Das Erbe Der Loge: Roman
Wachmänner wichen nicht von meiner Seite, bis ich das Gebäude verlassen hatte.
Es war eine dieser seltsamen Ahnungen, die sich manchmal noch aus unserem prähistorischen Stammhirn zu unserem ach so modernen Denkapparat durchkämpften. Diese Ahnung veranlasste mich, etwas zu tun, was mir unter normalen Umständen nie in den Sinn gekommen wäre.
Langsam rollte ich auf die Ausfahrtschranke zu, die aber keine Anstalt machte, sich zu öffnen.
Die Ahnung bestätigte sich.
Zwei Wachmänner, jetzt mit Pistolen am Gürtel, stellten sich mir in den Weg.
»Steigen Sie bitte aus«, klopfte einer an mein Fenster.
Ehe ich reagieren konnte, wurde die Beifahrertür aufgerissen und mein Zündschlüssel abgezogen.
»Was soll das?«, versuchte ich zu protestieren und erinnerte mich, dass das Handy immer noch eingeschaltet in meiner Brusttasche steckte. »Kögel, hören Sie mich?«, versuchte ich einen Hilferuf.
Aber niemand antwortete. Die Leitung war tot.
»Scheiße«, entfuhr es mir bei dem Blick auf den Akkustand. Das Gerät war leer.
»Steigen Sie freiwillig aus, oder muss ich nachhelfen?«, legte der Dickere von den beiden drohend seine Hand an die Waffe, während der andere begann meinen Wagen zu durchsuchen.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, versuchte ich die Situation nicht eskalieren zu lassen und stieg aus.
Der Dicke durchsuchte meine Taschen.
»Verflucht noch mal, wie geht dieser Kofferraum auf?«, schimpfte der andere.
»Langsam. Nicht mit Gewalt«, versuchte ich ihn daran zu hindern gegen meinen alten Wegbegleiter zu treten, und ich schwor meinem Golf, ihn auch mal wieder waschen zu lassen, wenn er sich jetzt recht bockig zeigte.
»Die Kofferraumklappe klemmt seit dem letzten Winter. Wenn Sie jetzt auch noch mein Eigentum beschädigen, habe ich wenigstens jemand, auf dessen Kosten ich sie reparieren lassen kann.«
Ich hörte mich besonders gelassen an, aber mir schlug das Herz bis zum Hals.
»Die Sitzbank lässt sich von innen umklappen«, kommentierte der Dicke die Bemühungen seines Kollegen.
»Los, kriech rein. So kommst du auch dran.«
Sie gaben nicht auf, wie ich gehofft hatte.
Jetzt half nur noch Beten. Aber zu wem? Mir fiel auf die Schnelle der Schutzpatron der Autofahrer nicht ein.
»Was ist das für ein Kasten?«, kam es aus dem Auto.
»Mein Werkzeug. Braucht man bei so einer alten Karre«, quetschte ich heraus und versuchte den Kloß im Hals unten zu behalten.
Der Riegel schnappte auf und am Hinterteil des Wachmannes vorbei konnte ich sehen, wie er den Deckel anhob.
»Nichts. Nur Werkzeug«, kroch er wieder hervor und wischte sich die schmutzigen Finger an einem Taschentuch.
»Nichts für ungut. Wir tun nur unsere Pflicht.« Der Dicke hielt mir die Wagenschlüssel hin und ging die Schranke öffnen.
18
Es war schon dunkel, als ich leicht alkoholisiert die Haustür aufschloss. Breitbeinig und mit in die Hüften gestemmten Armen erwartete mich der Hausmeister wie ein Racheengel auf dem unteren Treppenabsatz.
»So geht das nicht weiter. Ich dulde keine Schwulen und Haustiere hier. Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn Sie in den nächsten Tagen die Kündigung erhalten ...«
»Jetzt halten Sie mal die Luft an«, unterbrach ich seine Tiraden. »Wenn Sie mir noch einmal ein Päckchen raufschleppen, aus dem Nitroglyzerin heraustropft, und damit sowohl die Spur eines Bombenlegers verwischen als auch riskieren, dass das ganze Haus in die Luft fliegt, dann sind Sie es, der unter den Brücken schlafen wird. Und wenn gelegentlich ein Mann bei mir auftaucht, dann ist das mein Polizeischutz. Haben wir uns verstanden?«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis das in seinem versoffenen Gehirn ankam.
Dann aber zeigte es Wirkung. Wie von einer Abrissbirne getroffen verdrehte er die Augen, klappte den Mund wortlos auf und zu und ließ sich auf die Treppe fallen.
»Na endlich klappt heute mal was«, brummte ich für mich und stieg über den nach Fassung ringenden Mann hinweg.
Doch er fing sich schneller wieder, als erwartet.
»Seit wann ist Nitroglyzerin rot? Sie ziehen aus, und damit basta!«, tönte es hinter mir her, als ich gerade den dritten Stock erreicht hatte.
Einen Moment hielt ich inne und überlegte, was ich grundlegend in meinem Leben falsch machte.
Der Verlag beugte sich der öffentlichen Meinung und zog mich auf meine Kosten aus dem Verkehr, die Staatsanwaltschaft wartete nur darauf, sich für das von mir abgelehnte Angebot zu rächen, Hannah hatte mich benutzt, und
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