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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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ich es in der ganzen Burg hören konnte«, sagte Calder.
    »Ich war … es war … nur ein Traum«, murmelte sie und rang um Fassung. »Ein Traum von … da war …«
    »Nur ein Traum«, knurrte er, »nur ein verfluchter Traum.«
    Auch er schlief schlecht in diesen Nächten, wenn im Schlaf tausend Männer seinen Leib mit tausend Klingen durchbohrten. Sie waren Gefangene ihrer Schuld, das hatte er lange schon eingesehen. Die Flucht nach Island hatte ihnen keine neue Kraft gegeben, im Gegenteil. Sie siechten dahin.

    »Der letzte Kampf«, sagte Elsa schwach, »kommt zu uns. Folgt uns. Holt uns ein.«
    Calder rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Ich wünschte, Danain wäre noch an meiner Seite. Er wusste immer, welchen Schleichweg es zu nehmen gab und wie man auch einer Übermacht entschlüpfen konnte.«
    Es war ihrem wirren Geist geschuldet, dass Elsa ihre Vorsicht für einen unglücklichen Moment fahren ließ. »Er war ein Narr, wie du ein Narr warst. Er hat meine Klinge bekommen, weil er dem im Weg stand, was dir vorherbestimmt war.«
    Drei, vier Sekunden lang geschah nichts. Elsa wunderte sich, dass Calder schwieg, während in ihr die Erkenntnis wuchs, was sie da gerade gesagt - verraten! - hatte. Sie öffnete die müden Augen und sah in seinem Gesicht keine Zuneigung mehr, kein Mitgefühl.
    »Du hast Danain umgebracht?«, fragte er schließlich, und es brauchte keine Antwort.
    »Er wollte sich gegen dich stellen«, sagte sie schnell, nach jedem Strohhalm greifend. »Hinter deinem Rücken plante er Verrat! Ich konnte es gerade noch verhindern.«
    Calder stand vom Bett auf und schlug in blinder Raserei die Stühle gegen die Wand, bis das Holz brach. Er riss die Wandteppiche herunter und trat gegen die Bettpfosten, dass sie splitterten. Er schrie mit jedem Krug, den er auf dem kalten Boden in Scherben verwandelte.
    Elsa richtete sich trotz ihrer Schmerzen auf und streckte die Hand nach ihm aus. »Calder, bitte …«
    Er sah sie aus flammenden Augen an - doch nicht mit Leidenschaft, sondern mit Verachtung. »Versuche mich nicht. Nie mehr. Und bete darum, in meiner Nähe keine Klinge zu sehen, wenn wir einen Raum teilen.«

    Ohne ein weiteres Wort stürmte er davon.
    Elsa blieb zurück. Ihr Körper war schwach, aber ihr Geist kehrte zu alter Stärke zurück. Mochte Calder wissen und glauben, was er wollte. Er war ihr nicht mehr von Nutzen. Er brachte keine Macht in ihre Verbindung ein und taugte nicht einmal mehr als Werkzeug. Es ging nur noch um die Frage, ob er der Mühe wert war, ihn zu beseitigen.
    Sie würde einen neuen Gefährten brauchen, einen neuen Schwertträger, wenn ihr Leib gesund genug war, um Begehren zu wecken. Vielleicht Sigfinn. Er schien ihr albern gutherzig, doch es gab keine Seele, die nicht zu beflecken war. Byrin gar, die Brynja war? Eine Frau … Es war ein delikater Gedanke. Sie hatte die Körper von Frauen schon oft genossen und traute sich zu, auch bei der Fürstin von Wenden Hörigkeit zu wecken.
    Mit dem beruhigenden Gedanken, dass kaum jemand ihr widerstehen konnte, lenkte sich Elsa von den Schwertern ab, die tief in ihrem Schädel immer noch auf die Schilde hämmerten und ein Urteil forderten.
     
    Sigfinn und Brynja hatten lange überlegt, wie auf Island vorzugehen war. Es lag in ihrer beider Natur, vorsichtig zu sein und nicht in bereits gezogene Schwerter zu laufen. Doch als das kleine Schiff durch die Wogen brach und am Horizont Hafen und Burg Isenstein in Sicht kamen, hatte Sigfinn die Augen zusammengekniffen und mit der Faust auf das Holz der Reling gehauen. »Ich werde nicht in die Burg meiner Eltern schleichen wie ein Dieb in der Nacht! Wenn Elsa und Calder dort sind, sind sie es nicht zu Recht. Was wir fordern, fordern wir mit klarer Stimme.«
    Brynja dachte darüber nach, ihm zu widersprechen, sah aber ein, dass sie ihm vom Herzen her zustimmte. In dieser
Welt war Sigfinn der letzte Erbe Islands, und in seinen Grenzen musste er niemanden dulden, der ihm feindlich gesinnt war. Und so hakte sie sich nur bei ihm unter, hielt das Gesicht in die sprühende Gischt und sagte: »Dann sei es so.«
    Es war ein trüber, bewölkter Tag von vielen, als sie in den Hafen einfuhren und das Wasser um sie herum in gnädige Stille verfiel. Kies knirschte unter dem Rumpf, das Segel wurde eingerollt.
    Heimat.
    Kein Volk begrüßte sie, aber auch kein feindlicher Krieger. Die kleinen Häuser lagen hier so still wie an dem Morgen, als Sigfinn in der neuen Zeit erwacht war. Ihre Leibwachen

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