Das Erbe Der Loge: Roman
den Computer und aktivierte das Brennprogramm.
»Das ist höchstens sechs bis sieben Monate her, und eingeführt wurde er vom Verleger. Worauf willst du hinaus?«
Die alte Dame grinste verschmitzt. »Ist euch beiden Akrobaten nicht aufgefallen, dass diese Loge oder als was es sich ausgibt hierarchisch geordnet ist? Dieser Golddingsda, war die Nummer I. Alle anderen stehen mit ihren Ziffern weiter hinten. Sie müssen sich also nach vorne arbeiten, um aufzusteigen. Das bedeutet Krieg, nachdem Nummer I tot ist.«
Die Frau begann mir zu gefallen. Wir hatten vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen. Der Mossad hatte den Kopf abgeschlagen, um an den Schwanz zu kommen, der sich unweigerlich um das Erbe streiten würde. Ich war ihnen mit dem Fund der Kassette genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Unwissentlich hatte ich mit meiner Lüge eines Killers, der auf einen Verräter unter ihnen angesetzt war, genau den Punkt getroffen. Es musste tatsächlich einen geben. Damit war eine Frage geklärt: warum. Aber nicht wer.
»Gedankenfehler«, protestierte die Mutter. »Warum sollte ein Killer der Loge mit Tarotkarten auf ihren ermordeten Großmeister aufmerksam machen? Ich hinterlasse doch in einem internen Machtkampf keine autobahnbreite Spur für die Behörden. Das haben die doch nach eigenen Angaben in den anderen Ländern auch nicht getan.«
Kitty nickte. »Mutter hat recht. Aber mir ist das egal, wer wem den Kopf einschlägt. Ich weiß nur, dass ich eine Reihe guter Kunden verlieren werde. Daher werde ich brav nach Düsseldorf zurückfahren und dem Mossad geben, was ihm gehört. Und dir wird Mutter zeigen, wo du duschen und dich ausschlafen kannst. Ich versuche bis heute Abend zurück zu sein. Stimmt's, Ma?«
Mir war wirklich nur noch nach einem Bett. Nach einer Dusche stand mir der Kopf schon nicht mehr, und den letzten Schlussfolgerungen der beiden konnte ich auch keine Logik mehr abgewinnen. Wann hatte ich das letzte Mal geschlafen? Gestern, vorgestern oder die Woche davor?
»Ich bin froh, wenn mal wieder ein Mann im Haus ist. Wenn er auch schnarcht. Auch das schreckt Eindringlinge ab«, grinste die Ma und half mir die Treppe hinauf...
... Ich träumte, dass jemand rief, dass das Abendessen fertig sei, ich aber vorher duschen solle. Es kämen noch Gäste, die ihr Onkelchen besuchen wollten ...
»Onkelchen!«, rief die Stimme und wieder: »Onkelchen, los, wach werden!«
Mühsam öffnete ich die Augen. Es war dunkel. Auch durch das Fenster fiel kein Licht. Nur in der Tür stand ein Schattenriss vor einer Beleuchtung im Hintergrund. »Onkel Peter-Maria«, wurde die Stimme unerbittlicher, »steh endlich auf! Du hast genug geschlafen.«
»Sam?«
»Ja, Sam. Sei froh, dass dich nicht Joshua geweckt hat. Der ist nämlich auf hundert. Komm endlich. Wir haben mit dir zu reden.«
Es war doch ein Traum. Ein Albtraum. Wie kamen die hierher? Wo waren Kitty und die Mutter?
Schlaftrunken stolperte ich die Treppe hinunter. Joshua saß am Esstisch und schnitt sich eine Scheibe Schinken mit einem Klappmesser von einem Batzen, der vorher in der Küche an einem Regal gehangen hatte.
»Da ist ja unser Flüchtling«, knurrte er mit vollem Mund. »Wo sind die Fotos?«
»Wie kommt ihr hierher?«, gähnte ich und holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank.
»Mit dem Auto, du Idiot. Oder wolltest du fragen, wie wir diesen gottverdammten Ort gefunden haben?«
Ich nickte, obwohl es nur noch rein hypothetisch war, zu wissen wie? Das Warum war ja bekannt.
Joshua tippte mit der Messerspitze auf meine Armbanduhr. »Die hat uns den Weg gezeigt.«
»Verstehe kein Wort«, murmelte ich.
»Neuestes Modell. Habe ich bei meinem Besuch bei dir, als uns dieser Kögel unterbrach, vorsorglich gegen deine alte ausgetauscht, die in der Küche herumlag. Gleiches Modell. Ist als Sender messtechnisch noch nicht nachweisbar. Hat nur einen Haken. Sie sendet nur alle fünfzehn Minuten, wo sie ist. Daher hat es etwas gedauert, dich zu finden. Dieses Kaff ist noch nicht einmal im Navigationssystem verzeichnet. Also, wo sind die Fotos?«
»Habe ich verabredungsgemäß im Club hinterlassen. Da warten sie auf euch.« Verdammt, was war mit Kitty passiert? Ich schielte zum Schreibtisch. Aber das Notebook war weg. Sollte Kitty mich ...? Ich verwarf den Gedanken. So konnte ich mich nicht in ihr getäuscht haben.
»Wir waren im Club. Da sind sie nicht, und Othello sagte uns, dass du mit Kitty ohne Handy weggefahren bist. Also, wie bist du hierher gekommen?
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