Das Erbe Der Loge: Roman
gegeben haben ... Liebe.
Ja, es ist so. Ich hatte immer gehofft, seit unserer Schulzeit, einmal einen Mann wie dich zu heiraten. Aber ich habe früh verstehen müssen, dass du mehr auf Äußerlichkeiten achtest. Wie alle.
So blieb mir nichts, als es euch Männern durch Reichtum, Glanz und Glitter zu zeigen, dass ich eine begehrenswerte Frau bin. Doch nun habe ich erkannt, dass wir beide zu alt füreinander sind. Das Dilemma der Endfünfziger. Danach kann für uns nichts mehr kommen.
Also sind wir gezwungen, uns möglichst Partner zu suchen, die so jung sind, dass sie noch Spaß daran haben, uns die Tage wegen unseres Geldes zu versüßen und uns eines Tages nur wegen unseres Vermögens pflegen werden. Wir können uns nur noch verkaufen oder kaufen.
Othello wird so lange meine Geschäfte leiten. Deine Besuche im Club werden mir eine Ehre sein. Betrachte dich als meinen Dauergast, und versuche vielleicht eines meiner jungen Dinger auf eine vernünftigere Bahn zu leiten, die nicht so einsam macht.
In ewiger, unerfüllter Liebe zu dir,
deine Kitty
Zorn stieg in mir auf. Zorn über meine eigene Dummheit und meine Verblendung als alter Gockel. Als Junggeselle war ich stolz auf meine Unabhängigkeit gewesen. Das war aber schon Jahre her. Seit meinem fünfzigsten Geburtstag und dem sich anschließenden heulenden Elend hatte ich erkannt, es aber nicht umgesetzt, dass ich für jede menschliche Verbindung versaut war. Von da an hatte nur noch die Jagd nach einem Erfolg gezählt, den ich in jungen Jahren verpasst hatte. Aber auch dafür war die Zeit wohl jetzt schon abgelaufen. Kitty hatte Recht, ich war ein Fassadenmensch.
Susanne. Wo ist Susanne? Wütend auf mich und alles, was sich mir heute Nacht noch in den Weg stellen sollte, machte ich mich auf den Weg nach Köln. Woanders konnte sie nicht sein.
Das Hotel erreichte ich in Rekordzeit gegen Mitternacht. Unterwegs hatten die Verkehrskontrollen ein paarmal geblitzt, aber das war mir egal. Sam und Joshua wohnten in diesem Haus. Also musste Susanne hier festgehalten werden.
»Sie können hier nicht parken«, wies mich der Portier am Haupteingang zurecht. Um diese Tageszeit hatte ich keine Lust, mich mit Leuten seines Berufszweiges herumzuärgern, steckte ihm einen Geldschein zu und stürmte in die Empfangshalle. Nichts. Keine Motzkins.
Ungeduldig winkte ich einen Mann am Empfang herbei, der sich offenbar auf eine ruhige Nacht vorbereitet hatte und in nervtötender Langsamkeit Zettel sortierte.
»Wohnt die Familie Motzkin noch hier?«
»Wie schreibt die sich?«, versuchte er meine sichtbare Erregung zu seinen Gunsten zu dämpfen.
»Wie man es spricht«, donnerte ich mit der Faust auf die Marmorplatte.
Als Strafe für meinen Ausfall schlich er gemessenen Schrittes zum Computer und tastete die Buchstaben ein. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf der Platte herum. Noch langsamer kam er zurück und beugte sich wie ein Pinguin bei der Kükenbetreuung vor.
»Frau Motzkin wohnt noch hier. Ich glaube, sie ist um diese Zeit in der Bar.«
»Und Herr Joshua Motzkin? Wo ist der?«
Der Mann schlich wieder zum Computer zurück. Die gleiche Prozedur, bis er mit einer Verbeugung mitteilte, dass Joshua bereits vor einer halben Stunde ausgecheckt hatte.
Ob das gut oder schlecht für mich war, musste mir Hannah erklären, und ich eilte in die Bar. Ein schneller Rundumblick, aber außer ein paar trinkfesten Schauspielern und Geschäftsleuten konnte ich niemanden finden.
»War Frau Motzkin hier?«, drängte ich den Barkeeper, sein Schwätzchen mit einem Gast zu unterbrechen.
Der schaute zuerst mich prüfend an und dann auf seine Uhr. »Vor etwa fünfzehn Minuten sind die Damen nach oben gegangen.«
»Damen?«
»Ja, Frau Motzkin und ein weiblicher Stammgast«, erhielt ich die leicht vorwurfsvolle Antwort eines Mannes, der sein Leben dadurch bestritt, Informationen nur gegen Umsatz und Trinkgeld zu sichern. Mit der unausgesprochenen Frage auf seinem Gesicht, was ich dagegen zu setzen gedachte, ließ ich ihn stehen.
Appartement 810.
Bevor ich klopfen konnte, öffnete Hannah.
»Wurde mir schon gemeldet, dass du im Haus bist.« Ihre Stimme klang nicht überrascht, aber auch nicht sonderlich erfreut, mich um diese Tageszeit zu sehen. »Komm herein, wenn du schon mal da bist. Joshua hat mir von deiner Heldentat berichtet.« Sie machte eine kurze, einladende Armbewegung und rümpfte die Nase, als ich an ihr vorbeischlüpfte. »Kann es sein, dass du ein Bad, ein wenig
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