Das Erbe der Lens
sehen war – ein neues Lager, das sich um ein riesiges Raumschiff gruppierte –, erlitten die Eich das gleiche Schicksal. Mit der Ausnahme ihres kommandierenden Offiziers starben sie schnell und lautlos – eine Tat, die Con später bitter bereuen sollte.
Doch für die Velantier stellte sich alles anders dar. Für sie wehrte sich das Raumschiff der Eich mit allen Kräften. Die Schutzschirme der
Velan
flammten im Ansturm der gegnerischen Verteidigungsenergien violett auf. Ihre Sekundärstrahlen prallten wirkungslos von den Innenschirmen der Boskonier ab. Erst mit Hilfe der Primärstrahler gelang es, den Widerstand zu brechen und die Raumschiff-Festung zu überrennen. Dieser Teil des Kampfes entsprach sogar der Wirklichkeit, denn die Täuschung ließ sich nur bis zu einem gewissen Grad aufrechterhalten und war sinnlos, wenn sie nicht durch gewisse Tatsachen bestätigt wurde.
Nachdem sich die Primärstrahler gegen die Hauptbatterien der Eich durchgesetzt und die Station in glühende Lava verwandelt hatten, gingen die Velantier mit Nadelstrahl-Projektoren gegen die Kontrollanlagen des Schlachtschiffes vor und machten es völlig wehrlos. Im Schutz ihrer Gedankenschirme und Panzeranzüge nahmen Worsel und seine Mannschaft den Kampf gegen die Eich auf – jedenfalls glaubten sie das. In diesem Kampf setzte sich der boskonische Kapitän besonders heftig zur Wehr und brachte einigen Velantiern leichte Wunden bei, ehe er überwältigt und in den Kontrollraum der
Velan
gebracht wurde. Auch dieser Teil der Episode entsprach der Wirklichkeit, ebenso wie die anschließende völlige Vernichtung des boskonischen Schiffes.
Jetzt kam der schwierigste Teil der Aufgabe. Con mußte sich aus Worsels Geist zurückziehen, ohne ihren Freund merken zu lassen, daß er die Herrschaft über seine Sinne verloren hatte. Und während dieses gefährlichen Vorgangs trat ein völlig unerwartetes Ereignis ein – etwas, auf das sie nicht vorbereitet war. Der Geist des gefangenen Kapitäns wurde ihrem Griff urplötzlich entrissen. Abrupt standen ihre undurchdringlichen Barrieren im Feuer eines geistigen Angriffs, der die Fähigkeiten eines Eich bei weitem überstieg.
Wenn sie im Augenblick der Überraschung nicht beschäftigt gewesen wäre, hätte sie dem Angriff begegnen können. So aber war sie der Situation nicht gewachsen. Sie mußte den Kontakt mit Worsel aufrechterhalten – sie wußte nur zu gut, was passieren würde, wenn sie jetzt nachließ – und sich außerdem um die Mannschaft kümmern, die sie nur für wenige Sekunden unter Vollhypnose setzen konnte, während sie länger brauchte, um sich spurlos aus Worsels Geist zurückzuziehen. Sie mußte also zum äußersten Mittel greifen. In der Kürze der Zeit blieb ihr nichts anderes übrig. Und während sie sich noch verzweifelt gegen den überraschend starken Angriff zur Wehr setzte, verstummten die Impulse plötzlich, und der Gefangene sank leblos zu Boden.
Worsel und Constance starrten sich wortlos an. Die Erinnerung des Velantiers an die Ereignisse der letzten halben Stunde war lückenlos; er konnte sich nur nicht erklären, wieso der Gefangene plötzlich tot war. Die Gedanken des Mädchens überstürzten sich. Sie suchte verzweifelt nach einer guten Erklärung für diese Tatsache. Doch Worsel gab ihr ungewollt das Stichwort.
»Es stimmt, daß jeder ausreichend geschulte Geist in der Lage sein sollte, Impulse gegen sich selbst zu richten und den Körper zu zerstören, in dem er lebt. Ich hatte bisher nicht angenommen, daß auch die Eich eine derart hohe Entwicklungsstufe erreicht hatten – aber daran ist nun wohl nicht mehr zu zweifeln. Ich frage mich nur, ob man den Impuls nicht hätte unterbinden können ... ich meine, wenn wir rechtzeitig eingegriffen hätten ...«
»Genau das ist es!« sagte Con und machte sich lächelnd daran, die größte Lügengeschichte ihres Lebens zu erzählen. »Du darfst nicht glauben, daß sich so etwas verhindern läßt – ich war dazu jedenfalls nicht in der Lage. Offensichtlich habe ich unseren Gefangenen einen Sekundenbruchteil vor dir erreicht – und schon war es geschehen. Ich habe an diese Möglichkeit zuerst gar nicht gedacht. Aber jetzt, da du es sagst ... Er hat sich umgebracht, um sein Wissen nicht preisgeben zu müssen.«
Worsel musterte sie wortlos, ohne zu versuchen, ihre geistigen Barrieren zu durchdringen, ohne zu versuchen, die Ereignisse der letzten Minuten vor seinem inneren Auge noch einmal abrollen zu lassen. Doch obwohl es keinen
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