist wie eine Gewitterwolke, also scheuche ich die Mädchen ins Bett und sage ihnen, dass sie sehr töricht sind und besser daran täten, sich würdig zu benehmen wie ihre Herrin, die Lady Anna, statt Katherine Howards vorlaute Art nachzuäffen. Wie hübsche Engel schlüpfen sie in ihre Betten, jeweils zu zweit, dann blasen wir die Kerze aus, lassen sie in der Dunkelheit und sperren die Tür zu. Kaum haben wir uns abgewendet, flüstern sie schon wieder. Aber keine Macht der Erde kann Mädchen dazu bringen, sich zu benehmen; und wir versuchen es erst gar nicht.
    »Seid Ihr besorgt, Lady Browne?«, erkundige ich mich taktvoll.
    Sie zögert ein wenig, doch sie muss sich jemandem anvertrauen, und zufällig stehe ich, die als diskret bekannt ist, an ihrer Seite.
    »Das ist eine schlimme Sache«, gibt sie niedergeschlagen zu. »Gewiss, am Ende hat es sich zum Guten gewendet: Alle haben getanzt und gesungen, und auch Lady Anna hat sich rasch wieder beruhigt, nachdem Ihr ihr alles erklärt hattet ..., aber es ist dennoch eine schlimme, schlimme Sache.«
    »Der König?«, forsche ich nach.
    Sie nickt und presst die Lippen zusammen, als wollte sie nicht mehr preisgeben.
    »Ich bin müde«, sage ich. »Sollen wir ein Warmbier trinken, bevor wir zu Bett gehen? Sir Anthony bleibt doch auch diese Nacht, nicht wahr?«
    »Aber es wird Stunden dauern, bis er zu Bett kommt«, verrät sie unbedacht. »Ich zweifle, dass auch nur einer der Berater des Königs heute Nacht viel Schlaf bekommen wird.«
    »Ach ja?«, sage ich und gehe voran ins Audienzzimmer. Die anderen Hofdamen haben sich zurückgezogen, und das Feuer ist fast niedergebrannt, aber neben dem Kamin stehen eine Kanne Bier und ein halbes Dutzend Zinnkrüge. Ich schenke uns beiden ein. »Welche Schwierigkeiten gibt es?«
    Lady Browne hat auf einem Stuhl Platz genommen. Nun beugt sie sich vertraulich vor. »Sir Anthony hat mir gesagt, dass der König sie nicht heiraten will.«
    »Nein!«
    »Doch, so ist es. So ist es. Er hat es geschworen. Er sagt, er könne sie nicht lieben.«
    Sie nimmt einen tiefen Zug und schaut mich über den Rand des Kruges an.
    »Lady Browne, Ihr müsst dies falsch verstanden ...«
    »Ich habe es eben erst von meinem Mann gehört. Als wir uns zurückziehen wollten, packte der König ihn am Kragen, ja fast an der Kehle, und sagte, dass er in dem Augenblick, als er Lady Anna sah, fassungslos war und dass sie in nichts dem entspräche, was ihm von ihr berichtet worden sei.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Genau das.«
    »Aber er schien doch wieder ganz fröhlich, als wir uns zurückzogen?«
    »Er war ebenso wenig fröhlich, wie Katherine Howard seine wahre Identität unbekannt war. Man kann ihn ebenso wenig einen glücklichen Bräutigam nennen, wie sie ein unschuldiges Kind. Wir alle bei Hofe sind Schauspieler, aber der König wird gewiss nicht die Rolle des glücklichen Bräutigams spielen.«
    »Aber er muss! Sie sind verlobt, und der Vertrag ist unterzeichnet.«
    »Er mag sie nicht, sagt er. Sie kann ihm nicht gefallen, sagt er und gibt die Schuld den Männern, die diese Ehe arrangiert haben.«
    Ich muss diese Neuigkeiten unbedingt dem Herzog überbringen. Er muss vorgewarnt sein, bevor der König nach London zurückkehrt.
    »Er hat die Schuld den Männern gegeben, welche die Ehe arrangiert haben.«
    »Und denjenigen, welche die Braut zu ihm brachten. Er ist außer sich vor Zorn.«
    »Er wird Thomas Cromwell die Schuld geben«, sage ich ahnungsvoll.
    »Allerdings.«
    »Aber was ist mit Lady Anna? Er kann sie doch nicht ablehnen?«
    »Man munkelt, dass es ein Hindernis gebe«, sagt Lady Browne. »Und das ist der Grund, warum Sir Anthony und die anderen heute Nacht nicht zum Schlafen kommen werden. Die klevischen Adeligen hätten die Abschrift einer Vereinbarung mitbringen sollen, in der die Annullierung eines früheren Ehekontraktes bestätigt wird. Da sie dieses Dokument jedoch nicht dabeihaben, könnten Gründe zur Anfechtung bestehen, da eine Ehe mit Anna

Weitere Kostenlose Bücher