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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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jetzt ein Lutheraner?«
    Er schmunzelt. »Der König wird glauben, was er will«, sagt er geschmeidig. »Gottes Weisheit wird ihn leiten.«
    »Aber wer, glaubt er, hat ihm seine Manneskraft genommen. Wer ist die Hexe?«
    Das ist die wichtigste Frage, besonders für eine Frau. Es ist immer das Wichtigste, was eine Frau wissen muss: Wer wird als Hexe genannt werden?
    »Besitzt Ihr eine Katze?«, fragt er.
    Ich spüre, wie mir vor Angst eiskalt wird, als wäre mein Atem Schnee. »Ich?«, stammele ich ungläubig. »Ich?«
    Er lacht. »Ach, nun schaut mich nicht so an, Lady Rochford! Niemand wird Euch beschuldigen, solange Ihr unter meiner Protektion steht. Übrigens, Ihr habt doch keine Katze, oder? Keinen versteckten Hausgeist? Keine Wachspuppen? Ihr feiert keine mitternächtlichen Hexensabbate?«
    »Scherzt nicht darüber«, sage ich mit zitternder Stimme. »Dies ist keine Sache, über die man Witze macht.«
    Sogleich wird er wieder ernst. »Ihr habt recht. Also - wer ist nun die Hexe, die dem König seine Manneskraft raubt?«
    »Ich weiß es nicht. Von ihren Hofdamen keine. Keine von uns.«
    »Könnte es vielleicht die Königin selbst sein?«, deutet er an.
    »Ihr Bruder würde ihr beistehen«, stammele ich. »Selbst wenn Ihr nicht auf den Bund mit ihm angewiesen seid, auch wenn Ihr aus Frankreich mit einer neu geschmiedeten Freundschaft zurückgekehrt seid, könnt Ihr doch nicht riskieren, mit ihrem Bruder verfeindet zu sein? Er könnte das ganze protestantische Lager gegen uns aufbringen!«
    Er zuckt die Achseln. »Ihr könntet noch merken, dass er sie keineswegs verteidigen wird. Und ich habe uns tatsächlich die Freundschaft Frankreichs gesichert, komme, was da wolle.«
    »Ich gratuliere Euch. Aber die Königin ist die Tochter des herzoglichen Hauses Kleve. Sie kann nicht zur Hexe gestempelt und von einem Dorfschmied erdrosselt und dann am Kreuzweg mit einem Pflock durchs Herz begraben werden.«
    Er breitet die Hände aus, als hätte er nichts mit diesen Entschlüssen zu tun. »Ich weiß es nicht. Ich diene nur Seiner Majestät. Wir werden abwarten müssen. Aber Ihr solltet sie aufmerksam beobachten.«
    »Ich soll bei ihr nach Anzeichen von Hexerei suchen?« Ich muss mich zusammennehmen, um nicht völlig ungläubig zu klingen.
    »Zu Beweiszwecken«, sagt er. »Wenn der König Beweise wünscht, Beweise für irgendetwas, werden wir Howards sie ihm liefern.« Er macht eine Pause. »Nicht wahr?«
    Ich sage nichts.
    »Wie wir es immer getan haben.«
    Er wartet auf meine Zustimmung. »Nicht wahr?«
    »Ja, Mylord.«

 
 
K ATHERINE , H AMPTON C OURT , M ÄRZ 1540
 
    Thomas Culpepper, mein Verwandter, Kammerherr des Königs und hoch in dessen Gunst stehend, weil er ein hübsches Gesicht und tiefblaue Augen hat, ist ein Schurke und ein Wortbrecher, und ich will ihn nie mehr sehen.
    Vor Jahren, als er meine Stief-Großmutter in Horsham besuchte, habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Sie machte ein großes Aufheben um ihn und schwor, er werde es noch weit bringen. Mich hat er damals wahrscheinlich gar nicht zur Kenntnis genommen, obwohl er jetzt behauptet, ich sei in Horsham die Hübscheste gewesen und stets seine Favoritin. Es stimmt, er ist mir aufgefallen. Zwar war ich damals in Henry Manox verliebt, in diesen Niemand, aber ich konnte nicht umhin, Thomas Culpepper zu bemerken. Ich glaube, selbst wenn ich dem mächtigsten Mann im Lande versprochen wäre, würde mir Thomas Culpepper auffallen. Das würde jeder Frau so ergehen. Die Hälfte der Damen bei Hofe ist in ihn verliebt.
    Er hat dunkles, lockiges Haar und sehr, sehr blaue Augen, und wenn er lacht, dann bricht sich seine Stimme auf so spaßige Art, dass ich beim bloßen Zuhören mitlachen möchte. Er ist zweifellos der hübscheste Mann bei Hofe. Auch der König mag ihn sehr, weil er witzig und fröhlich ist und ein wunderbarer Tänzer und ein toller Jäger und beim Turnier so tapfer wie ein Ritter kämpft. Tag und Nacht weilt er an des Königs Seite, und der nennt ihn seinen hübschen Jungen und seinen kleinen Ritter. Er schläft in des Königs Schlafgemach, um auch in der Nacht rasch zu Diensten zu sein, und er besitzt so geschickte Hände, dass der König sich lieber von ihm verbinden lässt als von einem Apotheker oder einer Hebamme.
    Alle Mädchen haben gemerkt, wie sehr ich ihn mag, und meinen nun, wir müssten unbedingt heiraten, da wir ja Cousins sind-, aber er hat überhaupt kein Erbteil in Aussicht, und ich besitze keine Mitgift, wovon sollten wir also

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