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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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geeignet, um Worms nicht aus den Augen zu verlieren. In der nächsten Ortschaft würde man ihm dann genauer den rechten Weg weisen.
    Er dachte an Brynja. Obwohl er Ausschau gehalten hatte, bis ihm die Augen brannten, war keine Spur von ihr zu entdecken gewesen. Die Möglichkeit, dass sie doch der Horde in die Hände gefallen war, mochte er nicht zulassen. Sicher hatte sie sich nur verlaufen. Schließlich war sie eine Frau und als solche in der Orientierung wenig begabt.
    Für einen Moment fürchtete er, sein Drachenamulett verloren zu haben. Dann spürte er es seltsam kalt auf seiner Brust liegen. Die Wärme, die es vorher ausgestrahlt hatte, war fast vollständig vergangen. Vielleicht hing es damit zusammen, dass die anderen Teile nicht mehr in der Nähe waren.
    Ein Busch gab ihm die Beeren, die er als Wegzehrung für den langen Marsch brauchte. Obwohl die Sorge um Brynja ihm das Herz klamm machte, war er stolz darauf, Hurgans Häschern entkommen zu sein. Wahrlich, gegen einen Drachen und ein Horde zu bestehen war ein Zeichen von Tapferkeit - oder der schützenden Hand der Götter. Beides war Sigfinn in diesem Moment recht.
    Am Rande eines weiten, kargen Feldes sah er einen festgetretenen Weg und folgerte scharfsinnig, dass dieser irgendwann zu einer Ortschaft führen müsse. Also folgte er den beiden Furchen, die über die Jahre viele Karren in den Boden gegraben hatten. Sie brachten ihn zu einer Taverne, deren Besuch Sigfinn lieber mied - die Ereignisse von Fjällhaven
waren noch frisch genug in seinem Gedächtnis. In den Stallungen hinter dem Haupthaus waren drei Pferde angebunden, und kein wachsames Auge hinderte ihn, sich eines davon zu nehmen und am Zügel so weit fortzuführen, bis er aufsitzen und losreiten konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Prinz Sigfinn von Island hatte eine Waffe und ein Pferd und war nun entschlossen, das Schicksal nicht mehr über sich spülen zu lassen wie eine Brandung. Es musste gestaltet werden - von seiner Hand …
     
    Jonars Krieger standen aufgereiht zwischen den Resten der Waldhütten, in denen sich die Rebellen versteckt hatten. Die Leichen der Feinde brannten müde, lustlos übereinandergestapelt. Gadaric ging gemächlich umher, doch die Ruhe war trügerisch. Jonar wusste, dass er im Versagen, die von Hurgan geforderten Köpfe zu bringen, sein Leben verwirkt hatte. Es gab keine Entschuldigung und keine Gnade.
    »Es ist wie ein böses Spiel«, zischte Gadaric leise. »Von dreißig überleben gerade drei, und genau die sind es, die wir tot brauchten.«
    »Wir wissen nicht, ob sie noch leben«, hielt Jonar dagegen. »Einer, vielleicht zwei, sind verletzt. In ihren Lungen spielen vielleicht längst die Fische der Albia.«
    »Und was soll ich Hurgan zum Beweis bringen?«, fragte Gadaric. »Drei Kohlköpfe?«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung, und im gleichen Moment warfen sich die Krieger unter Jonars Kommando zu Boden, krümmten sich vor Schmerzen. Ihre Haut warf Blasen, Blut drang aus allen Poren, und schließlich brachen die Knochen nach außen. Sie starben zuckend und grunzend.

    Nur Jonar stand noch da und verfluchte in einer geheimen Kammer seines Geistes die mangelnde Fähigkeit, einfach davonzulaufen. Oder dem kleinen schmalen Männchen vor ihm den Schädel zu spalten.
    »Tötet mich«, forderte er stattdessen. »Ich bin nicht weniger verantwortlich als meine Männer, vielleicht mehr.«
    »Und ich freue mich, wenn du genau das dem König selber erklärst«, sagte Gadaric mit fast freundlicher Stimme.
    Um sie herum verschwamm die Welt, wurde dunkel, als hätte Jonar mit offenen Augen geblinzelt oder als hätte eine Hand sein Gesicht passiert. Er fühlte einen kalten Hauch und einen Krampf in den Eingeweiden. Es knisterte unter seinen Füßen, als aus Waldboden Stein wurde, aus Tageslicht Fackelschein.
    Gadaric hatte Jonar nach Drachenfels gebracht.
    Hurgan saß auf seinem Thron und blickte seinen Berater und den Horden-Anführer grimmig an. Er wusste schon, was sie ihm zu gestehen trachteten. »Keine Schädel.«
    Gadaric war nicht dumm genug zu antworten. Er hatte den tumben Krieger mitgebracht, um des Königs Zorn auf ihn zu lenken. Und Jonar tat ihm den Gefallen. »Im Dunkel der Nacht gelang ihnen die Flucht über den Fluss.«
    Ächzend erhob sich Hurgan und streckte den rechten Arm aus. »Schwert.«
    Einer der königlichen Leibwächter kam herbeigeeilt und gab Hurgan die gewünschte Waffe. Das Tier hinter dem Thron knurrte unruhig - es fühlte sich um seine

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