Das Erbe Der Loge: Roman
ich froh, endlich einen Mentor gefunden zu haben, der auch mir Vertrauen entgegenbrachte.
»Das ist ja eine schöne Geschichte«, murmelte die Mutter, die meiner Erzählung schweigend gefolgt war. »Die sind alle mit dem Betäubungsgas ausgeschaltet worden? Wie geht das denn?«
»Ich nehme an, dass der Raum eine eigene Klimaanlage hat«, erwachte Kitty aus ihrer Nachdenklichkeit. »Wenn die beiden Israelis vom Mossad sind, dann wissen die, wie das geht, das Gas darüber in den Raum zu blasen. Es ist geruchlos und lässt sich tatsächlich nur über einen speziellen präparierten Kaugummi zusammen mit dem Speichel frühzeitig erkennen. Und die Menge, die Othello mitgenommen hat, reichte, um eine ganze Elefantenherde in den Schlaf zu schicken.«
»Die Story sollten Sie unbedingt veröffentlichen. Dann sind Sie schnell ein reicher Mann«, strahlte die alte Dame.
»Genau, dann bist du ein toter Millionär«, schüttelte Kitty missbilligend den Kopf. »Aber Othello werde ich mir vorknüpfen. Der spürt wohl auf seine alten Tage das Blut seiner Bantu-Vorfahren. Kommt, sehen wir uns die Fotos an.«
Kitty ordnete die Fotos aufsteigend nach den römischen Ziffern auf den Kapuzen an. »Ein Mensch im Tiefschlaf, oder wie hier in Narkose, verliert die Kontrolle über seine Gesichtszüge. Genauso wie unter einem Rausch. Deshalb war es dir wahrscheinlich in der Eile und unter der Maske nicht möglich, mindestens vier der Leute zu identifizieren, die du aber bestens kennen musst.« Sie vergrößerte die Nummer II.
War er es oder nicht?
»Wenn du den so oft total betrunken gesehen hättest wie ich, dann wüsstest du, was dann aus seinem Gesicht wird«, lächelte sie. »Das ist dein Verleger.«
Sie rief das nächste Bild auf. Nummer V, mit dem französischen Akzent.
»Das ist ein Geschäftsmann aus dem Kongo. Ein ganz fieser Typ, wenn er nicht das Mädchen bekommt, das er haben will. Die Kleine tut mir jedes Mal leid, wie der sie zurichtet. Aber sonst sehr großzügig.«
Nummer VI erschien auf dem Bildschirm. »Das ist ein Landtagsabgeordneter und Spezi des toten Dr. Seid. Beide sind - waren - Stammgäste. Haben sich immer zusammen amüsiert. Sonst keine Auffälligkeiten.«
Nummer IX, mit dem stark amerikanischen Slang wurde vergrößert.
»Das ist die größte Sau, die bei mir verkehrt. Chef einer amerikanischen Bankniederlassung in Frankfurt. Mehr sage ich dazu nicht.«
Nummer X erkannte ich. Es war Staatsanwalt Fröhlich. »Was macht der denn dabei?«
»Was wohl?« Sie übersprang Nummer XIII und XIV, die sie nicht kannte, und rief Nummer XVI, die blonde Frau, auf.
»Das ist die Witwe von Dr. Seid. Sie hatte schon zu seinen Lebzeiten mehr Verhältnisse als manche Leute Unterwäsche im Schrank. Sie liebt den flotten Dreier. Seit ihr Mann tot ist, tröstet sie sich momentan nur mit dem Staatsanwalt und ...«, sie klickte die Fotos durch, »mit dem da. Nummer XXX, dem jüngsten Bruder des Propstes. Sie ist ein ganz scharfes Luder. Die anderen kenne ich nicht, oder sie sind ganz normale Gäste. Bis auf die beiden ...«
Sie rief Nummer XXXI, den Latino, und Nummer XXXII auf.
»XXXII musst du kennen. Es ist der Chef deiner Hausbank.«
»Woher weißt du, bei welcher Bank ich bin?«, war ich erstaunt über so viel Wissen.
»Wozu glaubst du, dass wir im Club ein Passwort und eine PIN-Nummer haben? Um die Anonymität unserer Kunden zu bewahren. Aber nur Trottel und Junggesellen, die Anschluss suchen, zahlen mit Kreditkarte, auf der schön ihr Name und die Bankverbindung stehen.«
»Danke«, murmelte ich, eingeschnappt ob dieses Seitenhiebs.
Die Seniorin schmunzelte. »Regen Sie sich nicht auf. Es bleibt in der Familie.«
»Zu Nummer XXXI«, fuhr Kitty ungerührt fort. »Der ist der Unheimlichste von allen, und ich bin froh, wenn der nicht kommt. Wo andere nur betrunken, anzüglich und geil sind, tritt der nur im Clan auf. Mietet für eine ganze Nacht den Club samt Inhalt und tobt sich mit seinen zirka zwanzig Spießgesellen aus. Wenn wir noch Haustiere hätten, würden die auch noch vernascht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die einen Betriebsausflug bei mir machen, um irgendwelche Kunden wohl zu stimmen. Die bringen Leute mit, denen ich nicht auf der Straße begegnen möchte. Othello glaubt, dass es sich um Araber handelt.«
Die Seniorin schürzte nachdenklich die Lippen. »Wann ist dieser Kerl das erste Mal bei dir aufgetaucht, und wer war sein Bürge, um in den Club zu kommen?«
Kitty schob eine CD in
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