Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
nie wieder von diesem Schlag erholt. Ich bin sicher, durch mein Ausspeien ist seine Manneskraft angegriffen worden, und es gibt nichts, was ich tun könnte, um es ungeschehen zu machen.
    Aber auch das eine haben wir für die Zeit der Fasten aufgegeben. Gott sei Dank. Von jetzt an werde ich mich jedes Jahr auf die Fastenzeit freuen. Jedes Jahr wird es vierzig gesegnete Nächte geben, in denen es sich nicht ziemt, dass der König zu mir kommt, vierzig Nächte, in denen ich nicht einladend lächeln und versuchen muss, mich so hinzulegen, dass er seine schwere Masse leichter auf mich hieven kann. Vierzig Nächte, in denen das Bett nicht nach der schwärenden Wunde seines Beines riechen wird.
    Denn diese kränkende Misere, die sich Nacht für Nacht wiederholt, demütigt mich über die Maßen. Jeden Morgen wache ich verzweifelt auf, ich fühle mich erniedrigt, obwohl das Versagen allein bei ihm liegt. In der Nacht liege ich wach und höre ihn furzen und stöhnen, weil sein geschwollener Leib so schmerzt, und ich wünsche mir, weit fort zu sein, an jedem anderen Ort lieber als in seinem Bett. Ich werde so froh sein, dies vierzig Tage lang nicht erdulden zu müssen, die schreckliche Prüfung seiner nutzlosen Versuche und das Wissen, dass er es in der nächsten Nacht wieder versuchen wird - und das Wissen, dass ich es bin, die er dafür verantwortlich macht.
    Immerhin können wir in der Fastenzeit ein wenig Frieden finden. Ich muss mir keine Sorgen machen, wie ich ihm helfen könnte. Er muss sich nicht auf mir abmühen wie ein großer, stampfender Eber. Er wird nicht in mein Gemach kommen, und ich kann zwischen Laken schlafen, die nach Lavendel riechen und nicht nach Eiter.
    Aber ich weiß auch, dass diese Zeit ein Ende haben wird. Ostern wird kommen mit seinen Festlichkeiten, und meine Krönung, die eigentlich im Februar stattfinden sollte und wegen unseres feierlichen Einzugs in London verschoben wurde, soll nun im Mai stattfinden. Ich darf die Fastenzeit als willkommene Pause von der Anwesenheit meines Gemahls genießen, aber ich muss sie auch nutzen, um dafür zu sorgen, dass wir nach dieser Zeit im Schlafgemach besser zurechtkommen. Ich muss Wege finden, damit er den Akt vollziehen kann.
    Thomas Cromwell ist der Mann, von dem ich Hilfe erwarte. Kitty Howards Rat war typisch für das, was ich von ihr erwarten konnte: die verführerischen Tricks einer kleinen Kokotte. Was sie alles angestellt hat, bevor sie in meine Dienste trat, wage ich mir nicht vorzustellen. Wenn meine Stellung ein wenig gefestigter ist, werde ich ihr ernsthaft ins Gewissen reden. Ein junges Mädchen - ein halbes Kind noch - sollte noch nicht darüber Bescheid wissen, wie man ein Hemd hinuntergleiten lässt und dabei anzüglich über die nackte Schulter lächelt. Sie muss sehr unbehütet aufgewachsen sein und wenig Unterweisung genossen haben. Meine Hofdamen müssen ebenso über Kritik erhaben sein wie ich selbst. Ich werde sie ermahnen müssen, dass sie sämtliche koketten Tricks ablegen muss. Und ich darf auf keinen Fall zulassen, dass sie mir diese beibringt. Auf mein Betragen darf nicht der Schatten eines Zweifels fallen. In diesem Lande ist eine Königin schon für weniger gestorben.
    Ich warte auf das Ende des Dinners, bis der König aufsteht und im Vorübergehen die Herren und Damen an den Tischen grüßt. Heute Abend ist er leutselig, sein Bein schmerzt wohl nicht so arg. Es ist oft schwer zu sagen, was ihn plagt, er kann aus vielerlei Gründen in Wut verfallen, und wenn ich nach den falschen Ursachen frage, vergrößert dies nur seine Missstimmung.
    Nachdem er fort ist, schaue ich mich im Saal um und fange Thomas Cromwells Blick auf. Mit dem Zeigefinger winke ich ihn zu mir. Ich erhebe mich, nehme seinen Arm und lasse mich von ihm an ein Fenster führen, das auf den Fluss hinausgeht, als wollte ich den Ausblick und die eisige Nacht mit ihren funkelnden Sternen bewundern.
    »Ich brauche Euer Hilfe, Herr Lordkanzler«, sage ich.
    »Wie beliebt«, erwidert er und lächelt bereitwillig, aber er wirkt angespannt.
    »Ich gefalle dem König nicht«, sage ich mit Worten, die ich sorgfältig geprobt habe. »Helft mir.«
    Der Arme wirkt sogleich ganz matt vor Unbehagen. Nervös schaut er sich um, als würde er am liebsten um Hilfe rufen. Ich schäme mich, mit einem Mann so zu sprechen, aber ich muss mir irgendwo Rat holen. Meinen Hofdamen kann ich nicht trauen, und wenn ich mit meinen Beratern aus Kleve spräche, würde sogar Lotte meine Mutter und

Weitere Kostenlose Bücher