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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Anflug von Humor. »Und Rechenschaft fordern.«
    Calder war zu sehr in Schlafes Armen, als dass er noch nachfragen wollte, und so zog sich Elsa ein einfaches weißes Gewand über und ging barfuß in die kleine Kammer, die ihren Besitz verwahrte, den sie auf dem Weg nach Worms zurückgelassen hatte. In einer großen Kiste fand sie ihre Bücher, kleine Säckchen mit Kräutern und verschiedene edle Steine, jeder einzelne davon mit mystischen Kräften versehen.
    Sie schlich damit in den Raum, den sie kurz nach ihrer ersten Ankunft auf Isenstein entdeckt hatte - rund in das Vulkangestein gehauen, mit einer heißen schwefeligen Quelle in der Mitte und den Runen der alten Götter überall in Stein gemeißelt. Sie kannte die Rituale, wusste von den Beschwörungen, die erforderlich waren. Nackt senkte sie ihren Körper in das dampfende Wasser, streute Kräuter hinein und verteilte die Edelsteine um sich herum. Dann sprach sie die Formeln, mit denen sie schon als Kind die anderen Welten angerufen hatte. Die Götter, die Nibelungen, die Horden in Utgard.
    »Wir wurden betrogen«, sagte sie mit geschlossenen Augen, und die schwarzen Wände schluckten willig ihre Worte. »Was uns versprochen war, ist nicht eingelöst worden.«
    Nichts geschah.
    »Ich rufe die Nibelungen«, rief Elsa nun und ärgerte sich redlich, dass so ein Aufwand nötig war, wo die verfluchten Kreaturen früher auf jeden Wink von ihr reagiert hatten.
»Elsa von Tronje, Elea von Burant, Tochter Hurgans, Hure des Drachen. Hört mich an!«
    »Du kommst, um zu fordern, ohne zu bieten«, ertönte eine leise Stimme, und Elsa triumphierte innerlich. Die Macht war ihr nicht vollends genommen!
    Doch dann spürte sie schnell, wie das Wasser, in dem sie saß, heißer wurde, unerträglich heiß, kochend sogar. Mit einem verzweifelten Aufschrei legte sie die Hände auf den steinernen Rand und stieß sich aus dem Becken. Vom Kinn bis zu den Zehen war ihr Körper rot und brennend, an Brust und Armen bildeten sich hässliche Blasen. Sie schrie im Schmerz, unfähig, das eigene Leid zu lindern.
    Die Stimme, die zu ihr gesprochen hatte, wurde zu einer Gestalt, und die Gestalt war die Seherin Brunhilde. »Niemand wird mehr deine schmutzigen Befehle ausführen, Elsa von Tronje«, sagte sie gelassen. »Du kannst nicht weit genug nach Norden reisen, dass die Rache dir nicht folgen wird.«
    Elsa hörte sie nicht. Ihr ganzer Körper war Schmerz. Nackt wie sie war, lief sie in einen Seitentrakt der Burg und durch eine Tür für das Gesinde in die kühle Nacht hinaus. An einem kleinen kargen Hang fand sie einen Rest schmutzigen Schnees, warf sich stöhnend hinein und wälzte sich hin und her.
    Brunhilde war zufrieden. Nicht, weil sie irgendetwas bewirkt hatte. Sie freute sich nur, Elsa leiden zu sehen. Vielleicht war das der Fehler gewesen - die schwarze Prinzessin hatte nie gelernt zu leiden. Darum war ihr das Leiden anderer Menschen auch so gleichgültig.
    Aber damit war es nun vorbei.

    Im Gegensatz zu Calder und Elsa mieden Brynja und Sigfinn Fjällhaven nicht. Sie hatten keinen Grund dazu. Nachdem sie dem Rhein bis zum Meer gefolgt waren, hatten sie ein seetüchtiges Schiff gekauft, mit dem sie nun an der dänischen Küste lagen. Sie brauchten lediglich Proviant, um dann nach Island weiterzusegeln.
    Fjällhaven lag in nicht geringerer Verwirrung als der Rest des Reiches. Aus sechs Provinzen warteten hier Statthalter auf Nachricht, Soldaten auf Sold, Händler auf Ware. Was der »König von Island« ihnen großmäulig versprochen hatte, die Reichtümer Burgunds, war nirgendwo zu sehen. Einige zogen bereits wieder ab, um ihr Glück im Osten zu versuchen oder in Konstantinopel. Es gab auch Gerüchte über unberührte Länder, ganz im Westen, hinter allen Meeren.
    Sigfinn nahm es auf sich, die Männer zusammenzutrommeln. Er ließ die Glocke läuten, und als sich alle um ihn versammelt hatten, sprang er auf einen morschen Karren, der im schlammigen Hafen stand. Er berichtete vom Krieg um Worms. Ihre Herren hatten verloren und würden, wenn überhaupt, mit weniger zurückkehren, als sie bei ihrem Aufbruch gehabt hatten. Es gab viel wütendes Gerede und bedrohliches Schwertergefuchtel. Der Prinz stellte den Männern frei, sich selbst kundig zu machen und auf jeden anderen als auf ihn zu hören. Dann erzählte er von einem Reich mit wenig Männern, in dem jeder anständige Kerl, der für sein Geld zu arbeiten bereit war, sich auf ihn berufen könne, Sigfinn von Island. Dass Worms mehr

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