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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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auf ein kleineres Schiff, als zehn von uns zum Kapitän gerufen wurden, der uns eröffnete, dass wir nicht in Palästina an Land gehen würden.
    Ich ahnte damals, dass die von Bord gehenden Mitglieder der Loge dem Tod preisgegeben werden sollten. Denn wir zehn Verbliebenen waren der Kopf der Banken und der Loge. Die anderen waren nur normale Unternehmer, ohne den weitreichenden Einfluss, den sich die Machthaber wünschten.
    So war es dann auch. Nach dem Krieg erfuhr ich, dass man sie den französischen Behörden als deutsche Spione avisiert und bald darauf ihre Familien deportiert hatte.«
    Er machte eine kurze Pause, sah zur Uhr auf dem Kamin und ballte seine knochigen Finger zu zitternden Fäusten.
    Mir war nicht wohl. Weder in meiner Haut noch an diesem Ort. Die emotionale und körperliche Kälte dieses Mannes schien förmlich vom Rollstuhl über den Seidenteppich unter meinen Füßen an mir hochzukriechen.
    »Bedienen Sie sich«, sagte er, als mein Blick Hilfe suchend die zahlreichen Flaschen im Barwagen neben dem Sofa abtastete.
    Ich goss mir einen doppelten Bourbon ein, stürzte ihn hinunter und füllte nach. Es half. Die Kälte in meinem Körper wich einer wohlig kribbelnden Wärme.
    »Ich muss mich kürzer fassen. Die Zeit...« Er öffnete die Fäuste wieder und legte die Hände flach auf seine Schenkel. »Über viele Umwege erreichten wir Südafrika.
    Die uns mit dem Wohl unserer Familien erpressten, hatten sehr genau gewusst, dass der größte Diamantenhändler der Welt einen Teil seiner Geschäfte über unsere Banken in Köln und in der Schweiz abwickelte und dass einige von uns in diesem Land ausgedehnte Ländereien besaßen.
    Sie hatten auch bedacht, dass große interne Geschäfte unserer Bank nur getätigt werden konnten, wenn die Mehrheit des Vorstandes dem zustimmte. Und wir zehn waren der gesamte Vorstand. Deshalb hatte man uns zusammen gelassen.«
    Schweiß trat auf seine Stirn und sein Atem wurde kürzer. Mühsam führte er die rechte Hand zu seinem Einstecktuch und tupfte sein Gesicht ab.
    »Wenn wir gehofft hatten ...«, fuhr er mit stockender Stimme fort, »dass wir hier ein wenig Freiheit haben würden, dann sahen wir uns getäuscht. Man hatte uns genau den Mann zum Aufpasser geschickt, der das Foto von uns als Offiziere gemacht hatte. Er war ein Major der damaligen Canaris-Abwehr.«
    Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Das Taschentuch hing wie das weiße Fell einer toten Katze zwischen seinen Fingern über der Rollstuhllehne.
    »Das war ein dummer und deshalb gefährlicher Mann. Genau das richtige Opfer für unseren Joshua, den Sie als Jakob Motzkin kennen.
    Joshua war eine Mischung aus verspieltem Jungen und pflichtbewusstem Manager, wie man heute sagt. Er verstand es, jeden um den Finger zu wickeln, wenn es ihm nutzte, ohne dass der andere das Spiel durchschaute. Ich glaube, er hätte auch noch seinen Henker überreden können, sich das Beil selbst an den Hals zu setzen. So beschäftigte er diesen Major viele Monate lang, damit er uns nicht allzu sehr bei unseren Transaktionen in die Quere kam.
    Wir transferierten viele Millionen in das Land, was einmal unsere Heimat gewesen war.
    Genutzt hat es bekanntlich nichts.
    Als der Krieg begann, wurde dieser Major endlich von den Behörden in Gewahrsam genommen, und wir stellten uns den Engländern als das zur Verfügung, was wir nun einmal waren: vertriebene deutsche, jüdische Bankiers, die jede Hoffnung auf ihre Familien aufgegeben hatten.«
    Sein Blick streifte flüchtig die Uhr, als wolle er es eigentlich nicht mehr wissen, wann die Zeit abgelaufen war, und er wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn.
    »Wir richteten uns so gut wie möglich in der neuen Heimat ein und gingen nun für die Engländer unseren Geschäften über die Schweiz nach. Nur dieser verrückte Hund von Joshua hatte den Traum, seine Familie eines Tages wiederzufinden. Er bewarb sich im schon recht hohen Alter von vierzig Jahren bei der englischen Armee für Palästina und bekam den Job auch noch.«
    Sein Atem wurde kürzer und wandelte sich langsam in ein keuchendes Rasseln.
    »Wir haben uns aus den Augen verloren. Mussten aber bald feststellen, dass er nicht gegangen war, ohne Diamanten im damaligen Wert von mehr als hundert Millionen Dollar mitgenommen zu haben. Ein gigantisches Vermögen ...«
    Seinen klapprigen Körper durchlief ein Schüttelfrost, die Finger krallten sich in die Armlehnen, und die Augen bekamen den Glanz, wie ich ihn nur einmal bei meiner

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