Das Erbe Der Loge: Roman
sein Geld nicht wert. Und wie ich nachher was formulierte, um nichts und doch alles zu sagen, war die hohe Schule meines Berufes.
Der Arzt lehnte sich zurück und wippte mit dem Sessel.
»Als dieser Mann, den Sie als Senator kennen, uns vor etwa einem Jahr vom Kuratorium als Dauergast zugewiesen wurde ...«
»Was meinen Sie mit Kuratorium?«, unterbrach ich ihn.
Der Doktor zog die Augenbrauen hoch und schaute Hilde fragend an, die kurz mit den Schultern zuckte.
»Sie sind aber nicht gut vorbereitet«, beugte er sich über die Schreibtischplatte. »Ich war davon ausgegangen, dass Sie das Umfeld unserer Institution bereits studiert haben. Aber so kann und darf ich Ihnen keine weiteren Erklärungen ohne Zustimmung des Vorstandes geben. Guten Tag, Herr Stösser, und sollten Sie weiter bei Ihrer Behauptung bleiben, wir hätten Herrn Goldrausch ermordet, dann treten Sie dafür erst einmal den Beweis an. Hilde, bringen Sie den Herrn raus und informieren Sie auch die Pforte. Dieser Mann hat hier Hausverbot.«
Rindvieh, blödes!, war das Höflichste, was ich mich nennen konnte. In dieser Angelegenheit unterliefen mir Fehler, die ich einem Anfänger nicht verziehen hätte, und ich hatte es nicht besser verdient, als vor die Tür gesetzt zu werden.
Ob ich wollte oder nicht, ich musste mir eingestehen, dass ich den Fall mit Hannahs Augen zu sehen versuchte. Kögel hatte unwissentlich recht, als er mich einen geilen alten Trottel genannt hatte.
So ging das nicht weiter.
»Was machen Sie da?«
Der Chefarzt und Hilde waren aufgestanden, um mich hinauszukomplimentieren, aber ich rührte mich nicht vom Stuhl und wählte Kögels Handynummer.
»Ich rufe jetzt die Polizei und meine Redaktion an, um Ihnen die Durchsetzung Ihres Hausrechts zu erleichtern.«
Kögel war sofort am Telefon, bestürmte mich mit Fragen und versuchte im gleichen Atemzug seine Recherchen über Sam loszuwerden.
»Moment bitte, Hauptkommissar Kögel, ich habe hier ein dickes Problem«, stoppte ich seinen Wortschwall und gab dem Doktor das Handy.
Ich konnte nicht verstehen, was Kögel von sich gab, aber es war nicht zu übersehen.
Der Doktor nahm Haltung an und hielt sich je nach Kögels Lautstärke das Telefon mal näher, mal weiter vom Ohr entfernt.
»Der Hauptkommissar möchte Sie sprechen.« Er reichte mir das Gerät zurück und forderte Hilde mit einer Handbewegung auf, sich wieder auf den Reißwolf zu setzen.
»Verdammt noch mal, was ist da los?«, hörte ich seine vertraut vorwurfsvolle Stimme. »Tun Sie so, als ob Sie das Gespräch beenden, aber lassen Sie das Ding an. Ich will mithören.«
Ich tat wie geheißen, drückte eine Zifferntaste, die einen Ton von sich gab, als habe ich das Gerät ausgeschaltet und steckte es mir mit dem Mikrofon nach oben in die Brusttasche.
»Doktor, Sie sind mich sofort los, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten, und ich verspreche Ihnen, Sie niemals als Informanten zu erwähnen.«
Als sei es üblich, dass man sich in diesem Haus nonverbal verständigte, flogen Blicke zwischen dem Arzt und Hilde hin und her. Die Frau zuckte hilflos mit den Schultern, der Doktor nickte nach kurzem Überlegen.
»Na gut. Aber über unsere Gäste werde ich nichts sagen.«
Obwohl ich genau das vorgehabt hatte, musste ich mich damit zufrieden geben, dass er sich hinter seiner Schweigepflicht versteckte.
»Was ist das für eine Stiftung und wer kann hier seinen Lebensabend verbringen«, versuchte ich mehr über die Klientel zu erfahren.
Der Chefarzt setzte sich auf die Schreibtischkante und überlegte, was er mir gefahrlos sagen konnte.
»Hier kann jeder seinen Lebensabend verbringen, wenn er es sich leisten kann«, umschiffte er meine Frage. »Die Goldrausch-Stiftung gibt es bereits seit den Fünfzigerjahren. Die Zentrale befindet sich auf den Kaiman-Inseln. Das finden Sie auch alles im Internet. Sonst noch was?«
»Ja, wie konnten Sie wissen, wo sich der Senator aufhielt, und ihn so schnell finden? Seine Betreuerin ist ja offensichtlich verschwunden.«
Er rutschte vom Schreibtisch und öffnete mir die Tür, hinter der bereits zwei uniformierte Männer mit ernsten Gesichtern warteten.
»Das war Ihre letzte Frage. Nun gehen Sie bitte, oder ich lasse Sie vom Sicherheitsdienst vor das Tor bringen. Es ist kein Geheimnis, dass schwache Patienten an einem mobilen EKG angeschlossen sind, das der Zentrale permanent berichtet, auch wo sie sich gerade auf dem Gelände oder im Schloss aufhalten«, rief er hinter mir her.
Die
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