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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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sprach in Asgard zu ihrer Verteidigung, und sie verwies ohne Scham auf Regin. Wenn die Regeln gebrochen worden waren, dann von einem Nibelungen genauso wie von ihr.
    Es half, dass Odin zufrieden war, Siegfried auch in dieser Zeit endlich an seiner Seite zu haben, um mit ihm zu zechen und großartige Geschichten auszutauschen. Ein Krieger wie der Erbe Xantens hatte es verdient, mit den Göttern zu speisen und nicht geknechtet in einem Käfig zu hocken.
    So wurde den Nibelungen verwehrt, was sie verlangten. Sigfinn und Brynja hatten weiter die Erlaubnis, die Zeit erneut zu wenden.
    Doch aufgeben wollten die Nibelungen deshalb nicht.

    Der Verschlag, in dem Sigfinn und Brynja unter Deck aneinandergeschmiegt schliefen, glich einer hölzernen Kiste ohne Deckel, ausgelegt mit warmen Fellen. Es war die feinste Bettstatt, die das Schiff zu bieten hatte - die Soldaten hatten kaum mehr als Laken auf rauem Holz und gerollte Umhänge als Kissen. An viel Schlaf war sowieso nicht zu denken, wenn sie schnell nach Island kommen wollten.
    Die beiden Männer am Ruder weckten den Prinzen und die Fürstin mit einer Glocke, die gewöhnlich dazu diente, die Ankunft des Schiffes zu verkünden. Sigfinn fiel es schwer, sich aus Brynjas Arm zu drehen, doch er war sich seiner Pflicht bewusst und ging an Deck.
    »Was gibt es?«, fragte er.
    Es mochte kaum Morgen sein, die Sonne stand noch tief am Horizont, und selbst vom Schiff aus konnte er den Tau auf den Wiesen am Ufer glitzern sehen.
    »Es verändert sich etwas«, sagte einer der Steuermänner. »Hört hin, Herr.«
    Tatsächlich. Ihre Stimmen klangen wie gefiltert, und das Schiff trieb langsamer, als die kräftige Strömung erwarten ließ. Das Wasser des Rheins war zäh und viel zu dunkel.
    Sigfinn trat an den Bug, schaute in das aufwallende Wasser unter sich - und schreckte zurück, als eine riesige Fratze ihn anzuspringen drohte! Er stolperte zur Seite und sah nun im blutroten Wasser teuflische Wesen, nicht Fisch, noch Fleisch, die am Rumpf kratzten und kichernd ihre Zähne in das Holz schlugen.
    »Kurs halten!«, befahl Sigfinn. Er holte Nothung und beugte sich weit genug über die Reling, um die Wasseroberfläche mit dem Schwert zu durchstechen. Doch den grausigen Flussgestalten konnte er damit nicht beikommen
- sie wichen behände der Klinge aus und nagten an anderer Stelle am Schiff herum.
    »Herr!«, riefen die Steuermänner nun aufgeregt und deuteten nach vorn. Zwei Soldaten fielen auf die Knie und beteten.
    Der Rhein, der eben noch eine leichte Linkskurve beschrieben hatte, schien in Sichtweite zu flimmern, als würde ihn große Hitze aufkochen. Sein Lauf veränderte sich, verschob sich nach rechts, dann wieder nach links.
    »Übler Zauber«, sagte Brynja, die nun an Sigfinns Seite trat. »Das kann nicht in Calders Macht liegen.«
    Der Prinz sah die Wälder hinter dem Ufer auf beiden Seiten des Flusses und schüttelte den Kopf. »Wir sind im Reich der Nibelungen. Sie wollen uns nicht passieren lassen.«
    Es rauschte nun wie aus tausend Eimern, die gleichzeitig geleert wurden. Kaum einen Steinwurf vor dem Schiff gähnte ein Abgrund, über den das Wasser wütend schoss - bereit, die kleine Gruppe mitzunehmen in einen sprudelnden Tod.
    »Wir müssen anhalten!«, schrie einer der Steuermänner und zerrte wie von Sinnen am Ruder, um das Schiff ans Ufer zu lenken.
    »Nein!«, befahl Sigfinn. »Es sind nur Trugbilder!«
    Der Steuermann war zu verängstigt, um auf Befehle zu hören, und nahm Kurs auf das morastige Ufer, in dem das Schiff sicherlich für geraume Zeit stecken bleiben würde. Sigfinn sprang ihm bei, stieß ihn zur Seite und warf sein ganzes Gewicht gegen das Steuerruder, wobei der zweite Soldat ihm nach Kräften half. Doch etwas blockierte nun das Ruder und hielt es eisern fest.
    Brynja sah sich um. Sie war überzeugt, dass Sigfinn Recht
hatte. Die Nibelungen konnten ihnen nichts anhaben, also versuchten sie es mit Tricks, die die Menschen mit eigenen Schritten ins Verderben locken sollten. Die Fürstin zog sich das Amulett vom Hals und hielt es in das brodelnde Wasser. Sofort zerflossen die grauenerregenden Wesen in der Strömung, und um den Drachenleib wurde der Rhein klar wie an seiner Quelle.
    »Die Macht der Nibelungen zerfällt im Angesicht des Amuletts!«, rief sie Sigfinn zu. »Es ist unser Schutz!«
    Brynja packte einen ledernen Schwertgurt, der mit Nieten bestückt war, und band ihren Teil des Amuletts daran. Dann rannte sie zum Bug des Schiffes, um den Gurt am

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